Tipps fürs Oktoberfest 2025: Wie Sie sich sofort als Wiesn-Tourist outen – und das vermeiden können – München | ABC-Z

Die Wiesn ist ja mittlerweile ein Fest der Gleichmacherei. Waren in früheren Jahren Lederhose und Dirndl verpönt, strömen Mann und Frau, Alt und Jung, Bayer und Preuße mittlerweile fast ausschließlich in Tracht aufs größte Volksfest der Welt. Unterschiede sind rein optisch also kaum auszumachen. Doch es gibt Fallstricke, die Auswärtige genau als solche zu entlarven drohen – und die Münchner niemals passieren würden, den meisten zumindest.
Die „Wiesen“ – nie im Plural
„Hier ist Auszeit von Krise, hier ist Wiese!“, rief BR-Moderator Michael Sporer vor dem Anstich ins Mikrofon. Das reimt sich, stimmt aber nicht. Sporer, geboren in Wolfratshausen, weiß das natürlich, es war nur ein Verhaspler. Doch unter den Zuagroasten im Büro, im Stammstreckentunnel oder im Restaurant hat sich nicht überall herumgesprochen, dass das Oktoberfest keine Blumenwiese ist. Und auch nicht: Dass die Wiesn zwar jeden Tag eine Vielzahl an Menschen beherbergt, aber keinen Plural hat. „Auf den Wiesn hat es uns gut gefallen.“ Mag ja sein, aber für Münchner unerträglich.
Die „Maaaß“
Die Massen strömen auch in diesem Jahr wieder zur Mass und es soll sogar welche geben, die Maß nehmen, ob auch gut eingeschenkt ist. So ist es korrekt. Zugegeben, bei der Süddeutschen Zeitung haben Redakteurinnen und Redakteure lange Zeit die „Maß“ mit scharfem S geschrieben. Doch nach der Rechtschreibreform trudelten zur Wiesnzeit von Jahr zu Jahr mehr Beschwerdebriefe ein – und die Leserinnen und Leser hatten natürlich recht. Hermann Unterstöger notierte schließlich im Jahr 2014 endgültig: „Wir werden künftig ‚Mass‘ schreiben, analog zum Fass, aus dem sie kommt.“ Der Grund: Zwar bezieht sich der Ausdruck auf ein Hohlmaß, doch „die Sprache ist von dieser Quelle phonetisch so weit weggegangen, dass aus der Maß die Mass geworden ist“. Ein Bayer bestellt seine Mass stets mit kurz gesprochenem Vokal. Das hat auch die SZ mittlerweile verstanden.
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:Wiesn-Würstl bestehen die Geschmacksprüfung
Die Wiesn-Wurstprüfungskommission hat Schweinswürstl getestet, ein Mann gefälschte Einlassbändchen für die Oide Wiesn verkauft – und Roberto Blanco heuer noch keinen Wiesn-Tag verpasst.
Das kleine Helle bestellen
Apropos Massen und Maße: Es gibt alle Jahre wieder Menschen, die von den Dimensionen der Bierkrüge auf dem Oktoberfest überrascht sind. Sicher: Man hat zum Beispiel als Rheinländer bestimmt schon mal davon gehört. Weil man aber ein Kölsch gewöhnlich aus 0,2-Liter-Stängelchen süffelt (das entspricht etwa der Menge, die bei einer schlecht eingeschenkten Wiesnmass fehlt) und ein Pils aus 0,3-Tulpen, mag es manchen auf der Wiesn einfallen, sich mit einem „kleinen Bier“, also einer Halben, langsam an den bevorstehenden Rausch heranzutasten. Halbe gibt’s natürlich auf der Wiesn nicht, genauso wenig wie ein „Helles“.
Wer aus 0,5-Liter-Gläsern trinken will, muss ein Weißbier bestellen, etwa in einem der Weißbiergärten auf dem Festgelände, was den Nachteil hat, dass es eben Weiß- und kein Wiesnbier ist. Kleine Biere gibt es vor und in den Zelten nur inoffiziell: Das Noagerl, also die lack gewordene Restmenge, lassen viele ohnehin stehen. Ist die Mass dann auch von vorneherein mies eingeschenkt, fließen netto nur rund 0,6 Liter die Gurgel runter. Aus fünf Mass (nach Zahlenangabe ohne Pluralendung -en) werden so drei, die Leber wird’s einem danken, der Geldbeutel eher nicht.
Noagerl-Zuzeln im Festzelt
Am ersten Wiesn-Wochenende musste man beim Trinken schnell sein. Kaum war die Mass am Tisch, tat die Hitze ihr Übriges, um aus jedem frischen Getränk, sei es Bier, Spezi oder gar Wasser, im Handumdrehen eine Tee-warme Brühe zu machen. So blieben viele Krüge ungeleert, und so manch einer oder eine der Wiesngäste wird im Kopf die Rechenmaschine angeschmissen haben. Nullzwo von dem teuren Gesöff einfach wegschütten? Das entspricht ja drei Euro oder noch mehr! So sah man auch im Biergarten einige Noagerl-Zuzler, die sich den abgestandenen Rest noch reinwürgten, bevor sie eine neue Mass bestellten. Oder, was noch schlimmer anzusehen ist: Sparfüchse, die sich das Noagerl in die frische Mass kippen. Ja, solche Leute gibt es. Um Wiesnprofis oder Biersommeliers dürfte es sich dabei höchstwahrscheinlich nicht handeln.
