Thilo Mischke wird nicht Moderator von „ttt“ | ABC-Z
Der Journalist Thilo Mischke wird doch nicht Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt – titel, thesen, temperamente“. Das bestätigte die ARD in einer Presseerklärung. Zunächst hatte die „Süddeutsche Zeitung“ darüber berichtet. In der Pressemeldung heißt es: „Die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie Thilo Mischke überschattet die für uns zentralen und relevanten Themen, die wir mit der Sendung und Marke ,ttt’ transportieren und gemeinsam mit der Community diskutieren möchten so, dass dies nicht mehr möglich ist.“ ARD und Moderator seien sich deshalb einig, dass es nun darum gehe, „einen weiteren Rufschaden von ,ttt’ und Thilo Mischke abzuwenden.“
Die Kulturchefinnen und Kulturchefs der ARD-Gemeinschaftsproduktion hätten daher am Samstag entschieden, Mischke nicht mehr im Zusammenhang mit „ttt“ einzusetzen. Mischke äußerte sich bislang nicht selbst, da er sich laut Pressemittelung „in einem noch andauernden Prozess der Auseinandersetzung mit den Ereignissen“ befinde.
Protest aus der Kulturbranche
Ein paar Tage vor Weihnachten hatte der Senderverbund Mischke als Nachfolger von Max Moor bei „ttt“ vorgestellt. Kurz vor Heiligabend setzte öffentliche Kritik an der Berufung ein. Feministinnen warfen Mischke Sexismus und Frauenfeindlichkeit vor. Dabei geht es um sein 2010 erschienenes Buch „In 80 Frauen um die Welt“, in dem der Ich-Erzähler davon träumt, auf einer Weltreise mit 80 Frauen zu schlafen. In einem Podcast im Jahr 2019 hatte Mischke zudem evolutionsbiologischen Nonsens über den „Vergewaltigungsdrang“ von Männern verbreitet, der dazu geführt habe, dass sich der Homo Sapiens gegenüber den Neandertaler durchgesetzt habe.
Die ARD hatte Mischke gegen die Kritik zunächst verteidigt: Das Magazin „ttt“ stelle „sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz.“ Seit der Veröffentlichung habe er sich „intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt“. Er habe sich „mehrfach öffentlich der Kritik gestellt und für seine Ausdrucksweise entschuldigt. Unter anderem in einem Podcast, den er im März 2021 veröffentlichte.“ Mischke distanziere sich „heute von Titel und Inhalt des Buches“ und habe „erstritten, dass dieses nicht wieder aufgelegt wird. Das respektieren wir“, teilte die ARD mit. Man freue sich auf ihn als neuen Moderator von „ttt“.
Diese Freude ist dann aber vergangen. Vor zwei Tagen nämlich meldeten sich mehr als 100 Leute aus der Kulturszene und protestierten in einem offenen Brief gegen Mischkes Berufung. Eine Zusammenarbeit mit Mischke schließe man aus, hieß es darin. Man sei „bestürzt über diese Personalentscheidung der ARD“. An dieser gab es, wie die „Süddeutsche“ schreibt, daraufhin offenbar auch Kritik in der „ttt“-Redaktion, an der sechs ARD-Sender beteiligt sind.
„Wir setzen auf einen respektvollen, menschlichen Umgang – das gilt auch bei aller Kritik“, sagte die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. Daher habe man „in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt, auch mit Thilo Mischke, den wir schätzen. Diese setzen wir in den nächsten Tagen fort und werden gemeinsam mit Thilo Mischke die Thematik journalistisch aufarbeiten.“