Acht Jahre Haft nach geplantem Angriff auf Obersten US-Richter | ABC-Z

Das Attentat auf den Obersten Verfassungsrichter Brett Kavanaugh war im Detail vorbereitet. Die Täterin, die sich in Haft später als Transfrau outete, flog am 7. Juni 2022 aus Kalifornien nach Virginia und nahm um ein Uhr nachts ein Taxi zum Haus des Richters. Sie trug unter anderem eine Pistole, 37 Schuss Munition, Pfefferspray, Kabelbinder und Werkzeuge für einen Einbruch bei sich. Der Plan war, in Kavanaughs Haus einzubrechen, ihn umzubringen und schließlich Selbstmord zu begehen. Doch die Angreiferin überlegte es sich in letzter Minute anders, näherte sich dem Haus nicht und stellte sich stattdessen der Polizei.
Nach einem Schuldeingeständnis im April wurde sie an diesem Freitag zu acht Jahren Haft verurteilt, einem weitaus geringeren Strafmaß als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Die vom Demokraten Joe Biden ernannte Richterin Deborah Boardman sagte am Freitag, man könne und werde das geplante Attentat nicht tolerieren. Doch sie verwies bei ihrer Entscheidung darauf, dass die Täterin den Notruf gewählt hatte, anstatt den Angriff auszuführen.
„Erschütternde Umstände“
Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor mindestens dreißig Jahre Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung gefordert und auf die „erschütternden“ Umstände und die detaillierte Planung der Tat verwiesen. So habe die Täterin, die unter ihrem ursprünglichen Namen als Mann angeklagt wurde, sich eine Waffe gekauft und damit schießen geübt. Sie habe geplant, einen „vorsätzlichen, kaltblütigen Mord zu begehen“ und nur wegen zwei Sicherheitsbeamten vor der Tür Kavanaughs von der Tat abgesehen.
Die Anwälte der Angreiferin hatten dagegen die nun verhängten acht Jahre Freiheitsstrafe verlangt. Sie verwiesen auf Jahre schwerer psychischer Krankheit und die Tatsache, dass die Täterin ihren Plan nicht durchgezogen habe. In einem von den Anwälten übermittelten Brief an die Richterin entschuldigte sich die 29 Jahre alte Transfrau Ende September bei Kavanaugh und seiner Familie. Sie sei „sehr froh“, die Tat nicht vollendet zu haben, und es tue ihr leid, „dass ich zu dem Trend hin zu politischer Gewalt in den Vereinigten Staaten beigetragen habe“.
Die Täterin war nach eigenen Angaben erbost über die konservative Mehrheit am Obersten Gerichtshof. Seit der Ernennung der Konservativen Amy Coney Barrett 2020 liegt diese bei sechs zu drei Richtern. Konkret soll es der Transfrau um mögliche Lockerungen des Waffenrechts und das im Mai 2022 durch einen Leak bekanntgewordene Urteil gegangen sein, das das allgemeine Recht auf Abtreibung in den Vereinigten Staaten beendete.
Täterin recherchierte im Internet
In einem Onlineforum schrieb die Täterin, sie könne „mindestens einen [Richter; Anm. d. Red.] erwischen“ und die Mehrheitsverhältnisse damit „für die nächsten Jahrzehnte verändern“. Eigentlich habe sie es sogar auf drei Richter abgesehen. Internetsuchen aus dem Frühjahr 2022 zeigen, dass sie sich auch über die Folgen von Messerattacken informierte und Fragen recherchierte wie: „Wie viel Kraft braucht man, um jemanden in den Nacken zu stechen?“
Sie hatte außerdem nach Ländern gesucht, die Verdächtige nicht an die Vereinigten Staaten ausliefern. Vor Gericht sagte sie später, in Kavanaughs Nachbarschaft angekommen, habe sie sich darin erinnert, dass Richter und Politiker auch „echte Menschen“ seien. In diesem Moment habe sie sich auf die eigenen Werte besonnen, die ihre Eltern ihr mitgegeben hätten.
Die Verkündung des Strafmaßes fällt in eine Zeit vermehrter Drohungen gegen Bundesrichter. Jüngste Zahlen des U.S. Marshals Service, der für den Schutz von Richtern zuständig ist, zeigen, dass die Zahl der Angriffe mit 562 Ende September schon höher ist als im gesamten Jahr 2024. Präsident Donald Trump und das Weiße Haus haben Richter in den vergangenen Monaten wiederholt für Entscheidungen gegen die Regierung als „linksradikale Aktivisten“ bezeichnet und ihnen vorgeworfen, die Vereinigten Staaten zu hassen. Im Zuge dieser Kritik äußerte der Oberste Richter John Roberts, politische Auseinandersetzungen, in denen „ein Richter, der seine Arbeit macht, Teil des Problems ist“, seien gefährlich.
In einem jüngsten Fall von Drohungen berichtete Richterin Jennifer Johnson aus Florida im Sender CBS in dieser Woche von einem drei Minuten langen KI-Video, das sie nach einer Verurteilung in einem Fall sexuellen Missbrauchs erhalten habe. Darin habe ein Mann ihren Avatar mit einer Axt zerhackt und währenddessen Details über ihre Kinder, ihren Mann und ihre Scheidung genannt. Johnson hob hervor, die „Idee von Gewalt als Reaktion auf eine Gerichtsentscheidung“ müsse aufhören.





















