Zum Geburtstag von Hans-Peter Briegel: Die “Walz aus der Pfalz” wird 70: Happy Birthday, Hans-Peter Briegel! | ABC-Z

Hans-Peter Briegel ist Deutscher Meister, Europameister, Vize-Weltmeister. Doch er selbst bleibt stets bescheiden und bodenständig. Ein Portrait zum 70. Geburtstag.
Hans-Peter Briegel sieht sich selbst nicht als Ikone. Fritz Walter ist eine Ikone oder auch Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer. “Für mich sind die großen Spieler die, die Weltmeister geworden sind”, sagt Briegel. Andreas Brehme fällt ihm da noch ein – und natürlich Miroslav Klose. “Ikone wäre ein bisschen hochgegriffen”, gibt sich der Vize-Weltmeister und Europameister Hans-Peter Briegel wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag im Interview mit SWR Sport bescheiden.
FCK-Legende Hans-Peter Briegel
Briegel ist ein waschechter Pfälzer Bub
Doch Hans-Peter Briegel hat alles, was es für eine FCK-Ikone braucht: Er wurde am 11. Oktober 1955 in Kaiserslautern geboren, ist auf dem elterlichen Hof in Rodenbach aufgewachsen, auf dem er selbst als Kind schon stundenlang arbeitete. Auch als er mit dem 1. FC Kaiserslautern berühmt wurde, half er noch zuhause aus. Direkt nach dem Training fuhr er auf den Hof und packte bei der Ernte mit an.
Hans-Peter-Briegel hat in den ersten Karriere-Jahren immer noch im elterlichen Betrieg geholfen.
Gegen Real Madrid in der Westkurve
Das Kicken hat er erst auf der Straße und dann beim SV Rodenbach gelernt. Schon damals wollte er zum FCK, so schrieb er es mit zehn oder zwölf Jahren in ein Poesie-Album. “Weil ich seit 1963 in der Westkurve gestanden habe. Zuerst mit meinem Vater am Anfang und dann alleine.” Von dort hat er am 20. Oktober 1973 auch das legendäre 7:4 gegen Bayern München gesehen. “Da wollte ich ehrlich gesagt schon in der Halbzeit gehen. Aber dann habe ich mich zusammengerissen und es nie bereut. Es war das größte Spiel für mich – bis heute.” Nach einer Pause fügte er schnell hinzu: “Als Zuschauer!”
Denn als Spieler kamen noch viele weitere große Partien hinzu: beispielsweise der sensationelle Sieg über Real Madrid am 17. März 1982, als die Roten Teufel die Königlichen mit 5:0 vom Platz fegten und ins Halbfinale des UEFA-Cups einzogen. Oder das 1:0 beim FC Bayern München am 14. Mai 1983 – Briegel selbst köpfte das entscheidende Tor. Und es sollte bis zum August 1997 dauern, bis wieder ein FCK-Team in München gewinnen konnte.
Siegtorschütze Hans-Peter-Briegel und Trainer Ernst Diehl feiern den FCK-Sieg beim FC Bayern München am 14. Mai 1983.
So wurde Briegel die “Walz von der Pfalz”
Damals war Briegel bekannt und beliebt. Doch der Start war schwierig. “Die Leute wollten mich nicht immer hier haben”, sagte Briegel 2023 in einem Interview. Es war der Geduld des damaligen FCK-Trainers Erich Ribbeck (1973 bis 1978) zu verdanken, dass Briegel nicht zu Eintracht Trier ging, sondern sich in Kaiserslautern durchsetzen konnte. Zwischen 1975 und 1984 machte er 240 Bundesligaspiele für den FCK und erzielte dabei 47 Tore – eine erstaunliche Quote für einen, der meistens Innenverteidiger gespielt hat.
