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Vier Erkenntnisse aus Herthas Testspiel-Niederlage gegen Bröndby | ABC-Z

Fußball-Zweitligist

Vier Erkenntnisse aus Herthas Testspiel-Niederlage gegen Bröndby


So 13.07.25 | 17:30 Uhr | Von Marc Schwitzky

IMAGO / Steinsiek.ch

Audio: rbb24 | Philipp Höppner | 13.07.2025 | Bild: IMAGO / Steinsiek.ch

Hertha BSC hat das vierte Testspiel der Vorbereitung bestritten und gegen Bröndby IF die erste Niederlage hinnehmen müssen. Beim 0:1 standen auch einzelne Akteure auf dem Platz im Fokus – fast schon bedeutender war aber, wer fehlte. Von Marc Schwitzky

Nach zunächst drei Testspielsiegen in Folge hat Hertha BSC am Sonntagnachmittag die erste Niederlage kassiert. Die Berliner verloren mit 0:1 gegen Bröndby IF aus Dänemark. Es war das erste Testspiel im Rahmen des Trainingslagers im österreichischen Kitzbühel, welches der Fußball-Zweitligist am Freitag bezog.

In den nächsten Tagen steht für die Blau-Weißen nun ausgiebige Trainingszeit an. Zum Abschluss wird noch ein Abstecher nach Wien gemacht. Am 18. Juli (19.00 Uhr) kommt es dort gegen Austria Wien zu einem weiteren Härtetest. Doch bereits der Kick gegen Bröndby hielt einige Erkenntnisse bereit.

1. Weiteres Testspiel abgesagt – Hertha plagen Verletzungsprobleme

Eigentlich sollte das Spiel gegen Bröndby nur das erste von zwei am Sonntag sein – am Abend stand ursprünglich noch ein weiterer Test gegen Istanbul Basaksehir FK an. Doch Hertha musste das zweite Duell aufgrund von Personalproblemen kurzfristig absagen. Man bedauere die Entscheidung, diese sei aber “mit Blick auf den Saisonstart, die Fürsorge für unsere Spieler sowie im Sinne einer sportlich-seriösen und professionellen Durchführung des Spiels notwendig”, teilte der Klub mit.

Hertha plagen erhebliche Verletzungssorgen. Torwart Tim Goller, Defensivallrounder Pascal Klemens, Innenverteidiger John Anthony Brooks und Mittelstürmer Luca Schuler reisten gar nicht erst ins Trainingslager mit. Torhüter Marius Gersbeck ist zwar dabei, kann nach einer Schulterverletzung aber nur wenige Teile des Trainings absolvieren. Innenverteidiger Linus Gechter, Außenverteidiger Deyovaisio Zeefuik und Mittelfeldspieler Paul Seguin sind noch eingeschlagen und können erst in ein paar Tagen ins Training einsteigen. Herthas Startspieler Fabian Reese fällt zudem mit Magen-Darm-Infekt aus.

Hertha-Verteidiger Brooks liegt gegen den BFC Dynamo verletzt auf dem Rasen (Quelle: IMAGO / Jan Huebner)Hertha-Verteidiger Brooks liegt gegen den BFC Dynamo verletzt auf dem Rasen (Quelle: IMAGO / Jan Huebner)

Neun Spieler, die Trainer Stefan Leitl derzeit fehlen. Dieser hatte schon am Ende der letzten Saison die Vielzahl an fehlenden Spielern kritisiert. Es sei ihm noch nie passiert, “dass so viele Spieler so lange verletzt ausfallen”, sagte er. “Das ist einfach nicht gut” und müsse sich in Zukunft bessern. Bislang hat sich daran jedoch nichts geändert und das trübt die Stimmung in der Saisonvorbereitung.

2. Reese ist nicht zu ersetzen

Besonders der Ausfall von Unterschiedsspieler Reese machte sich am Sonntag bemerkbar. Hertha fehlte es offensiv an Tempo und Tiefe – Reeses Kernqualitäten. Sowohl im Endspurt der vergangenen Saison als auch in den bisherigen Testspielen war es ein gern gewähltes Mittel Herthas, den 27-Jährigen mit langen Vertikalpässen zu suchen, welche der Stürmer nicht erlief, sondern auch festmachen konnte. Das schenkte seinen Mitspielern die Möglichkeit, nachzurücken und den Angriff weiter vorne im Feld fortzuführen.

