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Texter ein Nazi? FC St. Pauli legt Doku zu Stadion-Hymne „Herz von St. Pauli“ vor | ABC-Z

Seit Mitte Februar verzichtet der FC St. Pauli auf das Abspielen seiner Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“. Texter Josef Ollig soll in das NS-System verstrickt gewesen sein. Der Klub gab ein Gutachten in Auftrag. Das liegt nun vor und ist 60 Seiten stark.

Der FC St. Pauli hat eine Dokumentation zum Texter der Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“, Josef Ollig, und dessen Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus vorgelegt. Die Wissenschaftler betonten allerdings, keine Handlungsanweisung zu geben, wie die Klub-Verantwortlichen mit dem Lied künftig umgehen sollen.

Nachdem Olligs Verstrickung in das NS-System bekannt geworden war, hatte der Verein Mitte Februar beim Heimspiel gegen den SC Freiburg zum ersten Mal seit 20 Jahren und bis zum Saisonende auf die das Lied als Hymne verzichtet. Dies war von einem Teil der Fans kritisiert worden. Der Journalist Ollig hatte den Text zu „Das Herz von St. Pauli“ verfasst. Das Lied wurde in den 50er-Jahren veröffentlicht und unter anderem von Hans Albers im gleichnamigen Film (1957) gesungen.

Vor den Heimspielen wurde das Lied in der rockigen Version der Band „Phantastix & Elf“ gespielt. Nach dem Ende setzten die Fans die Gesänge auch ohne die eingespielte Musik fort.

Das fast 60 Seiten umfassende Gutachten verfassten Politik- und Medienwissenschaftlerin Celina Albertz vom FC St. Pauli-Museum und der Historiker Peter Römer vom Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster. Ihre Arbeit durch die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte fachlich geprüft.

Ollig habe „rassistische Feindbilder“ konstruiert

In der Stellungnahme der Stiftung wurde deutlich herausgestellt, dass Ollig sowohl vor dem Krieg als auch als Kriegsberichterstatter „deutlich das NS-System“ unterstützte. In seinen Texten habe er „rassistische Feindbilder“ konstruiert und „die Einheit der ‘Volksgemeinschaft’“ beschworen. Ob dies aus Karrierismus oder aus Überzeugung geschah, werde sich nicht abschließend klären lassen, hieß es weiter.

Deutlich hervorgehoben wird in dem Gutachten laut Stiftungs-Stellungnahme, „dass Ollig bereits am Ende der Weimarer Republik in wichtiger Funktion für eine republikfeindliche Hamburger Zeitung tätig war, die ab 1930 offen die NSDAP unterstützte“.

Auch sei eindeutig nachgewiesen worden, dass der 1906 geborene Ollig „in seinem Entnazifizierungsverfahren durch Auslassungen und Lügen seine Redaktionstätigkeit während der NS-Zeit als unpolitisch darzustellen versuchte“. Am kommenden Mittwoch soll das Gutachten bei einer Veranstaltung im Millerntor-Stadion vorgestellt und diskutiert werden.

dpa/SUF

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