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“Tatort: Fährmann”: Isabelle Grandjean mit gefährlichem Alleingang | ABC-Z

Im Sonntagskrimi geht es mit den Weihnachtsfällen weiter: Am 22. Dezember (20:15 Uhr im Ersten) nimmt uns der “Tatort: Fährmann” mit in ein regnerisches Zürich zur Vorweihnachtszeit, in dem sich die festliche Atmosphäre so gar nicht einstellen will. Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, 45) erhält per Brief einen anonymen Hinweis auf eine Leiche. Die Handschrift des Mörders ist mit Anspielungen auf die griechische Mythologie gespickt.

Darum geht es im “Tatort: Fährmann”

Isabelle Grandjean ist einsam. Das macht ihr die eigentlich so besinnliche Vorweihnachtszeit noch mehr bewusst. Als sie auf dem Zürcher Weihnachtsmarkt den charmanten und geheimnisvollen “Marek aus Warschau” (Lucas Gregorowicz, 48) kennenlernt, lässt sie sich deshalb auf ein Liebesabenteuer mit dem Fremden ein.

Ebenso mysteriös wie ihr neuer Bekannter ist allerdings auch ein Brief mit Koordinaten, der an Grandjean adressiert ist und sie zu einer Leiche am Fluss führt. Der Tote trägt eine Silbermünze im Mund – ein Detail, das die Kommissarin an ihren ersten großen Fall vor Jahren erinnert. Damals überführte sie einen Doppelmörder namens Tournier, der sich später in der Haft das Leben nahm. Intuitiv lässt Grandjean die Münze verschwinden – der Auftakt zu einer Reihe von Alleingängen.

Während ihre Kollegin Tessa Ott (Carol Schuler, 37) klassisch ermittelt und den Toten identifiziert, beginnt Isabelle Grandjean auf eigene Faust zu recherchieren. Sie lässt sich krankschreiben und vertraut sich nur Marek an. Die mythologisch aufgeladenen Hinweise – die Silbermünze als Fährgeld für den Fährmann Charon, der Tod durch die Giftpflanze Schierling wie bei Sokrates – deuten auf einen Täter mit einer persönlichen Botschaft an Grandjean hin. Selbstzweifel und Schuldgefühle plagen die Ermittlerin: Hat sie damals einen Fehler begangen? Als Ott die Verbindung endlich erkennt, ist ihre Kollegin bereits in großer Gefahr.

Lohnt sich das Einschalten?

Mit “Tatort: Fährmann” macht man am Sonntagabend auf jeden Fall nichts falsch. Die Idee hinter dem Krimi ist aufregend und bietet durchaus Potenzial – tatsächlich hätte sie aber wohl eher Stoff für eine Miniserie als für einen 90-Minüter hergegeben. Der Fall ist kein Whodunit-Krimi, als Zuschauer weiß man von Anfang an mehr über den geheimnisvollen Marek als die Kommissarinnen. Dennoch klärt sich im Laufe des Films nicht einmal ansatzweise alles über seine Figur auf. Ehe man den Charakter ergründen kann, der von dem ehemaligen “Polizeiruf 110”-Kommissar Lucas Gregorowicz hervorragend gespielt wird, ist der Krimi auch schon wieder vorbei. Wichtige Fragen zur Psychologie des Täters, seinen Beweggründen und Grandjeans altem Fall bleiben ebenfalls im Dunkeln.

Filmisch sehr ansprechend sind die ständigen Szenenwechsel zwischen warm und kalt, zwischen glitzernder Vorweihnachtsatmosphäre und der düsteren Mystik des Todes rund um den Styx, den Fluss der Unterwelt. Allerdings wirken die titelgebenden – dafür aber äußerst sparsamen – Szenen etwas dick aufgetragen. Dezenter und durchaus gelungen ist hingegen die Kapitalismuskritik, die hinter dem Fall verborgen liegt: Was ist ein Menschenleben noch wert, wenn es nicht durch die kalte Logik wirtschaftlicher Verwertbarkeit definiert wird?

Der achte Fall der Ermittlerinnen Isabelle Grandjean und Tessa Ott bringt eine spannende Dynamik in die Zürcher Reihe. Statt der kontrollierten und professionell-kühlen Grandjean sieht man diesmal eine von Selbstzweifeln geplagte Ermittlerin, die sich entgegen aller Regeln für einen Alleingang entscheidet. Die sonst impulsive Ott versucht hingegen, die Ordnung aufrechtzuerhalten und nach gewohntem Muster Licht ins Dunkel zu bringen. Dadurch entfernen sich die Kommissarinnen immer weiter voneinander – nähern sich nach einem dramatischen Showdown aber umso enger wieder an. Diese neue Dynamik macht Lust auf die kommenden Fälle: Zwei weitere “Tatort”-Episoden aus Zürich sind bereits in der Pipeline.


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