Tagesgeld: JP Morgan startet Digitalbank in Deutschland | ABC-Z

Nach mehr als drei Jahren Vorbereitung wird die größte US-Bank J.P. Morgan in Deutschland im zweiten Quartal 2026 digitales Privatkundengeschäft für die breite Masse anbieten. Damit wird der Kampf für Sparkassen und VR-Banken, aber auch für etablierte Direktbanken wie ING und DKB sowie traditionelle Filialbanken wie Deutsche Bank und Commerzbank noch härter. Die Kunden können sich auf attraktive Konditionen freuen, nachdem schon die spanische Großbank BBVA nach ihrem Marktstart im Sommer 2025 mit hohen Zinsen aufs Girokonto den Wettbewerb in Deutschland weiter angeheizt hat.
Das Angebot von J.P. Morgan wird ausschließlich digital sein, Filialen soll es keine geben. Kunden erreichen die Bank über eine App auf dem Smartphone. Die Kunden sollen aber über Telefon und Chat die Möglichkeit bekommen, mit menschlichen Beratern zu kommunizieren. „Wir starten mit einem Tagesgeldkonto, da wir in Deutschland eine ausgeprägte Sparkultur, eine wachsende Kundennachfrage sowie einen innovationsfreudigen Markt vorfinden“, lässt sich der Chef der neuen Konsumentenbank, Daniel Llano Manibardo, in einer Pressemitteilung zitieren. Manibardo war im September 2024 aus dem Vorstand des Wettbewerbers ING Deutschland verpflichtet worden. Er kündigte am Donnerstag an, J.P. Morgans Angebot werde schrittweise ausgebaut.
Bisher ist J.P. Morgan in Deutschland im Wesentlichen im Investmentbanking, Firmenkundengeschäft und Private Banking aktiv. Darin ist sie allerdings ein Schwergewicht. Nach der Bilanzsumme gehört sie schon zu den größten fünf Banken in Deutschland, auch weil sie europäische Einheiten in den vergangenen Jahren in Deutschland konzentriert hat. Nun kommt das Privatkundengeschäft hinzu. Das neue Institut wird eine Tochtergesellschaft der J.P. Morgan SE sein, mit einer deutschen Banklizenz arbeiten und Mitglied in der deutschen Einlagensicherung sein.
Vorbild Großbritannien
Das Vorbild für J.P. Morgan ist Großbritannien. Dort hat die Bank 2021 unter dem Namen „Chase“ eine digitale Konsumentenbank eröffnet. Unter diesem Namen wird sie auch in Deutschland auftreten. In Großbritannien ist Chase sehr erfolgreich und hat inzwischen mehr als 2,5 Millionen Kunden und 20 Milliarden Pfund eingesammelt. Die Bank ist bekannt für ihre Partnerschaften, so ist sie etwa seit 2022 Partner der englischen Fußballnationalmannschaft und ermöglicht Kunden dadurch auch Zugang zu Spielen („Benefits“). Auch in Amerika tritt J.P. Morgan im Privatkundengeschäft unter dem Namen Chase auf. Er stammt aus der Fusion im Jahr der beiden Banken Chase Manhattan Bank und J.P. Morgan & Co. zur heutigen J.P. Morgan Chase & Co., wie die größte US-Bank mit vollständigem Namen heißt.
„Wir sehen in Deutschland eine starke Nachfrage nach einer digitalen Bank, die auf Vertrauen, Innovation und globaler Erfahrung basiert“, lässt sich Mark O’Donnovan zitieren, der für das internationale Geschäft von Chase verantwortlich ist. Er fügt hinzu: „Wir treten mit großen Ambitionen in den deutschen Markt ein, aber auch mit großem Respekt vor den Erwartungen, die deutsche Kundinnen an ihre Bank haben.“ Dabei müssen sich wohl gerade deutsche Banken vor J.P. Morgan fürchten. Allein im ersten Halbjahr 2024 verdiente die Bank mit umgerechnet 25 Milliarden Euro rund zehnmal so viel etwa wie die Commerzbank.