Marktbericht: DAX wieder über 20.000 Punkte | ABC-Z

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Nach einem turbulenten Wochenauftakt startet der deutsche Leitindex heute mit einem Stabilisierungsversuch in den Handel. Zur Eröffnung steigt der DAX wieder über die 20.000-Punkte-Marke.
Nach einem turbulenten Start in die Börsenwoche für den deutschen Leitindex stehen die Vorzeichen heute erst einmal auf Stabilisierung. Zum Handelsstart legt der DAX um 1,2 Prozent auf 20.029 Punkte zu. Gestern Morgen hatte sich der DAX infolge der US-Zollpläne im freien Fall befunden. Das Börsenbarometer ging schließlich bei 19.762 Punkten um 4,3 Prozent tiefer aus dem Handel.
“Die Finanzmärkte rund um den Globus sind in Aufruhr”, schrieben die Experten der Helaba. “Seit Mittwochabend dominiert die Angst das Geschehen, dass das riesige Zollpaket der USA sowie Gegenreaktionen wie beispielsweise in China die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.” Für bessere Stimmung sorgte die Hoffnung auf Verhandlungen über die US-Zölle. Der japanische Ministerpräsident Shigeru Ishiba und US-Präsident Donald Trump hätten dazu Gespräche vereinbart, berichtete der Fernsehsender FNN.
Die asiatischen Märkte haben sich etwas von ihren Tiefs erholt, nachdem die USA ihre Gesprächsbereitschaft bezüglich der neuesten Zölle signalisierten. Die Erholung des japanischen Nikkei übertraf dabei bei Weitem die anderen regionalen Märkte. In Tokio legte der 225 Werte umfassende Index bis Handelsschluss um 6,0 Prozent 33.013 Punkte zu.
“Wichtig ist, dass ein kleiner Sonnenstrahl auftaucht, der Hoffnung macht, dass die USA wirklich offen für Handelsverhandlungen sind. Die wichtigste ist zwischen Japan und US-Finanzminister Bessent,” sagte Tapas Strickland, Leiter der Marktwirtschaft bei der National Australia Bank. Strickland wies jedoch darauf hin, dass die Volatilität nach wie vor extrem hoch ist und der dazugehörige VIX-Index über Nacht auf bis zu 60 gestiegen ist, was ein seltenes Ereignis ist.
Nach dem Kursrutsch zu Wochenbeginn erholte sich auch der chinesische Markt wieder etwas. Die Börse Shanghai bliebt zunächst zögerlich, erholte sich im Handelsverlauf aber weiter nach dem siebenprozentigen Einbruch vom Montag, der durch Handelskriegs- und globale Rezessionsängste ausgelöst worden war. Sie gewann 1,6 Prozent auf 3.146 Stellen. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong legte um 1,4 Prozent zu.
Die Kurse fingen sich im Zuge stärkerer regionaler Märkte und der Unterstützung durch die Regierung. Die chinesische Finanzaufsichtsbehörde plant, die Obergrenzen für Investitionen von Versicherungsfonds in den Aktienmarkt anzuheben, um die Kapitalmärkte und die Realwirtschaft stärker zu unterstützen.
Trotz scharfer Drohungen aus dem Weißen Haus will China aber an seinen Gegenzöllen festhalten. Sollten die USA ihrer Zollmaßnahmen weiter eskalieren, werde “China entschlossen Gegenmaßnahmen ergreifen, um seine eigenen Rechte und Interessen zu schützen”, teilte das chinesische Handelsministerium mit.
US-Präsident Trump hatte China vergangene Woche im Zuge seiner Ankündigung globaler Zölle mit einem Zusatzzoll von 34 Prozent belegt, woraufhin Peking mit der Ankündigung eines Gegenzolls in gleicher Höhe reagierte. Gestern drohte Trump China mit einem weiteren Zoll in Höhe von 50 Prozent, sollte Peking seine Gegenzölle nicht zurücknehmen. Bestünden die USA weiterhin auf diesem Weg, werde “China sie definitiv bis zum Ende begleiten”, teilte das Handelsministerium mit. Das Vorgehen der USA sei “Erpressung”. China werde dies niemals akzeptieren.
Auch wenn anfangs höhere Verluste im Verlauf eingegrenzt wurden, blieb die Stimmung an der Wall Street gestern angespannt. Der Leitindex Dow Jones verlor am Ende 0,9 Prozent auf 37.965 Punkte, nachdem er im frühen Geschäft schon über vier Prozent nachgegeben hatte. Der S&P 500 Index ging um 0,2 Prozent schwächer aus dem Handel. Der Nasdaq endete sogar noch mit 0,1 Prozent leicht im Plus.
