Internetkriminalität: Mehr sexualisierte Gewalt und Hass gegen Kinder und Jugendliche | ABC-Z

Kinder und Jugendliche werden im Internet immer häufiger zum Ziel von Hassinhalten und sexualisierter Gewalt.
Das Kompetenzzentrum Jugendschutz.net dokumentierte im vergangenen Jahr
17.630 Verstöße gegen den Jugendmedienschutz – mehr als doppelt so
viele wie jeweils in den Jahren davor. Das geht aus dem am Dienstag
vorgestellten Jahresbericht hervor.
Allein 90 Prozent davon betrafen
sexualisierte Gewalt. Insgesamt wurden fast 15.700 Fälle in dem Bereich erfasst – ein Anstieg von mehr als 10.000 Fällen im Vergleich zum Vorjahr.
Bundesjugendministerin Karin Prien (CDU) zeigte sich “alarmiert” und sagte, Kinder und
Jugendliche müssten gestärkt und von Eltern, Lehrkräften
und Fachkräften gut ausgebildet werden. Zugleich sei es “eine
gemeinsame politische Aufgabe”, den Schutz auf den Plattformen zu
verbessern und die Betreiber in die Pflicht zu nehmen. “Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen konsequent
durchgesetzt werden.”
Der Anstieg geht zum einen auf
eine höhere Zahl an Hinweisen zurück. Es sei aber auch immer leichter,
Kinder und Jugendliche im Netz zu “ködern”, vor allem über soziale
Medien, warnte Stefan Glaser, Leiter von Jugendschutz.net. Im Netz werde
der Ton rauer, die Hemmschwelle für Übergriffe sinke.
Möglichkeiten durch KI sorgen für mehr Fälle
Technische Innovationen und künstliche Intelligenz verstärken das Problem. “Es ist leider inzwischen kinderleicht, Alltagsfotos in
Nacktbilder zu verwandeln”, sagte Glaser.
Diese würden dann missbraucht, um die Opfer zu mobben oder zu erpressen.
Junge Mädchen seien besonders betroffen und
könnten in dieser wichtigen Phase der Entwicklung bleibende Schäden
behalten, warnte Janosch Littig (Grüne), Staatssekretär im
Jugendministerium Rheinland-Pfalz.
Rund 6.670 Fälle sendete Jugendschutz.net an die Strafverfolgungsbehörden
wegen der Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte oder
weil Gefahr für Leib und Leben bestand. Mehr als 9.700 Verstöße meldete die
Einrichtung an Anbieter und Selbstkontrolleinrichtungen, mit dem Ziel
einer schnellen Abhilfe. In 99 Prozent der Fälle löschten die Anbieter
die problematischen Inhalte.
Plattformen haben Sicherheitslücken
Die Experten verwiesen in ihrem Bericht auf
Sicherheitslücken bei einschlägigen Plattformen wie TikTok, Instagram
und Telegram, aber auch bei der Spieleplattform Discord und der Kurzfilm-App
Likee. Überall dort komme es zu kind- und jugendgerechter
Kontaktaufnahme von potenziellen Kriminellen.
Zwar hätten einige Plattformen ihre
Schutzmaßnahmen verbessert, “solange das Alter aber nicht verlässlich
geprüft wird, fehlt diesen Maßnahmen die nötige Durchschlagskraft”. Zudem würden gemeldete Inhalte noch nicht schnell und
umfassend genug gelöscht.