Stil

Was halten Perlentaschen aus? | FAZ | ABC-Z

Der Ablauf ist immer gleich: ein flüchtiger Blick, ein Innehalten, die Frage „Darf ich mal?“ und schließlich der behutsame Griff nach dem Objekt der Neugier – einer Handtasche aus gläsern anmutenden Perlen, auf transparente Schnüre gezogen, gekonnt verwoben und verknotet. Sonst verschwindet handtaschenübliches Hab und Gut hinter Stoff oder Leder, hier umhüllt es nur ein fragil wirkendes, aber erstaunlich robustes Gespinst aus geschliffenen Acrylperlen. In diesem Fall (die Autorin besitzt ein Modell der Kopenhagener Marke Cras) sind sie weiß und blassrosa. Sie funkeln in der Sonne, glitzern aber nicht so betont festlich wie Strass – und wirken daher auch beim spätsommerlichen Frühstück im Café nicht deplatziert.

Mancher kennt die Optik von Reisen nach Afrika und Asien. Dort gibt es sie schon länger auf Märkten und in Geschäften. Als Handyhülle mit Motiven wie „Hello Kitty“ oder als Kindertasche in der Form von Früchten. Online sind (Zeit und Geduld erfordernde) Anleitungen zum Selbermachen von Perlen­taschen für jedes Alter zu finden. Je nach Enge der Maschen und nach Muster ist das Ergebnis luftig und flexibel wie eine Netztasche oder kompakt.

Passt zum Aperol Spritz: Modell Sera von Maren LilianUnternehmen

Fröhlich, aber unaufgeregt

Die Möglichkeiten, diese Technik weiterzuentwickeln, sind unendlich. Das wissen immer mehr Labels – und deren Kundschaft. Seit 2022 bietet etwa die Zürcher Marke Studio Seven Perlenhandtaschen an. Sie werden in der Türkei von Hand aus farbigen PVC-Perlen gefertigt und reichen vom kleinen Crossbody-Format bis zur größeren Schultertasche. Der Berliner Designer William Fan zeigte 2023 erstmals Perlentaschen, heute gibt es in seinem Onlineshop eine ganze „Pearl Bags“-Kategorie, etwa mit der „Fringe Bag“ mit Karomuster und der Schulterhandtasche „Carrie“ mit Magnetverschluss. Das Modell gibt es in fünf Farben.

In Berlin ist auch die Marke Maren Lilian ansässig. Hier entstehen seit 2023 Taschen, zu einer Hälfte aus Acryl-, zur anderen aus Glasperlen. Die erste habe nur aus Glasperlen bestanden und sei deshalb sehr schwer gewesen, berichtet Designerin Maren Lilian Lüddemann. Daher verwende sie seitdem Glas und Acryl.

Der große Erfolg der kleinen Perlen überrascht nicht. Ihre Haptik ist ein angenehmer Kontrast zu glatten Smartphone-Oberflächen. Ihre Verspieltheit bringt Unbekümmertheit in ernste Zeiten. Und ihre Vielseitigkeit macht sie zu jeder Tageszeit und jedem Anlass tragbar. Nicht nur im Sommer: Auch im herbstlich-winterlichen Kerzenschein funkeln sie fröhlich, aber unaufgeregt. Aufmerksamkeit ist ihnen dennoch gewiss.

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