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Tee: Ostfriesen, Kaltaufguss, Kräuter – so trinken die Deutschen ihren Tee | ABC-Z

Tee zählt zu den beliebtesten Getränken weltweit, nur Wasser wird mehr getrunken. Auch die Deutschen haben eine starke Beziehung zum Tee. Neben dem klassischen Beutelaufguss gibt es auch immer mehr neue Trends. Mit Sorge blickt die Branche allerdings auf neue Vorschriften.

Er wird als Heilmittel eingesetzt, bei religiösen Zeremonien, um sich in der kalten Jahreszeit aufzuwärmen oder einfach beim gemütlichen Beisammensein: Kein Wunder, dass Tee das nach Wasser beliebteste Getränk der Erde ist.

Auch in Deutschland hat er eine große Bedeutung. Insgesamt 68,2 Liter wurden im vergangenen Jahr hierzulande pro Kopf konsumiert, davon 40,5 Liter Kräuter- und Früchtetee sowie 27,7 Liter Grün- und Schwarztee.

Die gesamtdeutschen Zahlen werden allerdings etwas verfälscht, weil die Ostfriesen ein Vielfaches dieser Menge trinken: Mehr als 300 Liter schwarzen und grünen Tee nimmt jeder Ostfriese durchschnittlich im Jahr zu sich. Laut Deutschem Tee & Kräutertee Verband ist das sogar Weltspitze.

Die Konjunktur macht dem Teeabsatz dabei in der Regel kaum zu schaffen, das Wetter hingegen schon. Im Vorjahr hätten die Deutschen 1,3 Prozent weniger getrunken, weil der Herbst ungewöhnlich mild gewesen sei, so der Verband.

„Der Tee-Konsum in Deutschland bewegt sich trotz des leichten Rückgangs nach wie vor auf einem hohen Niveau“, sagt Annemarie Leniger, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Deutschen Tee & Kräutertee Verbands.

Und bei Biotees habe der Rückgang nur 0,1 Prozentpunkte betragen. Mit 15,5 Prozent liege der Bio-Anteil an allen verkauften Tees mehr als doppelt so hoch wie der durchschnittliche Anteil aller ökologisch produzierten Lebensmittel, so Leniger. Auch in diesem Jahr habe das warme Wetter den Tee-Konsum etwas ausgebremst, sagt sie.

Doch die Branche setzt auch auf neue Trends. So kann Tee kalt genossen werden, und das nicht nur in Form des bekannten Eistees. Sogenannte Cold Brew Teas seien gerade bei den Jüngeren beliebt, besonders in der wärmeren Jahreszeit, heißt es. Dabei wird der Tee gleich mit kaltem Wasser aufgegossen. Auch Tee in Flaschen oder „Functional Teas“ – also mit einem Zusatznutzen, etwa Koffein im Pfefferminztee oder schlaffördernde Zugaben im Kräutertee – seien gefragt, erklärt Leniger.

Ihre Ration für die Tasse holen sich die Deutschen mehrheitlich im Supermarkt. 60 Prozent der Tees wurden im vergangenen Jahr im Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Auf Drogeriemärkte, Reformhäuser und Apotheken entfielen 11,1 Prozent, auf die vielen Tee-Fachgeschäfte 10,7 Prozent. In der Gastronomie und bei Großverbrauchern wurden 3,8 Prozent aller Tees konsumiert.

Zusätzliche Vorschriften machen auch den Teeherstellern zu schaffen, vor allem das deutsche Lieferkettengesetz und absehbar auch die entsprechende EU-Regelung. „Ein deutscher Teeimporteur hat oft mehr als hundert Lieferanten. Für Kräutertees sammeln Bauern und deren Familien in den entlegensten Gebieten. Und diese Tees kommen über Umwege nach Deutschland“, sagt die Verbandsvizechefin. „Da ist es oftmals sehr schwierig oder gar unmöglich nachzuweisen, dass die Kräuter unter Einhaltung aller sozialen Standards gesammelt wurden.“ Wer es versuche, bekomme leider schnell zu hören, dass die EU als Abnehmer nicht mehr attraktiv sei.

Deutschland steht weltweit auf Platz neun der größten Tee-Importländer. Führend mit Blick auf das Importvolumen sind laut Daten des Statistikportals Trade Map die Staaten Pakistan, USA und Ägypten. Den größten Umsatz verzeichnet dem Datenanbieter Statista Consumer Market Insights zufolge ein Land, das als Teetrinkernation schlechthin gilt: China.

Stephan Maaß ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Unter anderem berichtet er über Verbraucherthemen, Immobilien, Finanzen und Versicherungen.

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