Razzia gegen die Remmos – worum es dieses Mal geht | ABC-Z

Berlin. Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten am Dienstag Objekte der arabischstämmigen Großfamilie. Dahinter steckte ein beliebtes Clan-Deliktfeld.
Am Dienstag setzten Berliner Ermittlungsbeamte einen koordinierten Schlag gegen den Remmo-Clan, der in Teilen der Organisierten Kriminalität zugerechnet wird. Am Dienstagmorgen kam es zu Durchsuchungen in insgesamt fünf Objekten in Charlottenburg, Steglitz und Neukölln, die der arabischstämmigen Großfamilie zugerechnet werden. Die Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten räuberische Schutzgeld-Erpressung vor. Zuerst hatte die „B.Z.“ über die Razzia mit rund 90 Einsatzkräften der Polizei berichtet.
Vier Clan-Mitglieder wurden festgenommen. Beweismittel, Mobiltelefone und Datenträger sichergestellt, um nun ausgewertet zu werden. Zudem ergingen Arrestbeschlüsse im Wert von über 40.000 Euro. Die vier Beschuldigten im Alter von 20, 27, 28 und 53 Jahren sollen zwischen Mitte Dezember 2024 und Mitte März 2025 einen 41-Jährigen zur Zahlung von als „Schutzgeld“ bezeichneten Bargeld-Beträgen zur Vermeidung von „unangenehmen Überraschungen“ genötigt haben, hieß es am Abend von der Staatsanwaltschaft.
Als die Zahlungen nicht in der von ihnen gewünschten Höhe erfolgten, sollen die Männer mit Brandlegungen am Fahrzeug des Mannes, in dessen Geschäft und in seiner Wohnung gedroht haben und zudem erklärt haben, zu wissen, in welche Kindertagesstätte dessen Kinder gingen. Insgesamt vier Mal soll der Mann jeweils 10.000 Euro an die vier Beschuldigten gezahlt haben.
Gewerkschaft: Bessere Ausstattung im Kampf gegen Clan-Kriminalität
„Die heutige Durchsuchung zeigt: Der Rechtsstaat setzt ein deutliches Zeichen gegen organisierte Kriminalität“, kommentiert Stephan Weh, Landeschef der Berliner Gewerkschaft der Polizei GdP. „Solche Einsätze sind notwendig und richtig – sie dürfen aber kein Einzelfall bleiben.“ Berlins Poliziebeamte leisteten tagtäglich Herausragendes, stießen aber zunehmend an ihre Belastungsgrenzen.
„Jetzt braucht es nachhaltige Unterstützung durch die Politik: bessere Ausstattung und eine Digitalisierungsoffensive für Polizei und Justiz, den Einsatz von KI zu ermöglichen, um so effektiver gegen Clan-Kriminalität zu sein“, mahnt Weh. „Wer den Rechtsstaat herausfordert, muss mit der vollen Härte des Gesetzes rechnen.“
Finanzieller Schaden durch Organisierte Kriminalität gestiegen
Die Organisierte Kriminalität (OK) von Clans und Banden bleibt auch weiterhin ein großes Problem in Berlin. Laut des aktuellsten OK-Lageberichts wurden 2023 in Berlin insgesamt 66 Ermittlungskomplexe und 485 Tatverdächtige im Zusammenhang in dem Phänomenbereich verzeichnet.
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Das bedeutet zwar einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als 69 OK-Ermittlungskomplexe und 501 Tatverdächtige registriert wurden. Allerdings stieg gleichzeitig sowohl der durch die OK verursachte finanzielle Schaden auf 57,1 Millionen Euro (2022: 4,2 Millionen Euro) als auch die kriminellen Erträge auf 86,3 Millionen Euro (2022: 42,4 Millionen Euro). Die Schwerpunkte der OK-Bekämpfung in Berlin bilden dabei weiterhin die Clankriminalität, russisch-eurasische Banden („Russenmafia“), die Rockerkriminalität sowie die Internationale Kfz-Verschiebung meist durch osteuropäische Akteure.