Tennis: Match gegen Alcaraz – Zverev hält für Halbfinal-Einzug alle Trümpfe in der Hand | ABC-Z
Deutsche Tennis-Sternstunden in Turin. Alexander Zverev spielt gegen Carlos Alcaraz um den Halbfinaleinzug beim Saisonabschluss der acht besten Tennisprofis des Jahres. Dem Doppel-Team aus Tim Pütz und Kevin Krawietz ist das Halbfinale bei den ATP-Finals bereits sicher. Damit schreiben sie deutsche Tennis-Geschichte.
Die Anstrengung war ihm anzusehen. „Ich freue mich auch auf den Urlaub. Ich glaube, wir haben alle genügend Tennis gespielt dieses Jahr“, sagte Alexander Zverev nach seinem zweiten Sieg im zweiten Vorrundenspiel bei den ATP Finals in Turin. Für Urlaub muss sich der Tennisprofi allerdings noch etwas gedulden, denn der Hamburger läuft gegen Ende des Jahres zur Höchstform auf. Zverev hatte zuvor schon das ATP-1000-Turnier in Paris-Bercy gewonnen und damit seinen Status als neue Nummer zwei der Welt untermauert. Für den 27-Jährigen war es nach Rom der zweite Masters-Sieg 2024 und der siebte insgesamt in seiner Karriere.
Jetzt kommt es beim Saisonfinale zum brisanten Gruppen-Showdown gegen Carlos Alcaraz. An diesem Freitag (14.00 Uhr, Sky) treffen die beiden am letzten Vorrunden-Spieltag des Jahresabschlussturniers in Turin aufeinander. Und es geht um den Halbfinaleinzug. Zverev muss seine Vierer-Gruppe als Erster oder Zweiter abschließen. Er hat mit zwei Siegen aus zwei Gruppenspielen die besten Aussichten, ist auch bei zumindest einem Satzgewinn sicher aus eigener Kraft weiter. Er würde ebenfalls das Final-Wochenende erreichen, falls Rubljow gegen Ruud gewinnen sollte.
„Ich möchte einfach alles geben, um auch am Freitag zu gewinnen“, sagte Zverev nach seinem 7:6 (7:3), 6:3 in einem hochklassigen Match gegen den Norweger Casper Ruud. Zverevs ansteigende Formkurve in den letzten Wochen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass er nach seiner Knieverletzung wieder in Bestform spielt.
Diese braucht er, um seine beiden großen Karriereziele zu erreichen, denn die Uhr tickt. Die Nummer 1 der Weltrangliste zu werden und endlich ein Grand Slam zu gewinnen, fehlen noch. Bei den bisherigen Turnieren scheiterte er vor allem an sich selbst. Zverev erwartet auch den spanischen Gewinner der French-Open und Wimbledon, Alcaraz, in ähnlich starker Form, auch wenn dieser sich nach eigenen Worten in den Tagen in Turin wegen einer Erkrankung nicht gut gefühlt habe.
Alcaraz und Zverev auf Augenhöhe
„Er hat ein Supermatch gespielt gegen Rubljow, und ich erwarte dasselbe“, meinte Zverev. Alcaraz hatte gegen den russischen Kontrahenten Andrej Rubljow in seinem zweiten Auftritt bei den diesjährigen ATP Finals den ersten Sieg geholt. Zehnmal standen sich Zverev und Alcaraz bisher gegenüber, jeder gewann fünfmal. Zuletzt gab es das dramatische French-Open-Finale in Paris, in dem Zverev im Juni gegen den Spanier seinen ersten Grand-Slam-Titel auf dramatische Weise verpasste.
„Das Match an sich hängt eigentlich nicht so sehr nach, weil ich das Gefühl habe, ich habe alles getan, was ich machen konnte“, sagte Zverev: „Die Schiedsrichterentscheidung hängt mir immer noch sehr, sehr nach. Die fand ich sehr bitter.“ Eine Fehlentscheidung hatten seine Chancen auf den ersehnten Triumph im Stade Roland Garros zumindest geschmälert.
Pütz und Krawietz schreiben deutsche Tennis-Geschichte
Die deutsche Erfolgsgeschichte beim Turnier in Turin wird unterdessen auch im Doppel fortgeschrieben. Kevin Krawietz und Tim Pütz waren von ihrer Leistungsexplosion selbst erstaunt. „Das ist einfach nicht die Normalform mehr, wenn man das Jahr betrachtet“, sagte Pütz nach der nächsten glänzenden Partie, mit der die beiden bereits jetzt ein Kapitel deutscher Tennis-Geschichte schrieben. „Wir versuchen jetzt nicht davon auszugehen, dass das das Normale ist, wie wir gespielt haben“, meinte er, „weil das nur zur Enttäuschung führen kann, weil das schon sehr, sehr gut war in den letzten beiden Matches.“
Mit zwei Siegen in den ersten beiden Gruppenspielen stehen Krawietz und Pütz bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt bei den ATP Finals vorzeitig als Halbfinalisten fest – als erstes deutsches Doppel-Team in der 55-jährigen Turniergeschichte. Die acht besten Doppel des Jahres treten in Turin an – Krawietz/Pütz zählten als achtbestes Team zum Teilnehmerfeld.
Unbeeindruckt von der im Doppel-Wettbewerb selten erlebten großen Zuschauer-Kulisse besiegte das deutsche Davis-Cup-Duo in Turin die italienischen Lokalmatadoren Simone Bolelli und Andrea Vavassori mit 7:5, 6:4. Zum Auftakt hatten die US-Open-Finalisten die an eins gesetzten Marcelo Arévalo und Mate Pavic (El Salvador/Kroatien) bezwungen. Am Freitag (11.30 Uhr, Sky) steht das abschließende Gruppenspiel gegen Rohan Bopanna/Matthew Ebden (Indien/Australien) an, bevor es am Samstag um den Finaleinzug geht.
Der Erfolg kommt auch deswegen überraschend, weil Pütz kurz vor den ATP Finals wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade mehrere Wochen pausieren musste. „Ich konnte mich vor anderthalb Wochen noch kaum bewegen“, sagte er. „Wahrscheinlich ist es nicht die ideale Vorbereitung, aber vielleicht ist das auch ein Grund, dass die Lockerheit da ist. Dass wir hier spielen können, das ist eigentlich schon ein Bonus.“
jm/dpa