Auf dem Hügel hinterm Festzelt eine Pause machen
Beim sonnigen Wiesnauftakt war es wieder schön zu beobachten. Auf dem Hang hinter den Zelten und zu Füßen der Bavaria ließen sich Besucherinnen und Besucher nieder, um sich ein wenig vom Festzelttrubel auszuruhen. Dort war es schattig, sie saßen dicht gedrängt. Doch plötzlich verlor ein sitzender Lederhosenträger, Typ Superschwergewicht, die Balance. Er kugelte auf seinen Nachbarn, der ebenso eine beträchtliche Summe für Bier ausgegeben haben musste, denn auch der setzte sich in Bewegung. Welch Glück, dass sie unten Platz genommen hatten, sonst wäre am Hügel mal wieder eine Partie Auswärtigen-Domino gespielt worden.
Ein Einheimischer, hat er auch noch so viele Mass Wiesnbier in sich hineingeschüttet, würde nie auch nur eine Minute auf dem Hang des Grauens pausieren. Denn er weiß: Auch wenn es ihm gelingen sollte, einem purzelnden 100-Kilo-Koloss auszuweichen, einige Milliliter Bier werden ihn mit ziemlicher Sicherheit treffen – und die werden nicht frisch gezapft serviert.

:„In einer Lederhose wohnt man drin“
Herbert Lipah verkauft und sammelt Lederhosen – gut 5000 Stück sind in seinem Besitz, darunter sogar eine von Kaiserin Sissis Vater. Was das richtige Leder ist, wann eine Hose richtig sitzt und was ein Träger besser nicht machen sollte.
Eine „Riesenbrezel“ bestellen
Die Riesenbreze gehört für Münchner zum Wiesnbesuch dazu wie der Hendlhut für Touristen. Außen herrlich resch, innen himmlisch weich. Doch manchmal passiert es, dass dem Einheimischen das Schmankerl gehörig vermiest wird. Nämlich dann, wenn jemand eine „Brezel“ bestellt. Der passende Merksatz einer preußischen Kollegin, um diesen Fauxpas zu vermeiden: „Das L darf nicht nach Bayern einreisen.“ Auch eine Bretzel gibt es in München nicht. Unerträglich für ein Münchner Ohr ist es zudem, wenn jemand zwei „Brezen“ haben möchte. Im Plural geht das zweite E verloren wie die rund 3500 anderen Dinge, die jedes Jahr im Wiesnfundbüro landen.
Die Kleinkarierten
Es gibt ja viele echte oder falsche Modeexperten, die das weiße Hemd zum Nonplusultra der männlichen Wiesntracht erhoben haben – ob nun mit Stehkragen oder mit klassischem Kragen, ob mit Knöpfen aus echtem oder falschem Horn. Diesem Diktat der Weißhemden beugen sich aber nicht alle Männer. Ex-Skistar Felix Neureuther etwa, des Isarpreißntums völlig unverdächtig, ließ sich kürzlich (nicht auf der Wiesn) mit Karohemd fotografieren. Das erwies sich mit Weste und Lederhose als durchaus kleidsam und zeigte, dass Karohemd nicht gleich Karohemd ist. Seines war keines jener meist rot-weißen Exemplare, die aussehen wie Geschirrtücher, gerne mit Lederhosenimitaten aus Kunststoff kombiniert werden und deren Trägern man am liebsten spontan einen Stapel schmutziger Teller zum Spülen reichen würde. Aber mei: Jeder soll so rumlaufen, wie er sich wohlfühlt, gerne auch kleinkariert, wie neulich auch Bundeskanzler Friedrich Merz bei seiner Wiesn-Stippvisite. Alles gut, solange die Herren sich nicht so verhalten, wie sie sich kleiden.
In der Rikscha zum Hauptbahnhof
Für manche mag es der eleganteste und bequemste Weg zur Wiesn sein: die Fahrt in der Rikscha. Und umweltfreundlich ist die Anreise in einem dieser dreirädrigen Fahrzeuge auch noch, schließlich werden sie von Menschen angetrieben respektive angetreten. Ein Münchner würde dennoch niemals in eines dieser Gefährte steigen, besteht doch die berechtigte Gefahr, zum Fotomotiv von Auswärtigen und Touristen zu werden. Selbst die Münchner Instagram-Schickeria, die auf dem Oktoberfest keine Gelegenheit auslässt, sich fototechnisch gekonnt in Szene zu setzen, würde sich niemals auf einem Dreirad der Lächerlichkeit preisgeben. Und der normale Münchner Wiesnbesucher mit lediglich einer Handvoll Followern bevorzugt ohnehin die klassische Anreise: mit der S-Bahn und anschließendem Fußmarsch über die Hackerbrücke oder in der vollkommen überfüllten U-Bahn. Nur so stellt sich das echte Wiesn-Feeling beim Weg auf das Oktoberfest ein.





















