TC Großhesselohe: Nach zwei Saisonsiegen Klassenerhalt geschafft. – Sport | ABC-Z

„Komm Zombie, let’s go!“ Spitznamen kann man sich nicht aussuchen, aber Zsombor Piros hat sich beim TC Großhesselohe daran gewöhnt. Anfeuerung kann er gerade gut gebrauchen, liegt er doch im Spitzen-Einzel der Bundesliga-Partie gegen Blauweiß Aachen 5:7 im Match-Tiebreak zurück. Gerade hat sich der Ungar ein paar wohl eher deftige Worte nicht verbeißen können, auch den Schläger mal durch die Halle segeln lassen, jetzt aber doch: Matchball gegen den Argentinier Santiago Rodriguez Taverna. Erster Aufschlag: zu lang. „Doch nicht durch die Mitte!“, wispert Sportchef Bernard Eßmann auf der Tribüne, „mit Kick auf die Rückhand!“ Gesagt, getan, gewonnen: 1:0 Großhesselohe. „War der wichtig!“, sagt Essmann und atmet vernehmlich aus.
Als Minuten später auch noch Piros’ Teamkollege Jozef Kovalik Matchbälle abwehrt und mit mutigem Spiel auch diesen Match-Tiebreak mit 13:11 auf seine Seite zieht, gerät der Freitag allmählich nach dem Geschmack von Großhesselohes Sportchef. „Nach unglücklichem Saisonverlauf haben wir heute mal den Tennis-Gott auf unserer Seite“, konstatiert Eßmann erleichtert, „als amtierender deutscher Meister im Tabellenkeller herumzuhängen, ist nochmal eine ganz andere Herausforderung. Das hatten wir in den letzten Jahren so nicht. Deswegen ist heute wichtig.“ Am Ende steht mit dem 5:1 der erste Saisonsieg – an Spieltag sechs. Als am Sonntagabend auch der siebte Spieltag vorüber ist, ist nach einem 6:0 gegen den ehemaligen Serien-Meister Grünweiß Mannheim aus dem Abstiegskandidaten mit nunmehr Tabellenplatz vier theoretisch sogar ein Titelaspirant geworden. Doch da wird Tabellenführer Bredeney nicht mitspielen und am Sonntag die nächste Meisterschaft einfahren, nach dem Triumph vor zwei Wochen im Herren-30-Finale – beim TC Großhesselohe.
Die Bundesliga wird immer stärker, beobachtet Großhesselohes Sportchef Eßmann
Aus Sicht des Titelverteidigers hatte die Bundesliga-Saison unglücklich begonnen: 2:4 in Bredeney. Münchens Nummer eins, der Italiener Luciano Darderi, musste absagen, weil er sich nicht gut fühlte, was die Aufstellung durcheinander würfelte. Es folgten vier Unentschieden, darunter eins im Süd-Derby in Rosenheim. Nach den klaren Siegen gegen Aachen und Mannheim wird es beim Saisonfinale am Sonntag (ab 11 Uhr) gegen das noch sieglose Schlusslicht FTC Palmengarten wohl nur noch um den Spaß an der Freude gehen. Dem südlichen Nachbarn aus Rosenheim, der zum Finale Bredeney empfängt, ist der Klassenverbleib nur noch in der Theorie zu nehmen. „Die Liga ist stärker geworden“, findet Eßmann, „das macht richtig Spaß. Viele gute, griffige Mannschaften, was es sportlich zur echten Herausforderung macht, die Liga zu halten.“
Wie in jedem Bundesliga-Sommer wird es gegen Saisonende hin übersichtlich in den Kadern – weil viele Profis schon von Sand auf Hardcourt umgestellt haben, für die Turniere in Kanada und den USA. „Aus diesem Grund hatten wir schon zu Saisonbeginn mit Zsombor Piros und Lukas Neumaier vereinbart, dass sie diese Woche keine Turniere spielen, sondern Trainingstage einlegen, um für uns verfügbar zu sein“, erklärt Eßmann das allwöchentliche Spieler-Bingo. Sonntags-Gegner Mannheim hat zwar wie alle Teams 18 Spieler gemeldet, reiste aber nur noch zu viert an. Ein Doppel-Spezialist wie Kevin Krawietz hatte zuvor auch Einzel spielen müssen – und zwei von zwei Spielen verloren.
In Anbetracht aller Unwägbarkeiten zeigte sich Sportchef Eßmann zufrieden, auch wenn die Titelverteidigung misslang. Spitzenspieler Darderi (ATP-Weltrangliste Nummer 35) stand nur zweimal auf dem Platz, die Nummer zwei, der Chilene Alejandro Tabilo, 2024 noch Nummer 19 der Welt, fiel nach einer Handgelenksverletzung komplett aus. Hinzu kamen ein paar unerwartete Niederlagen: „Wir haben wieder ein paar Ergebnisse gehabt, wo ein Spieler von uns, der Top 100 steht, gegen einen verliert, der auf 400 steht. Das kann passieren, ist ja auch das Schöne an der Liga.“
Sehr gut funktioniert hätten die Südamerikaner Roman Andres Burruchaga und Thiago Tirante: „Zugänge, die im nächsten Jahr hoffentlich wieder dabei sind“, so Essmann. Gleiches gelte für die Nachwuchshoffnungen Joel Schwärzler, 19, der mit fünf Siegen in fünf Spielen am meisten Punkte beisteuerte, und Justin Engel. Der 17-Jährige hat zwar nur eins seiner vier Einzel gewonnen, aber dennoch überzeugt, findet sein Sportchef: „Er war am ersten Spieltag ein wenig überfordert, ist nach dem Ausfall von Darderi ins Einzel reingerutscht und musste im Nieselregen gegen Oscar Otte antreten – eine undankbare Aufgabe. Danach hat er sehr gut gespielt. Wenn wir ihn halten können, ist das eine Investition in die Zukunft.“ Zum Bundesliga-Finale fehlt Engel, er spielt diese Woche ein Challenger-Turnier in Polen und danach die Qualifikation für die US Open.
Dafür wohl am Start: Zombie & Co., let’s go!