Theater: Regisseur Robert Wilson ist tot – Kultur | ABC-Z

Der einflussreiche Theater– und Opernregisseur Robert Wilson ist tot. Der Künstler starb im Alter von 83 Jahren in der Nacht zum Donnerstag in Water Mill im US-Bundesstaat New York, wie Chris Green, Präsident der Robert Wilson Arts Foundation, der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Wilson hat mit bekannten Dramatikern, Dichtern, Musikern und Schauspielern wie Heiner Müller, William S. Burroughs, Allen Ginsberg, Tom Waits, Herbert Grönemeyer und Marina Abramović zusammengearbeitet und Dutzende Auszeichnungen bekommen, darunter das Bundesverdienstkreuz. Wilsons wohl berühmtestes Werk war die fünfstündige Inszenierung der Oper „Einstein on the Beach“ gemeinsam mit Philip Glass. Der Regisseur galt als Schöpfer genialer Bühnenwunderwelten.
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Für viele war er ein Meister der Verfremdung von Natürlichkeit, der seine Zuschauer mit ritueller Langsamkeit und mysteriösem Bilderfluss zugleich verstörte und bannte. Wilsons meist streng abstrahierendes, minimalistisches und zugleich berührendes Bildertheater, das mit beeindruckenden Lichteffekten arbeitete, war stets bis ins Letzte durchchoreografiert. Seine Vorliebe für assoziatives Bildertheater wurde häufig mit einer Sprach- und Verhaltensstörung in seiner Kindheit in Verbindung gebracht.
Robert wuchs als schüchterner, stotternder Außenseiter in Texas, im tiefen Süden der USA, auf. Sein Vater, ein erzkonservativer, streng religiöser Rechtsanwalt, hatte wenig Verständnis für das stille Kind. Die Mutter begegnete dem Jungen kühl und distanziert. Erst die Tanztherapeutin und Ballettlehrerin Byrd Hoffman brachte Wilson bei, Umwelteindrücke bedächtig und konzentriert aufzunehmen und sich auch beim Sprechen Zeit zu lassen.
Erst Jurastudium, dann Kunst
Nach dem Schulabschluss studierte er zunächst Jura, stieg dann um auf Architektur und Kunst und ging nach New York. Nach seinem Outing als Homosexueller und dem Donnerwetter des Vaters versuchte er, sich das Leben zu nehmen, wurde aber gerettet. Ende der 60er-Jahre gründete er die experimentelle Theatergruppe „Byrd Hoffman School of Byrds“.
Sein erster Erfolg außerhalb Amerikas war 1971 die Aufführung der siebenstündigen stummen Oper „Deafman Glance“ in Paris. Ein Werk, das inspiriert war von seinem schwarzen taubstummen Adoptivsohn Raymond Andrews. „Jedes große Werk muss etwas mit dem Mann auf der Straße zu tun haben“, sagte der Regisseur einmal dem britischen Guardian. Auf Long Island betrieb Wilson die Kunststiftung und Ideenfabrik „Watermill Center“. Hier fördert er vor allem auch den Nachwuchs. Ansonsten war sein Kalender fast bis zuletzt durchgeplant, vor allem mit Stücken auf europäischen Bühnen, etwa beim Berliner Ensemble oder am Thalia-Theater in Hamburg. In Europa verstehe man ihn und seine Kunst einfach besser als in seiner US-amerikanischen Heimat, hatte Wilson stets gesagt.