Teuerste Versuchung: Das ist die Mogelpackung des Monats | ABC-Z

Teuerste Versuchung
Das ist die Mogelpackung des Monats
28.02.2025, 10:51 Uhr
Der Inhalt reduziert sich, der Preis steigt sogar: Unterm Strich müssen Verbraucher bei Mogelpackungen mehr Geld für ein Produkt bezahlen, ohne dies so ohne Weiteres erkennen zu können. Naschkatzen müssen diesen Monat tapfer sein, wie die Verbraucherzentrale Hamburg aufdeckt.
In diesem Monat bekommen die Milka-Schokoladentafeln des Unternehmens Mondelez den Titel „Mogelpackung des Monats“ von der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) verliehen.
Vor gut einem Monat schockte Schokoladenliebhaber die Nachricht, dass der Preis für Tafeln der Marke Milka von 1,49 auf 1,99 Euro steigen wird – und zwar flächendeckend bei fast allen Supermärkten, Discountern und in Drogeriemärkten. Kurze Zeit später sickerte durch, dass zusätzlich die Füllmenge von 100 auf 90 Gramm pro Tafel schrumpfen soll. Was zusammen einer Preiserhöhung von bis zu 48 Prozent entspricht.
Nun hat die VZHH die ersten geschrumpften Schokoladentafeln in Hamburger Geschäften gefunden. Häufig werden die Schrumpfpackungen mit großen Displays als Sonderangebot angepriesen. Einzelne Verbraucher haben die Preistrickserei bei den Verbraucherschützern bereits gemeldet. Sie zahlen nun deutlich mehr für die Milka-Schokolade.
Verpackung bleibt gleich groß, Tafel schrumpft
Auf den ersten Blick ist die Reduzierung der Füllmenge kaum erkennbar. Die Verpackung bleibt gleich groß, während die Tafel unmerklich in der Dicke um einen Millimeter schrumpft. Zwar gibt Mondelez die reduzierte Füllmenge bei den kleineren Tafeln nun auf der Vorderseite der Verpackung an, doch diese Angabe wird oft von den Laschen der Kartons in den Supermarktregalen verdeckt. Ein auffälliger Hinweis auf die Verkleinerung fehlt weiterhin.
Aktuell hat die VZHH insgesamt neun Sorten ausfindig gemacht, bei denen Mondelez das übliche Gewicht von 100 Gramm verringert und gleichzeitig den Preis erhöht hat. Als da wären: Alpenmilch, Noisette, Trauben-Nuss, Zartherb, Kuhflecken, Weiße Schokolade, Luflée und Ganze Haselnüsse. Ein Tabubruch, den es früher nur bei besonderen Sorten wie etwa Darkmilk (85 Gramm) oder LU Kekse (87 Gramm) gab. Aktuell machte die VZHH insgesamt neun Sorten ausfindig, bei denen Mondelez das übliche Gewicht von 100 Gramm verringert hat.
Mondelez begründet die Preissteigerung in einer Stellungnahme mit gestiegenen Rohstoffkosten, insbesondere für Kakao. Hier heißt es: „So haben sich beispielsweise die Kakaopreise in den letzten zwölf Monaten fast verdreifacht und ein Rekordniveau erreicht. Auch andere Kosten, wie Energie, Verpackung und Transport, bleiben hoch. Das bedeutet, dass die Herstellung unserer Produkte viel teurer ist.“
Rohstoffpreise oder doch nur Rendite?
Die VZHH äußert allerdings Zweifel und merkt an, dass sich die Verdreifachung des Kakaopreises auf die Preise am Spotmarkt beziehen dürfte und nicht auf die tatsächlichen Kosten für Mondelez. Laut VZHH sichert sich ein solch großer Konzern seine riesigen Kakaomengen durch langfristige Verträge. Darauf deutet auch der aktuelle Finanzbericht von Mondelez International hin. Darin ist von höheren Gewinnen durch „lower manufacturing costs“ (niedrigere Herstellungskosten) die Rede.
Laut offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist der Verbraucherpreisindex für Schokolade seit Anfang 2024 bis Ende Januar 2025 nur um rund 8 Prozent (Verbraucherpreisindex von 132,5 auf 143,0) nach oben geklettert. Im gleichen Zeitraum, allerdings einschließlich Februar 2025, verteuerte sich der Preis für die Schokotafeln von Milka jedoch um bis zu 64 Prozent. Auch wenn der Verbraucherpreisindex für Februar 2025 noch fehlt, ist der Unterschied eklatant und legt den Verdacht nahe, dass Mondelez satte Gewinne einfährt trotz höherer Rohstoffpreise für Kakao, schlussfolgert die VZHH.
Verbraucher müssen sich häufig über versteckte Preiserhöhungen ärgern. Vorausgesetzt, sie entdecken diese auch. Die VZHH bietet die Möglichkeit, auf Produkte, mit denen Kunden derart (weniger Inhalt bei gleichem Preis) getäuscht werden, aufmerksam zu machen. Sie macht diese Produkte dann öffentlich und kürt sie zur Mogelpackung des Monats und des Jahres.