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Marktbericht: DAX marschiert weiter | tagesschau.de | ABC-Z


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Stand: 04.06.2025 16:19 Uhr

Und wieder ist dem DAX ein Höchststand gelungen. Das liegt nicht nur an der erwarteten Zinssenkung der EZB und der schwindenden Sorge vor Donald Trumps Zolldrohungen.

Auch der Juni hat nun einen Rekordstand im DAX zu bieten: Am Vormittag kletterte der deutsche Leitindex bis auf 24.346 Punkte und übertraf damit sein Rekordhoch aus der Vorwoche. Das deutsche Börsenbarometer baute damit seinen Jahresgewinn auf rund 22 Prozent aus. Seither hat der Schwung aber etwas nachgelassen und der DAX liegt am Nachmittag noch 0,45 Prozent im Plus bei 24.200 Punkten.

Wenn unter deutschen Anlegerinnen und Anlegern trotz der Rekordrally wenig Euphorie auszumachen ist, könnte das auch an dem zuletzt gestiegenen Anteil ausländischer Investoren liegen, die durch die steigenden Kurse und das vermeintlich stabilere politische Umfeld in Europa angezogen werden.

Dies- und jenseits des Atlantik treibt aber auch die Hoffnung die Kurse, dass die US-Zölle letztlich nicht so hoch ausfallen werden wie ursprünglich von Präsident Trump angekündigt. Die Börsen setzen auf den sogenannten “TACO-Trade”, wobei TACO für “Trump Always Chickens Out” steht, was so viel heißt wie “Trump kneift immer”.

Damit wird auf Trumps wiederholt aufgeschobene oder abgeschwächte Zollandrohungen angespielt, wenn Investoren mit Verkäufen reagieren. “Anleger nutzen dies, indem sie nach neuen Tarif-Ankündigungen günstig einsteigen und wieder verkaufen, nachdem Trump die Zölle zurückzieht oder vertagt”, erklärt Börsenexperte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Auch die Hoffnung auf weitere geldpolitische Lockerungen der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt dem DAX Auftrieb. Die Inflationsrate im Euroraum war im Mai überraschend deutlich gefallen, wie das Statistikamt Eurostat gestern mitgeteilt hat. Mit 1,9 Prozent liegt die Teuerung in der Währungsgemeinschaft nun nicht nur auf dem niedrigsten Stand seit September 2024, sondern sogar unter dem Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent.

Der Weg für eine erneute Zinssenkung der Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde ist damit frei. Am Markt wird für die morgige Ratssitzung der EZB fest mit einer Senkung des an den Finanzmärkten richtungsweisenden Einlagenzinssatzes um 25 Basispunkte auf dann 2,0 Prozent gerechnet. Es wäre die achte Zinssenkung seit Mitte 2024. Sinkende Zinsen machen Investitionen in Aktien attraktiver.

Ein weiteres zentrales Element der laufenden DAX-Rally sind die geplanten Steuererleichterungen der neuen Bundesregierung, die Unternehmen und Bürger entlasten und das Wirtschaftswachstum ankurbeln sollen. Erst heute beschloss das Kabinett in Berlin ein milliardenschweres Paket mit erweiterten Abschreibungsmöglichkeiten für Maschinen und Elektrofahrzeuge.

Nicht zuletzt verweisen Marktbeobachter zur Begründung für die erneut steigenden Kurse auch auf die “Fear of Missing Out” (FOMO) – die Angst, den nächsten Kursanstieg im DAX zu verpassen. Kursrücksetzer werden von den Anlegern nicht als Warnsignal, sondern als günstige Einstiegschancen wahrgenommen. Das lässt keinen Raum für eine Korrektur am deutschen Aktienmarkt.

Die US-Börsen haben eine halbe Stunde nach dem Start etwas mit den aktuellen Daten vom Arbeitsmarkt zu knabbern. Der Dow Jones legt 0,1 Prozent auf 42.565 Punkte zu. Laut den Beschäftigungsdaten des privaten Dienstleisters ADP wurden in der Privatwirtschaft weniger Stellen geschaffen als erwartet. Während Volkswirte im Schnitt eigentlich 114.000 neue Jobs erwartet hatten, fiel die Zahl mit 37.000 enttäuschend aus, was auch einen Schatten auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht für Mai am Freitag wirft.

Die Technologietitel an der Nasdaq legen mit 0,2 Prozent kaum mehr zu. Gestern konnten die großen Indizes in New York durch die Bank Kursgewinne verbuchen. Um 20 Uhr (MESZ) legt die US-Notenbank Federal Reserve ihren Konjunkturbericht, das “Beige Book”, vor.

