Methan-Spinnen ernähren sich mit skurrilem Trick | ABC-Z

Berlin. Forscher haben neue Spinnenarten entdeckt, die sich von Bakterien auf ihrer Haut ernähren – und dabei klimaschädliches Methan abbauen.
Sie leben dort, wo kein Licht mehr hinreicht, in ewiger Dunkelheit auf dem Grund des Pazifiks. Doch drei neu entdeckte Tiefsee-Spinnenarten haben eine erstaunliche Überlebensstrategie entwickelt – und könnten ganz nebenbei helfen, das Klima zu schützen.
In den Methanquellen vor der US-amerikanischen Westküste brodelt es. Tausende Meter unter der Wasseroberfläche haben Forscher drei bislang unbekannte Arten von Tiefsee-Spinnen entdeckt, die sich auf ungewöhnliche Weise ernähren: Sie fressen Bakterien, die auf ihren eigenen Körpern wachsen. Diese Mikroben verwandeln Methan aus dem Meeresboden in nahrhafte Energie. Ein Prozess, der bisher nie bei Spinnen beobachtet wurde.
„Es ist, als würden die Spinnen ihr Frühstück direkt von der eigenen Haut abkratzen“, sagt Meeresbiologin Shana Goffredi von der Occidental College in Los Angeles gegenüber CNN. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie die Studie im Fachjournal PNAS veröffentlicht. Dort beschreiben die Forscher, wie die durchsichtigen, nur etwa einen Zentimeter großen Tiere in Symbiose mit methanoxidierenden Bakterien leben. Diese wandeln das klimaschädliche Gas in Zucker und Fette um und dienen den Spinnen anschließend selbst als Nahrung.
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Bakterien-Buffet auf acht Beinen
Anders als ihre Verwandten an Land besitzen die neuentdeckten Meeresspinnen keine Fangarme, um Beute zu machen. Stattdessen „ernten“ sie die Bakterien, die sich auf ihrem Exoskelett angesiedelt haben. Isotopenanalysen der Spinnengewebe zeigen: Der Kohlenstoff stammt direkt aus dem Methan, also aus dem Inneren der Erde.
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Dabei profitieren nicht nur die Spinnen. Auch die Mikroben finden auf den Gliedmaßen der Tiere optimale Bedingungen, um zu wachsen. Selbst der Spinnennachwuchs scheint davon zu leben: Die Jungtiere übernehmen beim Schlüpfen gleich eine Ladung Bakterien vom Vater, der die Eier wie Armbänder um seine Beine trägt.
Klimawandel trifft Tiefsee
Die Erkenntnisse sind nicht nur biologisch faszinierend – sie könnten auch klimarelevant sein. Methan ist ein starkes Treibhausgas. Dass es in der Tiefsee durch Bakterien „aufgegessen“ und so nicht in die Atmosphäre gelangt, hat weitreichende Folgen. „Diese kleinen Tiere könnten eine größere Rolle im globalen Methankreislauf spielen, als wir bisher dachten“, sagt Goffredi laut CNN.