Diese Lösung fehlte Hertha gegen Bröndby, wodurch das Angriffsspiel sehr behäbig wirkte. Wenn den Blau-Weißen im Kurzpass-Spiel nichts gelang, gab es auch keine Torgefahr. Hertha fehlte die nötige Vertikalität, so wurden Vorstöße sehr berechenbar. Reese-Ersatz Sebastian Grönning kann zwar Bälle festmachen, doch fehlt ihm das Tempo, um lange Bälle zu erlaufen. Der dänische Neuzugang hing dadurch viel in der Luft.

Es ist keine neue Erkenntnis, doch der Bröndby-Test verhärtete sie: Hertha kann das Gesamtpaket Reese nicht ersetzen. Auch deshalb braucht es dringen noch einen weiteren neuen Mittelstürmer. Ohne Reese ist Hertha offensiv alarmierend zahnlos.

3. Die Defensive steht

Die Berliner Defensive stimmte am Sonntag hingegen positiv. Hertha testete immerhin gegen eines der besten Teams Dänemark, das regelmäßig international dabei ist und national im Titel mitspielt. Bröndby stellte 2024/25 die geteilte beste Offensive der dänischen Superliga – ein echter Härtetest für Herthas Abwehr, den sie trotz zahlreicher Ausfälle bestand. Nicht ohne Grund musste es ein Eigentor von Marton Dardai sein, das Bröndby zum Sieger kürte.

Trainer Leitl ließ seine Mannschaft meist eher im Mittelfeldpressing agieren, der Hauptstadtklub lief selten sehr hoch an. Es lag ein sichtbarer Fokus darauf, kompakt zu stehen. Allen voran durchs Mittelfeldzentrum ließ Hertha nahezu nichts zu, hier sah Bröndby eigentlich keinen Stich. Dank guter Defensivautomatismen und viel Laufarbeit schloss Hertha seine Lücken sehr zuverlässig, auch die Rückwärtsbewegung funktionierte dank großem Eifer aller. Hertha verschob trotz einiger Ausfälle und Neuzugänge bereits regelrecht routiniert, ließ defensiv bis auf das Gegentor nie Unruhe aufkommen. Die Dreierkette steht.

“Es muss eklig sein, gegen uns zu spielen”, hatte Herthas Neuzugang Maurice Krattenmacher am Samstag gefordert – er und seine Mitspieler haben es gegen den Klub aus dem Kopenhagener Vorort umgesetzt. Bröndby hatte kaum brauchbare Torchancen – ein wichtiger Zwischenerfolg, war die Defensive in der Vorsaison vor allem unter Leitl-Vorgänger Christian Fiél noch ein großes Sorgenkind. Und auch weil Gegner Bröndby bereits in einer Woche in die neue Saison startet, in seiner Vorbereitung also schon deutlich weiter ist.

4. Marton Dardai bekommt Konkurrenz

Zugeben, aufgrund des Abwehrfokus und wenige Offensivmomente gab es nicht allzu viele auffällige Einzelleistungen im blau-weißen Trikot. Dennoch haben sich ein paar Spieler zeigen können – wenn auch nicht immer positiv. So zum Beispiel Neuzugang Niklas Kolbe. Der Innenverteidiger, der vom SSV Ulm nach Berlin kam, spielt eine starke Vorbereitung und zeigte auch im Test gegen Bröndby, dass er absolut realistische Chancen auf einen Stammplatz haben könnte.

Neuzugang Niklas Kolbe für Hertha BSC am Ball. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)Neuzugang Niklas Kolbe für Hertha BSC am Ball. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Der großgewachsene Linksfuß zeigte erneut viele gute Defensivmomente, aber auch im Spiel mit dem Ball, dass er Hertha weiterhelfen kann. Kolbe spielte immer wieder kluge Bälle, traute sich auch, mit dem Ball ein paar Meter nach vorne zu dribbeln und so Bröndby zu locken. Ein interessantes Paket, das Marton Dardai – Herthas bislang angestammten Innenverteidiger auf der linken Seite – große Konkurrenz machen dürfte. Ein spannender Zweikampf.

Sendung: rbb24 inforadio, 13.07.2025, 20 Uhr

Beitrag von Marc Schwitzky


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