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„Heute schwimmst du im Pool, morgen ist alles weg“ | ABC-Z

Jean Smart sprach das aus, was viele Filmschaffende seit Ausbruch der Brände dachten. „In Hollywood herrscht Feiersaison, aber ich schlage vor, dass die Fernsehsender die Übertragung der Preisverleihungen absagen“, forderte die Schauspielerin („Hacks“) jetzt bei Instagram. Die Einnahmen aus den Auftritten, die die Sender erwarteten, sollten stattdessen an Bewohner der Brandgebiete und Einsatzkräfte gespendet werden. Vor Smarts Appell hatten die Veranstalter der Critics Choice Awards die für das Wochenende geplante Zeremonie schon bis Ende Januar verschoben.

Auch die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS), die Anfang März zum 97. Mal die Oscars verleiht, kündigte an, die Nominierungen für die Goldtrophäe später als erwartet, am 19. Januar, bekannt zu geben. „Wir möchten allen, die von den verheerenden Feuern in Südkalifornien betroffen sind, unser tiefes Mitgefühl ausdrücken. Viele Filmschaffende leben und arbeiten hier“, ließ der AMPAS-Chef Bill Kramer die Mitglieder der Filmakademie in einem Brief wissen.

Einigen der etwa 10.000 Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren ist die Feierlaune längst vergangen. Als sich am Dienstag die ersten Flammen durch das bei Filmschaffenden beliebte Viertel Pacific Palisades fraßen, gehörte die Villa des Komikers Billy Crystal zu den ersten, die niederbrannten. Crystal, der vor mehr als 30 Jahren zum ersten Mal die Oscars moderierte, soll mit seiner Ehefrau Janice vorerst bei den Kindern untergekommen sein.

Die Nichte bot ihr Sparschwein an

„Unsere Herzen sind gebrochen“, schrieb der 76 Jahre alte Schauspieler („Harry und Sally“) in sozialen Medien. Auch James Woods, bekannt aus Filmen wie „Es war einmal in Amerika“ und „Casino“, wurde durch das mehr als 80 Quadratkilometer große Palisades-Feuer im Westen von Los Angeles obdachlos. „Heute schwimmst du im Pool, morgen ist alles weg“, sagte der Schauspieler dem Sender CNN unter Tränen. Die Nichte seiner Ehefrau habe ihm ihr Sparschwein angeboten, um die Villa wiederaufzubauen.

Zu den Prominenten, die in den vergangenen Tagen ihre Anwesen verloren, gehören auch John Goodman („10 Cloverfield Lane“), Eugene Levy („Schitt’s Creek“), Cary Elwes („Papst Johannes Paul II.“) und Anna Faris, die im Jahr 2000 durch die Horrorparodie „Scary Movie“ berühmt wurde. Das Haus des Oscar-Preisträgers Anthony Hopkins („Das Schweigen der Lämmer“) brannte bis auf Fundament und Schornstein nieder.

Die Filmmusikerin Diane Warren verabschiedete sich derweil mit dem Foto eines Steins im Ozean von ihrem Strandhaus in Malibu. „Ich habe fast 30 Jahre lang in diesem Haus gewohnt. Den Regenbogen, der gerade zu sehen ist, nehme ich als Zeichen der Hoffnung für alle, die von dieser Tragödie betroffen sind“, schrieb die Komponistin von Stücken wie Lady Gagas „Til It Happens To You“ bei Instagram.

Wie der Oscar-Preisträger Jeff Bridges („Crazy Heart“) dem Branchenblatt „The Hollywood Reporter“ am Donnerstag bestätigte, brannte auch das Anwesen seiner Familie in Malibu nieder. Heidi Klum, Model aus Bergisch Gladbach mit Wohnsitz in Los Angeles’ Nobelviertel Bel Air, versuchte derweil, sich außerhalb der Evakuierungszone nützlich zu machen. Bei Instagram lud sie eine Liste mit Notunterkünften für Mensch und Tier hoch.

Ihr Schwager Bill Kaulitz, der Zwillingsbruder von Klums Ehemann Tom Kaulitz, musste wegen der Brände sogar sein Haus in den Hollywood Hills verlassen. In einer Instagram-Story sind seine gepackten Luxuskoffer zu sehen, darunter ein Notfallset des Roten Kreuzes und zwei Walkie-Talkies. Betroffen waren auch der deutsche Finanzinvestor Carsten Maschmeyer und seine Ehefrau ­Veronica Ferres. „Wir werden jetzt evakuiert und sind auf der Flucht“, schrieb die deutsche Schauspielerin auf Instagram. Später schrieb die Neunundfünfzigjährige, dass sie in Sicherheit seien.

Während sich die Brände auch an den Ausläufern des Angeles National Forest und in den Hollywood Hills ausbreiteten, stellten viele Studios die Dreharbeiten vorerst ein. Wann die Produktion von Serien wie „Grey’s Anatomy – Die jungen Ärzte“, „Hacks“, „Suits: L.A.“ und der Talkshow „Jimmy Kimmel Live!“ fortgesetzt wird, blieb offen. „Wir erleben die fürchterlichsten Brände seit 1993“, erinnerte der „Star Wars“-Darsteller Mark Hamill an das Feuer „Old Topanga“ vor mehr als 30 Jahren.

Wie der Schauspieler sagte, hatte er seine Villa in Malibu mit Ehefrau und Hund am Dienstag „in letzter Minute“ verlassen. Während der Fahrt zu seiner Tochter nach Hollywood habe es bereits auf beiden Seiten des Pacific Coast Highway gebrannt.

Die Stiftung der Unterhaltungsindustrie (EIF) und die Schauspielergilde (SAG) richteten inzwischen Spendenkonten ein, um Einsatzkräfte und Filmschaffende in Not zu unterstützen. Wie bei früheren Brandkatastrophen in Kalifornien schickt auch die von dem Schauspieler und Produzenten Sean Penn gegründete Hilfsorganisation CORE Mitarbeiter in Notunterkünfte, um Hygieneartikel, Wäsche und Medikamente auszugeben.

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