Kultur

Paolo Sorrentinos “Parthenope” ist voyeuristischer Kitsch | ABC-Z

Als mythisches Geschöpf – eine Sirene – war Parthenope unsterblich schön und wurde zur antiken Stadtheiligen Neapels, wozu im folgenden Christentum gut ihre Keuschheit passte, die ihr Name bedeutet. Auch Celeste Dalla Porta ist wunderschön. Sie spielt eine Frau, die 1950 unter barocken Pomp in eine neapolitanische Küstenvilla hineingeboren wird. Regisseur Paolo Sorrentino ist Neapolitaner und “Parthenope” eine Hommage an seine Stadt, in der sich Mythen, Christentum, Verfall und Pracht durchdringen. Und so ist ihm im Liebeserklärungsrausch sein Film entglitten: Er hat keine Handlung, außer dass die Schönheit Parthenopes allen den Kopf verdreht, inklusive dem Regisseur, der voyeuristisch auf Parthenope blickt.

Inzest und Selbstmord

Bei einem Sommeraufenthalt auf Capri gibt es eine Zäsur: Parthenopes Begegnung mit einem (schwulen) Schriftsteller (Gary Oldman), der ihr als alkoholkranker Melancholiker das Tor zur Intellektualität öffnet. Ihr Bruder scheitert an seinen inzestuösen Fantasien, wie auch sein bester Freund an seinen dezenten, aber verzweifelten Liebesavancen – mit folgendem Suizid. Nach Jahren als geachtete Anthropologin kehrt Parthenope (jetzt gespielt von Stefania Sandrelli) wieder in ihre Stadt zurück.

Nur grande Bellezza – und sonst gar nichts

Alle Figuren sind Klischees ohne Innenleben, handeln und reden komplett manieriert. Räume sind so drapiert, dass sie nur theatralisch wirken, und da, wo Meer und Sonne glitzern, ist man optisch in der Sterilität einer Martini-Reklame – mit einer antikisierten Frau als Blickfang.

Von Sorrentino stammt der gefeierte Film “La grande bellezza” (2013) – auch er bereits grenzwertig mäandernd und künstlich schön. Jetzt ist die Grenze zu Kitsch und schönem Schein komplett überschritten.

Kino: ABC, Arena, City, Isabella

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