Kultur

The Tribe of Supernova in Berlin: Mit Hedonismus gegen Antisemitismus | ABC-Z

Für eine Linke, die in Haupt- und Nebenwidersprüchen denkt, ist das Massaker während des Supernova-Musikfestivals am 7. Oktober 2023 wenig mehr als eine Randnotiz.

Für andere ist es ein Ereignis, das auf tragische Weise deutlich macht, warum wir die Humanität niemals angeblich höheren politischen Zielen unterordnen dürfen. Nichts rechtfertigt unmenschliches Handeln. Der Weg ist das Ziel. Und wer vom Weg abkommt, verfehlt das Ziel.

„Am Tag danach haben wir nicht verstanden, was geschehen ist“, sagt Tal Shimony. Die in Berlin lebende junge Israelin ist eine Überlebende des Massakers beim Supernova-Festival. „Jeder, der da war,“ so Shimony, „wurde an diesem Tag in gewisser Weise ermordet.“ Sie sagt dies bei einer Veranstaltung in der Ausstellung „The Nova Music Festival Exhibition“.

Hier im Gebäude des stillgelegten Flughafens Tempelhof in Berlin diskutiert sie mit Katja Lucker (Initiative Musik), Nikolas Lelle (Amadeu Antonio Stiftung), den Buchautorinnen Maria Kanitz und Lukas Geck über „Antisemitismus in der Musikszene“. Über das „Silencing“ israelischer oder jüdischer Menschen wie Shimony nach dem 7.Oktober auch in Berlins Klubszene.

Plakat zur Ausstellung am Flughafen Tempelhof, 6. Oktober 2025



Foto:
Stefan Zeitz/imago


Love, Trance and Peace

Die Ausstellung in Tempelhof repräsentiert dagegen den eindrucksvollen Versuch der Überlebenden, sich mit den Ereignissen des 7. Oktober auseinanderzusetzen. Ihre hedonistischen und friedvollen Ideale gegen das zu verteidigen, was geschah, als palästinensische Extremisten in Israel einfielen und allein beim Supernova-Musikfestival 378 Menschen töteten, 44 Festivalbesucher in den Gazastreifen verschleppten. Die letzten elf der noch lebenden Entführten kamen erst am 13. Oktober 2025 – nach zwei Jahren – frei.

„The Nova Music Festival Exhibition“ hat einen schweren Stand in einer Stadt wie Berlin. Doch sie wurde von Menschen wie Shimony gemacht, die sich gegen völkischen, patriarchalen, religiösen Hass wenden und weiterhin auf eine Politik der Freundlichkeit setzen. Wer sich darauf einlässt, wird die Ideale des Tribe of Supernova kennenlernen, aber auch die Aggression derjenigen, die ihn auslöschen wollten.

Shimony verlor am 7. Oktober viele ihrer Freunde, will an sie erinnern, ohne auf Hass mit Hass zu reagieren. Doch wie will man jenen in Kultur und autoritärer Linken begegnen, die wie Judith Butler den totalitären Islamismus nur als eine Reaktion auf Verfehlungen des Westens und Israels betrachten?

Durch Selbstauflösung wohl kaum. Eher den angeblichen Neben- zum Hauptwiderspruch machen: Schaut auf den Tribe of Supernova, Menschenrechte gelten universell. Kein Bündnis mit deren Feinden.

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