Archäologen lüften grausames Geheimnis um Zwangsarbeit in der Antike | ABC-Z

Berlin. Forscher haben in den Goldminen interessante Gegenstände entdeckt, die vor allem die Bewegungsfreiheit der Bergarbeiter einschränkten.
Die jüngste Entdeckung zweier seltener Fundstücke an einer bedeutenden archäologischen Stätte in Ägypten wirft ein neues Licht auf die oftmals brutalen Realitäten des antiken Goldbergbaus. Diese Artefakte liefern konkrete Beweise für die These, dass die militärischen Feldzüge Ptolemaios’ I. maßgeblich durch die Ausbeutung von Goldminen finanziert wurden.
Ägypten: Archäologische Funde enthüllen das Schicksal der Arbeiter in den Minen
Nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen wurden unter der ptolemäischen Dynastie (305–30 v. Chr.) zahlreiche Minen eröffnet. Diese Bergwerke waren oft mit Unterkünften für die Arbeiter ausgestattet, die jedoch strenger Kontrolle und Überwachung unterlagen. Historische und archäologische Quellen belegen, dass sowohl bezahlte Arbeitskräfte als auch versklavte Personen im Bergbau tätig waren.
Der Fund zweier eiserner Fußfesseln an einer archäologischen Stätte in Ägypten verdeutlicht die erheblichen menschlichen Kosten des Goldbergbaus, der zur Finanzierung der militärischen Unternehmungen Ptolemaios’ I. diente. Laut Studienautorin Bérangère Redon ergänzen diese Funde antike Texte, die über die Anwesenheit von Kriegsgefangenen und Strafgefangenen in den Minen berichten.
Minenkomplex von Ghozza: Bedeutende archäologische Stätte birgt ein dunkles Geheimnis
In einer in der Zeitschrift „Antiquity“ veröffentlichten Studie beschreibt Bérangère Redon den seltenen Fund von Fesseln in Ghozza, der nördlichsten bekannten ptolemäischen Goldmine, die zwischen 250 und 200 v. Chr. in Betrieb war. Diese Fesseln zählen zu den ältesten, die im Mittelmeerraum entdeckt wurden.
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Der Minenkomplex umfasste eine Siedlung mit Wohnbereichen, Straßen und Badeanlagen. Hunderte von Ostraka – Keramikfragmente, die als Schreibmaterial dienten – dokumentieren den Alltag der Bergleute. Einige von ihnen erhielten eine Entlohnung für ihre Arbeit, die das Mahlen von Naturerzen mit Handmühlen beinhaltete.
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Bislang ging man davon aus, dass die Bergleute freie Arbeitskräfte waren, da in Ghozza keine bewachten Unterkünfte nachgewiesen wurden. In anderen ägyptischen Minen waren Schlafbereiche hingegen durch Torhäuser gesichert. Der Fund zweier Fesseln deutet jedoch darauf hin, dass in Ghozza zumindest in Teilen Zwangsarbeit praktiziert wurde.
Ptolemäische Grausamkeit: Fesseln in ägyptischer Goldmine gefunden
Ein Satz der entdeckten Fesseln bestand aus sieben Fußringen und zwei Verbindungsstücken, während der andere aus vier Gliedern und zwei Fragmenten von Fußringen zusammengesetzt war. Die Archäologen fanden diese Fesseln zusammen mit einer großen Menge weggeworfener Schlacke und zahlreichen Eisengegenständen in einem antiken Lagergebäude in Ghozza.
Laut Redon ähneln die Fesseln jenen, die in den Silberminen von Laurion in Griechenland gefunden wurden, was auf einen technologischen Wissenstransfer aus dem griechischen Bergbau in die ptolemäische Zeit Ägyptens hindeutet. Das in Ghozza gewonnene Gold diente vermutlich der Finanzierung der Militärkampagnen Ptolemaios’ I. auf Kosten der Arbeitskräfte. „Diese Funde liefern unwiderlegbare Beweise für den Status der Bergleute, die bislang fehlten“, so Redon.