Wirtschaft

Tennis-Masters in Paris: Irgendwas ist immer bei Alexander Zverev | ABC-Z

Alexander Zverev muss wieder zum Arzt. Diesmal nicht wegen des Rückens, der ihm über die Tennissaison hinweg immer wieder schmerzte. Auch nicht wegen des Ellenbogens, der Deutschlands bestem Tennisspieler zeitweise ebenso Scherereien machte wie der Zeh. Hilfe benötigt Zverev auch nicht wegen mentaler Probleme, anders als im Sommer rund um Wimbledon. Zum Arzt muss er diesmal, weil ihm der Knöchel Beschwerden bereitet. Und zwar ausgerechnet das rechte Sprunggelenk, an dem sich der Hamburger nach seinem fatalen Fehltritt und drei gerissenen Bändern bei den French Open vor dreieinhalb Jahren hatte operieren lassen müssen.

Wieder das rechte Sprunggelenk, wieder Paris, und wieder zu einer Zeit, in der Zverev sportlich besser drauf gewesen ist als zuvor. Doch so grausam die 0:6, 1:6-Halbfinalniederlage beim Mastersturniers gegen Jannik Sinner auch geriet: Die Blessur, die Zverevs Spiel am Samstag sichtbar beeinträchtigte, ist wesentlich weniger dramatisch als jene damals in Roland Garros. Nach seinem vorangegangenen Dreisatzsieg im Viertelfinale gegen Daniil Medwedew sei der Knöchel in der Nacht zu Samstag „extrem aufgeschwollen“, sagte Zverev bei „Sky“.

Deshalb wolle er sich nach München aufmachen und den Arzt aufsuchen, der ihn im Juni 2022 operiert habe, sagte Zverev, nachdem das Pariser Hallenturnier für ihn als Titelverteidiger beendet war. „Mit ihm werde ich schauen, was das ist, ob wir was machen können, was spritzen können. Und irgendwann werde ich nach Turin kommen.“

Und dann auch noch der Davis Cup?

Zverev muss sich sputen. Die ATP Finals der acht besten Tennisprofis des Jahres beginnen am kommenden Sonntag in der norditalienischen Stadt. Sie sollen für Zverev der vorletzte Saisonhöhepunkt sein, für die Woche danach hatte er sich noch die Davis-Cup-Finals in Bologna vorgenommen. Ob er sich nach einer Saison, in der er nach eigenen Angaben seit dem gegen Sinner verlorenem Australian-Open-Finale Ende Januar mit Schmerzen spielt, wirklich den Mannschaftswettbewerb antut, sei dahingestellt.

In Paris war Zverev eigentlich stark in Form.AFP

Näher liegt dem Hamburger seine Teilnahme am Jahresendturnier. Zweimal konnte Zverev es gewinnen, 2018 und 2021, und nach den Eindrücken der vergangenen zwei Wochen schien es so, als würde der Weltranglistendritte trotz der Dominanz von Sinner und Carlos Alcaraz nicht chancenlos nach Turin reisen. Beim Finale am Sonntag vor einer Woche in Wien spielte er mit Sinner auf Augenhöhe, zeigte sich couragiert und offensiv wie lange nicht und verlor nur, weil der Südtiroler in manchen Momenten den entscheidenden Tick besser war.

Mit seinem 2:6, 6:3, 7:6-Viertelfinalerfolg am vergangenen Freitag gegen Medwedew, als er zwei Matchbälle abwehrte, bewies Zverev Mumm und Widerstandskraft und beendete die zweieinhalbjährige Misserfolgsserie gegen seinen russischen Angstgegner. „Einen unglaublichen Lauf“ bescheinigte Sinner seinem deutschen Kollegen, nachdem er ihn in Paris gnadenlos in nur 62 Minuten abgefertigt hatte. Was Sinner nicht erwähnte: dass auch er selbst es ist, der Zverev immer wieder zu Fall bringt.

Leichtes Spiel für Sinner

So leichtes Spiel wie im Pariser Halbfinale hatte der Südtiroler noch nie, auch weil Zverevs Aufschlag keine Waffe war. „Ich konnte mich nicht zu hundert Prozent bewegen und mich richtig abdrücken beim Aufschlag“, sagte der Achtundzwanzigjährige: „Wenn du gegen Jannik nicht zu tausend Prozent dein Level spielst, hast du gar keine Chance.“ Unter diesen Umständen wurden Zverevs zweite Aufschläge zu Einladungen an Sinner, den Punkt zu gewinnen: Der Returnierende nahm sie bei 13 von 16 Gelegenheiten an.

Nach seinem Mammutprogramm von 77 Matches – Schaukämpfe wie neulich in Saudi-Arabien nicht mitgezählt – wird Alexander Zverev alles andere als topfit in Turin antreten. Erst vor kurzem hatte er erklärt, wie schwierig es für ihn sei, körperliche Rückschläge zu verkraften. Kaum habe er mal das Gefühl gehabt, in einen guten Rhythmus zu kommen, sei wieder etwas passiert: „Wenn es an einer Stelle besser wird, tritt woanders wieder was auf“, sagte er gegenüber „Bild“. In jenem Interview vor zwei Wochen unterstellte Zverev auch seinem Chefkritiker Boris Becker, sich auf seine Kosten öffentlich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Offenbar hat es gewirkt. Becker zeigte zuletzt Verständnis für Alcaraz, Mitgefühl mit Holger Rune und freute sich mit Ben Shelton. Zu Wohl oder Wehe des Vielspielers Zverev wird Becker als TV-Experte und Podcaster aber noch Stellung beziehen müssen, bevor die ATP Finals beginnen. Man darf gespannt sein.

Back to top button