Der Euro kann sich nach seinen deutlichen Vortagesverlusten stabilisieren. Zur Stunde tendiert er bei 1,1399 Dollar seitwärts. Am Vortag war die Gemeinschaftswährung wegen einer niedriger als erwartet ausgefallenen Inflation in der Eurozone unter Druck geraten und unter die Marke von 1,14 Dollar gefallen.

Am Rohstoffmarkt hat Rohöl seine frühen Verluste wettgemacht und leicht ins Plus gedreht. Am frühen Nachmittag kostet die Sorte Brent aus der Nordsee 65,81 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit 0,4 Prozent mehr.

Die Feinunze Gold kostet mit 3.352 Dollar 0,2 Prozent weniger als gestern. Zu Wochenbeginn war der Goldpreis noch bis auf 3.392 Dollar und damit den höchsten Stand seit fast einem Monat gestiegen. Die weltweite Nachfrage nach Gold von den Zentralbanken, Sicherheit suchenden Investoren und Privatpersonen, die wegen der Zollunsicherheit eine Alternative zum Dollar suchen, stützt den Goldpreis.

Im DAX ist die Infineon-Aktie am Nachmittag der größte Gewinner. Europaweit sind Halbleiterwerte heute stark gefragt. Gestern hatten bereits Chip-Aktien in den USA deutlich zugelegt. Hintergrund sind positive Nachrichten von Broadcom. Das US-Unternehmen hat mit der Auslieferung einer neuen Version seiner Switch-Chips für Rechenzentren begonnen, Broadcom-Aktien erreichten daraufhin gestern in New York ein Rekordhoch.

Auch Aktien der DHL Group sind gefragt. Die US-Bank Citigroup hat die Titel von “Neutral” auf “Buy” hochgestuft und das Kursziel von 40 auf 48 Euro angehoben. Die mit einer Erholung der Paketmengen einhergehende mögliche Erholung der Gewinnmargen werde am Markt noch nicht ausreichend gewürdigt, betonte Analyst Arthur Truslove.

Die Airbus-Aktie verbucht ebenfalls kräftige Gewinne. China könnte im kommenden Monat im Zuge des Besuchs europäischer Staatsoberhäupter etwa 300 Flugzeuge bei dem weltgrößten Flugzeugbauer bestellen. Derzeit liefen Gespräche mit chinesischen Fluggesellschaften über den Umfang einer Bestellung, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider.

Der Chef der Container-Reederei Hapag-Lloyd hält aktuelle Prognosen über eine Stagnation der internationalen Branche für zu pessimistisch. Er rechne derzeit mit einem Zuwachs von vier Prozent, wobei es am Ende auch nur zwei werden könnten, sagte Rolf Habben Jansen bei einer Online-Konferenz mit Kunden. Man bleibe “erst einmal vorsichtig optimistisch”.

Anleger nehmen bei Redcare Pharmacy Reißaus. Die im MDAX notierten Titel der Online-Apotheke brechen um über acht Prozent ein, nachdem die Analysten von Kepler Cheuvreux die Aktie auf “Hold” von zuvor “Buy” herabgestuft und zugleich das Kursziel auf 130 Euro von zuvor 150 Euro gesenkt haben.

Größter SDAX-Gewinner ist die Aktie von Thyssenkrupp Nucera. Der Elektrolysespezialist hat einen Großauftrag zur Planung einer Elektrolyseanlage an Land gezogen. So soll der Konzern eine sogenannte Front-End-Engineering- und Designstudie (FEED) für ein groß angelegtes Wasserstoffprojekt in Europa durchführen.

Der Brennstoffzellen-Spezialist SFC Energy AG hat einen Großauftrag aus Nordeuropa erhalten. Die dänische Norlys Fibernet habe Wasserstoff-Brennstoffzellen für die Stromversorgung kritischer Telekommunikationsinfrastruktur bestellt, teilte das Unternehmen mit. Den Wert des Auftrags bezifferte SFC nicht.

Der Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern Voestalpine hat im Geschäftsjahr 2024/25 wie angekündigt einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnet und reduziert nun die Dividende auf 0,60 (zuvor: 0,70) Euro je Aktie. Im laufenden Geschäftsjahr dürften die US-Zölle auf Stahlprodukte das Ergebnis voraussichtlich mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag belasten.

Der Facebook-Konzern Meta hat sich als nächster Tech-Riese Atomstrom für seine Rechenzentren gesichert. Meta werde 20 Jahre lang die gesamte Energieproduktion eines Kernkraftwerks im US-Bundesstaats Illinois beziehen, teilte der Betreiber Constellation Energy mit.

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