Die Preise für Rohöl erholen sich, nachdem sie gestern beinahe auf ein Vierjahrestiefs gefallen war. Am Rohstoffmarkt verteuert sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,1 Prozent auf 64,93 Dollar je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI notiert 1,3 Prozent fester bei 61,48 Dollar.
Der Kurs des Euro hat im frühen Handel zugelegt. Die Gemeinschaftswährung stieg um 0,7 Prozent auf 1,0987 Dollar. Der Euro hatte zuletzt einen Teil seiner Gewinne wieder abgegeben, die er im Zuge der aggressiven Zollpolitik der USA erreicht hatte. So war er am vergangenen Donnerstag bis auf 1,1144 Dollar gestiegen.
Die Zölle von Präsident Donald Trump könnten Jeans von Levi’s teurer machen. Die Chefin von Levi Strauss, Michelle Gass, schloss Preiserhöhungen als Reaktion auf die zusätzlichen Einfuhrzölle für Waren aus Hersteller-Ländern nicht aus. Man werde dabei aber punktuell vorgehen – “sehr chirurgisch”. Jeans von Levi’s würden in 28 Ländern produziert und aus 20 davon auch in die USA geliefert, sagte Gass. Von den im Heimatmarkt verkauften Jeans stammen dem Unternehmen zufolge rund ein Prozent aus China, etwa fünf Prozent aus Mexiko und ein “mittlerer bis hoher” einstelliger prozentualer Anteil aus Vietnam. Trump hatte Zölle von 46 Prozent für Waren aus Vietnam und von 25 Prozent für Einfuhren aus Mexiko angeordnet.
Samsung hat in seinen vorläufigen Ergebnissen für das erste Quartal nur mit einem leichten Rückgang seines operativen Betriebsergebnisses von 0,2 Prozent gerechnet und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Der weltgrößte Hersteller von Speicherchips erwartet für den Zeitraum von Januar bis März ein Betriebsergebnis von 6,6 Billionen Won (rund 4,3 Milliarden Euro) gegenüber einer Schätzung von LSEG-Analysten von 5,1 Billionen Won (rund 3,2 Milliarden Euro). Der Grund für den soliden Ausblick waren die guten Smartphone-Verkäufe, und auch die Verkäufe von Speicherchips liefen dem südkoreanischen Unternehmen zufolge besser als erwartet.
Der Münchner Chip-Konzern Infineon will sein Geschäft mit der Automobilindustrie mit einem milliardenschweren Zukauf in den USA stärken. Infineon übernimmt für 2,5 Milliarden Dollar das autobezogene Ethernet-Geschäft des Rivalen Marvell Technology, wie beide Unternehmen gestern mitteilten. “Damit ergänzt Infineon sein marktführendes Mikrocontroller-Geschäft und baut es weiter aus”, erklärte der Chip-Konzern, der einen Großteil seines Umsatzes mit der Autoindustrie macht. Das Ethernet sorgt für den Datenaustausch zwischen Software und Hardware. Die Schlüsseltechnologie sei deshalb für Fahrzeuge wichtig, die – wie fast alle Elektroautos – softwaregesteuert sind.
Die größten europäischen Banken haben im Vergleich zu ihren Wettbewerbern aus den USA im vergangenen Jahr weiter an Boden verloren. Wie das Beratungsunternehmen EY heute mitteilte, sanken die Nettogewinne der Banken in Europa um 13 Prozent auf 85 Milliarden Euro, während die zehn größten US-Banken mit 180 Milliarden Euro 24 Prozent mehr Nettogewinn machten. In den vergangenen zehn Jahren übertraf der Nettogewinn der US-Banken demnach stets den der europäischen Top-Banken. Allein die US-Bank JPMorgan Chase erreichte hier 72,5 Milliarden Euro und war damit mit Abstand Spitzenreiter des Rankings.
Der österreichische Ölkonzern OMV hat im ersten Quartal 2025 infolge des Verkaufs der Sapura-Beteiligung in Malaysia weniger Öl und Gas gefördert. Die Gesamtförderung sank um rund zwölf Prozent auf 310.000 Barrel pro Tag, wie das Unternehmen heute mitteilte. Der Rückgang der Fördermengen belaste das operative Ergebnis vor Sondereffekten im Vergleich zum Vorquartal voraussichtlich mit etwa 250 Millionen Euro.