Wohnen

Die beste Grüne Soße gibt es in Darmstadt | ABC-Z

Das kann die Stadt Frankfurt wohl nicht auf sich beruhen lassen: Neuerdings gibt es die beste Grüne Soße weit und breit nicht in der Stadt am Main, sondern in Darmstadt. Ausgerechnet die Kräutermischung von Küchenchef Dieter Ginkel aus dem Darmstädter Ratskeller kommt im Finale des diesjährigen „Grüne Soße Festivals“ beim Publikum, das zugleich die Jury ist, am besten an.

Das könne ja nun nicht mehr das letzte Wort sein, sagt Hans-Peter Schlörit, Betriebsleiter im Darmstädter Ratskeller, als er mit seinem nahezu sprachlosen Küchen-Kollegen den Siegerpokal in Händen hält. „Frankfurt darf es sich nicht entgehen lassen, den Titel zurückzuholen“, appellierte er an den Stolz – und die Kassen – der Stadt.

Rockt die Bühne: Stefani Kunkel als Hilde von BornheimMaximilian von Lachner [FAZ-Rech

Das Publikum im Festzelt am Roßmarkt ist ganz seiner Meinung, jede Bemerkung, die Hoffnung auf eine Fortführung macht, wird bejubelt und beklatscht. Hier haben sie auch nach all den Jahren und Festivalabenden nicht genug von der Grünen Soße, den auf das Frankfurter Traditionsgericht umgedichteten Liedern und Hymnen (“Kräuter schöner Götterfunken“), und natürlich den Fleischwurst-Stückchen der Hilde aus Bornheim. In dieser Rolle ist die Frankfurter Schauspielerin Stefanie Kunkel zur Kultfigur des Festivals geworden. Ihre Hilde ist immer etwas aufgeregt, zum Abschluss dreht sie noch einmal richtig auf und steppt und rockt über die Bühne.

Für den letzten Abend, von dem sie hoffen, dass es doch keiner ist, haben sich alle Beteiligten etwas ausgedacht. Die Gastronomen bringen Geschenke für Wolff und Müller, beide müssen um Fassung ringen, als kurz vor Schluss ein Videozusammenschnitt mit sehr vielen Danksagungen, Komplimenten und Grüßen der über die Jahre am Festival beteiligten eingeblendet wird.

Das Festival hat sie so eng zusammengeschweißt, dass sie inzwischen auch verheiratet sind: Torsten Müller und Maja Wolff sehen ein Video voller Dankesworte.
Das Festival hat sie so eng zusammengeschweißt, dass sie inzwischen auch verheiratet sind: Torsten Müller und Maja Wolff sehen ein Video voller Dankesworte.Maximilian von Lachner [FAZ-Rech

Maja Wolff, die noch einmal in ihrer Rolle als Anton le Goff durch den Abend führt, sagt trotzdem: Willkommen zur letzten Runde „des demokratischsten und verrücktesten Festivals dieser Stadt“.

Für den Fall, dass man sich nicht wieder bei Soßen, Eiern und Kartoffeln trifft, teilt sie ihre Lehren aus den vergangenen 18 Jahren mit dem Publikum: Empfindlich dürfe man nicht sein – „was haben wir hier für Soßen erlebt!“ Krisen müsse man als Chance begreifen, so wie es ihr Team etwa in der Corona-Pandemie getan habe, als sie das Kräuterspektakel ins kalte Frischezentrum verlegten. Kreativ müsse man sein und ebenso wichtig: Gemeinsam, mit allen an einem Tisch, lasse sich vieles schaffen – vielleicht auch in eigener Sache. „Der Geist des Festivals wird weiterleben“, verspricht Wolff dann doch.

Vorbereitet für den Test: Eine Kellnerin reicht die Teller mit den sieben verschiedenen Soßen, aus denen das Publikum die beste herausschmecken soll.
Vorbereitet für den Test: Eine Kellnerin reicht die Teller mit den sieben verschiedenen Soßen, aus denen das Publikum die beste herausschmecken soll.Maximilian von Lachner [F.A.Z.-Rech

Dafür wollen auch die Initiatoren einer Onlinepetition sorgen, die namentlich Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) auffordert, für den Fortbestand des Festivals zu sorgen. In den ersten zehn Tagen haben sich dem gut 1100 Unterstützer angeschlossen. Sie werden ihre Botschaft in den Römer tragen müssen, denn im Festzelt ist diesmal kaum ein Politiker zu sehen. Josef sei an einem anderen Festivaltag zu Gast gewesen, sagt Wolff.

Zum beschworenen Geist des Festivals gehört auch, dass sich das Publikum nie lange bitten lässt, bis es mitmacht und mitsingt oder die gut vorbereitete Ordnung an den langen Tischen für ein Tänzchen verlässt. Am Samstagabend reißt die Dresdner Band Medlz die Leute mit Coversongs aus den Neunzigern von den Stühlen. Zweiter Künstler des Abends ist der aus Bremen stammende Comedian Amjad, der vor diesem Auftritt das Frankfurter Traditionsgericht noch gar nicht kannte.

Jetzt kennt er es von der besten Seite: So schwer sei die Wahl selten gewesen, bestätigen die Stammtester an den Tischen und schwärmen von der Qualität. In den sieben Gläschen sind viele Mischungen, die den Härtetest des Festivals schon mehrmals durchlaufen haben: vom Gasthaus „Zum Einhorn“ aus Frankfurt-Bonames etwa, das 2024 gewonnen hat und nun Zweiter wird. Oder aus der „Eselei“ im Nordwestzentrum, die noch einmal einen dritten Platz holt.

Hat beim Festival schon viel erlebt: Gastronom Thomas Metzmacher umarmt Maja Wolff und freut sich über den dritten Platz für sein „Eselei“.
Hat beim Festival schon viel erlebt: Gastronom Thomas Metzmacher umarmt Maja Wolff und freut sich über den dritten Platz für sein „Eselei“.Maximilian von Lachner [FAZ-Rech

Die Gewinner aus Darmstadt waren erst 2024 auf den Frankfurter Soßenwettkampf gestoßen – und am Publikum gescheitert. Der letzte Platz habe ihren Ehrgeiz geweckt, erzählt Schlörit. Er und sein Koch hätten genau analysiert, was andere besser machten, und dann das eigene Rezept verfeinert. Sollten die Frankfurter wirklich keine Kraft mehr in die Grüne Soße stecken wollen, hat er nur noch einen Rat: „Die S6 fährt zum Glück bis nach Darmstadt.“

Back to top button