News

Brandanschläge und Schüsse auf Gefängnisse in Frankreich | ABC-Z

Stand: 15.04.2025 16:42 Uhr

Französische Gefängnisse sind zuletzt vermehrt Ziel von Anschlägen geworden: Autos gehen in Flammen auf, es wird auf eine Tür geschossen. Der Justizminister vermutet dahinter eine Reaktion der organisierten Drogenkriminalität.

Kurz vor dem Besuch des französischen Justizministers Gérald Darmanin im Gefängnis von Toulon hat es an mehreren Haftanstalten landesweit Brandanschläge auf Autos gegeben. In Toulon selbst hätten Unbekannte zudem mit einem Sturmgewehr auf die Eingangstür des Gefängnisses geschossen, hieß es aus Ministeriumskreisen. Nach Angaben einer Gewerkschaft wurden an der Tür 15 Einschusslöcher gezählt. Eine Gesamtzahl der in Brand gesetzten Autos war zunächst nicht bekannt. Von Verletzten war nicht die Rede.

Betroffen von den Attacken waren neben Toulon auch Gefängnisse in Marseille, Valence, Aix-en-Provence, Nîmes, Nanterre und Villepinte, wie die Zeitung Le Parisien berichtete.

Antiterror-Staatsanwaltschaft ermittelt

Der Minister sieht in den Anschlägen eine koordinierte Reaktion der organisierten Drogenkriminalität, der Frankreich auf verschiedenen Fronten den Kampf angesagt hat. “Die Republik ist mit Drogenhandel konfrontiert und ergreift Maßnahmen, die die Drogenbanden zutiefst treffen”, schrieb Darmanin im Onlinedienst X. “Sie wird herausgefordert, und wird mit Mut und Härte reagieren.”

Mit den Ermittlungen wurde Medienberichten zufolge die Antiterror-Staatsanwaltschaft beauftragt. Innenminister Bruno Retailleau sprach von “inakzeptablen Angriffen auf Bedienstete und Eigentum der Strafvollzugsbehörden”. Zuvor waren in der Nacht zum Montag bereits zum zweiten Mal etliche Autos von Schülern der Ausbildungsakademie für Justizbeschäftigte in Agen in Brand gesetzt worden.

“Diese kriminellen Akte sind ein Frontalangriff auf unsere Institution, auf die Republik und gegen die Beamten”, erklärte die Gewerkschaft FO Justice. Sie forderte eine “harte und sofortige Antwort des Staates”. Eine weitere Gewerkschaft erklärte, dass das Gefängnispersonal nicht ausreiche, um auch noch die Parkplätze der Gefängnisse rund um die Uhr zu bewachen. 

Härteres Drogengesetz in der Mache

Der Justizminister hatte kürzlich den Bau eines Hochsicherheitsgefängnisses angekündigt, in dem alle verurteilten schweren Drogenkriminellen Frankreichs untergebracht werden sollen. Damit solle Schluss sein mit der Praxis, dass Schwerkriminelle auch hinter Gittern trotz Verbots über Mobiltelefone verfügten und ihre Machenschaften bis hin zu Auftragsmorden von der Zelle aus weiter koordinierten. Außerdem ist in Frankreich ein Gesetz in der Mache, das ein härteres Durchgreifen gegen den Drogenhandel ermöglichen soll.

Bei Gewalttaten im Drogenmilieu waren in Frankreich im vergangenen Jahr 110 Menschen getötet worden. Zudem wurde eine Rekordmenge von knapp 54 Tonnen Kokain beschlagnahmt, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Bei Gewalttaten im Zusammenhang mit Drogenhandel wurden 341 Menschen verletzt. 

Back to top button