Sein Tempo und seine wuchtigen Vorstöße machten ihn berühmt. So wurde er zur “Walz aus der Pfalz”. Eigentlich unpassend für einen 1,88-Meter-Mann, der die Hundert Meter in seinen besten Zeiten in elf Sekunden lief. Briegel fand den Spitznamen anfangs “gewöhnungsbedürftig”. Denn “eine Walze hört sich langsam an”. Er ist ihn jedoch nie wieder losgeworden. “Irgendwie habe ich mich mit der Zeit daran gewöhnt.”
Briegel feierte große Erfolge in Italien
Bei Hellas Verona musste sich Hans-Peter-Briegel gegen DIego Maradona und andere Weltklasse-Stürmer behaupten.
Nach neun Jahren in der Pfalz wechselte Briegel nach Italien zu Hellas Verona (1984 bis 1986). Er wurde im ersten Jahr Italienischer Meister und Deutschlands Fußballer des Jahres. Mit Sampdoria Genua (1986 bis 1988) holte er den Italienischen Pokal. In 72 Länderspielen wurde er mit dem DFB zweimal Vize-Weltmeister (1982 & 1986) – und 1980 sogar Europameister. “Das war schon etwas Besonderes. Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe danach auch zwei oder drei Tage gefeiert und keiner wusste, wo ich war.”
Mit den beiden verlorenen WM-Endspielen hat Briegel sich nach eigenen Angaben im Laufe der Jahre angefreundet. “So tief sitzt der Stachel gar nicht.” Doch insgeheim hofft er noch immer, dass er Jorge Burruchaga, der im WM-Finale 1986 das entscheidende 3:2 geschossen hat, irgendwann doch einholt. Er muss jedes Mal lachen, wenn er das sagt.
Hans-Peter Briegel konnte Jorge Burruchaga im WM-Finale 1986 nicht aufhalten.
Hunderte Briegels in Albanien
Bei seinen Trainerstationen – u.a. bei Wattenscheid 09 (1994 bis 1995), Beşiktaş Istanbul (1999 bis 2000), Trabzonspor (2001 bis 2002) und als Nationaltrainer von Albanien (2002 bis 2006) und Bahrain (2006 bis 2007) – blieben ihm Titel verwehrt. Erfolg hatte er trotzdem. Besonders in seiner Zeit in Albanien leistete er wertvolle Aufbauarbeit. Die Albaner waren ihm so dankbar, dass sie einige ihrer Kinder nach ihrem damaligen Nationaltrainer “Briegel” benannt haben.
Als Nationaltrainer von Albanien war Hans-Peter Briegel so beliebt, dass viele Albaner ihre Kinder nach ihm benannten.
Briegel kehrte als Funktionär zurück zum FCK
1996 kehrte Briegel noch einmal zu seinem Herzensverein in die Pfalz zurück. Als Sportlicher Leiter hielt er den Kader nach dem Abstieg in Leverkusen zusammen, holte anschließend Otto Rehhagel und formte den Absteiger zu dem Aufsteiger, der 1998 Deutscher Meister wurde. Doch beim Titelgewinn war Briegel schon nicht mehr an Bord. Er hatte sich mit Trainer Rehhagel und Präsident Hubert Keßler überworfen und trat am 21. Oktober 1997 als Sportlicher Leiter zurück. Dennoch ließ er sich noch zweimal in den Aufsichtsrat der Roten Teufel wählen.
Mit 70 Jahren blickt Hans-Peter Briegel auf eine großartige Karriere zurück. Oder wie Briegel sagt: “Mein Leben hatte mehr Sonnen- als Schattenseiten.” Es gibt sicherlich ein paar Leute, die freuen sich, wenn sie mich noch sehen. Aber ich sage immer: Die, die jetzt jünger als 50 sind, kennen mich gar nicht mehr.” So bleibt festzuhalten: Für die Nationalmannschaft ist er ein Held, für den FCK eine Legende. Für Briegel selbst ist er Hans-Peter – ein bescheidener Europameister, der stets auf dem Boden der Tatsachen geblieben ist.
Sendung am Sa., 11.10.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Rheinland-Pfalz, SWR RP





















