Taiwan-TV liest Wadephul die Leviten: “Was glaubt Deutschland, wer es ist?” | ABC-Z

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) wollte nach China reisen, doch Peking zeigte wenig Interesse an weiteren Gesprächen. Ein taiwanesischer TV-Moderator spricht von deutscher “mangelnder Finesse” und wirft Berlin diplomatische Selbstüberschätzung vor.
Scharfe Worte auf Taipeh: “Deutschland hat sich selbst eingeladen”
Im taiwanesischen Fernsehsender CTI TV, der der chinesischen Regierung nahesteht, stößt die Absage auf Kritik. Der Moderator wirft Deutschland mangelnde diplomatische Finesse vor. Er sagt, Deutschland habe sich praktisch selbst eingeladen: “Was glaubt Deutschland, wer es ist?” Wer das chinesische Festland besuche, müsse sich vorher abstimmen – das gehöre zur Etikette. Man könne nicht auftauchen, ohne anzugeben, wen man treffen wolle. Warum sollte China sich dann verpflichtet fühlen, den Gast zu empfangen?
Spott über den Zeitpunkt des Besuchs
Der Moderator kritisiert auch den Zeitpunkt des geplanten Besuchs. Ein Außenminister, der zu dieser heiklen Phase nach China reise, zeige wenig Gespür für Diplomatie. Peking habe Wadephul nur ein Treffen mit Wang Yi gewährt, weitere Gespräche aber abgelehnt – ein deutliches Signal, dass man dem deutschen Gast wenig Bedeutung beimesse. Dann zieht der Moderator einen Vergleich: Deutschland benehme sich, als gehe es zu jemandem nach Hause und wolle dort bestimmen, was auf den Tisch komme. Das sei unhöflich, so sein Fazit. Die deutsche Regierung, sagt er, habe “zu viele Probleme” und lebe “in ihrer eigenen kleinen Welt”.
Wadephul will China-Reise nachholen
Neben dem Mangel an Gesprächsterminen spielt auch die politische Lage eine Rolle für Wadephuls Absage. Berlin kritisiert Chinas zögerliche Haltung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Peking wiederum empfindet Deutschlands Kurs gegenüber Taiwan zunehmend als Provokation. Laut einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes will Wadephul seine China-Reise zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.





















