Thomas Müller und seine Lieblingskrise beim FC Bayern | ABC-Z
Frankfurt – Mit drei sieglosen Partien geht der FC Bayern in die Länderspielpause. Zwar als Tabellenführer, aber mit drei sieglosen Partien. In der Vergangenheit wurde in solchen Phasen auch gerne mal der Großkrisenmodus ausgerufen und “über alles” nachgedacht. So wie beispielsweise Julian Nagelsmann im September 2022, nach einem 0:1 in Augsburg, dem vierten sieglosen Bundesligaspiel am Stück.
“Über mich, über die Situation, über alles” wollte der damalige Bayern-Coach in der Länderspielpause nachdenken. Auch ein Rücktritt wurde in seine Worte hineininterpretiert, saß Nagelsmann schließlich schwer geknickt, mit trauriger Stimme und versteinerter Miene in der Pressekonferenz.
Kompany beschwichtigt: “Lasst uns einfach ruhig bleiben”
Drei Jahre später gestaltet sich das Bild komplett gegenteilig. Vincent Kompany will die Säbener Suppe gar nicht erst überkochen lassen und dreht vorsichtshalber mal den Herd ab. “Lasst uns einfach ruhig bleiben”, beschwichtigte der Belgier bei DAZN, “weil das was ich gesehen habe, eine tolle Leistung von der Mannschaft war. Wir hatten so, so viele Chancen. Auswärts haben wir letzte Saison 5:1 verloren und das war ein total anderes Spiel heute.” Thomas Müller betonte, dieselbe Partie in 15 Versuchen 13 Mal zu gewinnen. Kompany erhöhte sogar auf 14.
Auch bei Müller war von Krisenmodus nichts zu sehen oder hören. “Ich bin heute seit längerer Zeit wieder mal auf dem Platz gestanden und es war ein Genuss, wie wir den Gegner eingeschnürt haben und Torchancen hatten. Das Gefühl ist überragend.” Als Frankfurter hätte Müller “die weiße Fahne gehisst.” Think pink trotz ausbleibender Ergebnisse. Die Spielweise stimmt schließlich, “wenn du einen Gegner, der Zweiter in der Bundesliga war, so dominierst.” Und das zum zweiten Mal in Folge. Bayer Leverkusen musste vor Wochenfrist offensiv ebenfalls die Fleischreste vom Knochen nagen, das Menü ging bereits an den FC Bayern.
Krise? “In dieser Krise befinde ich mich gerne”
Kritik übt Müller lediglich an der Art und Weise des 3:3-Ausgleichstreffers: “Dieses Gegentor war ein bisschen wild. In der Endphase ist es ganz schwierig zu verteidigen. Dann geht der Jo (Kimmich, d. Red.) so ein bisschen in den engen Raum. Das war jetzt nicht unbedingt das, was wir haben wollen. Das ist nicht clever.”
Aber die Spielweise und das Projekt bleiben unangetastet. Krise? “In dieser Krise befinde ich mich sehr gerne.” Offene, erfrischende und geradlinige Worte des FC Bayern, komplett gegenteilig zu den unruhigen letzten Jahren und Vertrauen sowie stückweiser Fortschritt statt Großkrisenmodus. Das Allerwichtigste, die Tabellenführung ist schließlich noch da.