Taufkirchen: Schutzkonzept gegen Sturzfluten – Erding | ABC-Z

Nach dem Pfingsthochwasser vor drei Jahren, bei dem vor allem die Ortsteile Hörgersdorf und Ratzing betroffen waren, hat die Gemeinde Taufkirchen ein Sturzregenkonzept in Auftrag gegeben. Ein digitales Geländemodell sollte Aufschluss geben, wo sich besondere Risikogebiete befinden. Ein Algorithmus simulierte in diesem Rechenmodell dann Niederschläge, wie sie bei einem 100-jährlichen Hochwasser zu erwarten sind.
In der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde das weiterentwickelte Modell vorgestellt, nun glaubt man auch zu wissen, welche Anwesen mit Fluten bis zu 30 Zentimetern, mehr als 30 Zentimetern oder deutlich mehr Wasser rechnen müssen. Die Eigentümer erhalten jetzt Post von der Verwaltung, je nach Gefahreneinschätzung sind es Hinweis- oder Warnschreiben. Besonders Betroffene sollen beim Schutz Unterstützung von der Gemeinde erhalten.
Peter Kummer vom Büro Wipfler-Plan stellte das Modell in der Sitzung vor. Einige Gemeinderäte waren bereits damit vertraut, weil man bereits im Januar und Februar in Workshops die Schutzziele erarbeitet hatte.
Kummer wies darauf hin, dass man zwischen Sturzfluten und Hochwasser unterscheiden müsse. Sturzfluten entstünden nach heftigen Starkregenereignissen, wenn ein extremer Oberflächenabfluss entstehe, Gräben und Kanalisation überfordert seien und die Wasserstände rasant steigen würden. Solche Ereignisse seien dabei räumlich stark begrenzt.
Das Sturzflutkonzept bestehe aus einer Bestandsanalyse und hydraulischen Modellen. Die Berechnungen würden in drei Kategorien erfolgen: für ein 30-jährliches Ereignis, für ein 100-jährliches sowie für ein Extremereignis, bei dem es mehr als 100 Milliliter pro Stunde regne. Für das Modell habe Wipfler-Plan zudem die Auswirkungen des Rachlfinger, des Suldinger und des Kallinger Bachs neu aufgenommen.
Besondere Risikoobjekte haben einen Sonderstatus erhalten
Ermittelt werden Fließrichtung und Geschwindigkeit sowie die Gefahren für die Gebäude. Einen Sonderstatus erhielten besondere Risikoobjekte wie das Krankenhaus, Kindergärten, das Rathaus, Altersheime oder die Feuerwehrgerätehäuser.
Erstellt wurde dabei eine digitale Karte, die man per QR-Code ansehen kann. Auf dieser sind jene Gebäude farblich markiert, die unterschiedlich stark betroffen sein können. Bei Gebäuden, die mit einem Wasserstand von zehn bis 30 Zentimeter rechnen müssen, erhalten die Eigentümer ein Hinweisschreiben von der Gemeinde, dass eine entsprechende Gefährdung gegeben sei. Sie werden aufgefordert, selbst Vorsorge zu treffen, indem sie im Notfall beispielsweise Kellerschächte abdecken sollen.
Bei Anwesen, wo die Sturzfluten die Höhe von 30 Zentimeter überschreiten könnten, erhalten die Eigentümer ein Warnschreiben. Aber auch sie werden zur privaten Vorsorge aufgefordert. Und dann gibt es noch eine Anzahl von Gebäuden, bei denen besonders hohe Sturzfluten ankommen könnten und bei denen der Abfluss nicht auf privatem Grund erfolgen kann. Hier will die Gemeinde einspringen und beispielsweise Regenrückhaltebecken graben oder Zuschüsse für den privaten Objektschutz erteilen.
Wie die jeweiligen Schutzmaßnahmen greifen sollen, an deren Realisierung sich die Gemeinde beteiligen will, soll in einem nächsten Schritt erörtert werden. Auch die Warn-, Alarm- und Einsatzplanung müssen ebenfalls noch im Detail geplant werden. Der Gemeinderat hat die Strategieentwicklung einstimmig beschlossen und die Verwaltung beauftragt, die Eigentümer von betroffenen Anwesen zu informieren.