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Hospizverein Germering: Ein großes Dankeschön – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Wenn Helfer feiern, dann steht der Dank im Mittelpunkt. Dementsprechend dankten Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas und Landratsstellvertreterin Martina Drechsler den Mitgliedern und Sterbebegleiterinnen des Hospizvereins ausführlich, ebenso taten dies der Vorsitzende Christoph Sahner und der Ehrenvorsitzende und Altoberbürgermeister Peter Braun. Den Verein gibt es seit 25 Jahren. Um dieses Jubiläum zu begehen, luden die Helferinnen und Helfer am Mittwoch zu einer Feier in die Stadthalle ein.

Etwa 120 Vereinsmitglieder, Betreuerinnen und Gäste kamen zusammen, um auf die Entwicklung der Hospizarbeit in der Stadt Germering zurückzublicken und ihre Wertschätzung für den geleisteten Einsatz deutlich zu machen. Seit der Eröffnung des Hospizes an der Unteren Bahnhofstraße werden Schwerstkranke in Germering stationär betreut. Begonnen hat die Hospizarbeit aber mit der ambulanten Unterstützung von Todkranken und ihren Angehörigen.

Wie schwer die Begleitung eines Sterbenden sein kann, das erfuhren Besucherinnen und Besucher aus den Worten von Karlheinz von Jan. Der Arzt ist Leiter des ambulanten Palliativ-Teams Fürstenfeldbruck. Seit zwölf Jahren kümmert er sich um Menschen, die nicht mehr geheilt werden können. Etwa 7000 Männer und Frauen haben er und sein Team, bestehend aus Ärztinnen, Ärzten und Palliativ-Care-Fachkräften, bislang im Sterbeprozess begleitet. Das Palliativteam ist in den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Landsberg sowie in einem Teil des Landkreises Starnberg tätig. Etwa 20 Prozent der Sterbenden würden vom Palliativteam betreut, sagte von Jan.

Da gehe es um Menschen mit sehr schweren Krankheiten, sagte Jan. Die Betroffenen befänden sich in einer Ausnahmesituation. Sie leiden unter vielerlei Schmerzen, nicht nur unter körperlichen, die – meist – durch die Ausbreitung des Krebses herrühren. Soziale Schmerzen kommen hinzu, wie etwa bei der Mitarbeiterin einer Firma, die eines Tages ihren digitalen Firmenzutritt verlor und von den Kolleginnen und Kollegen abgekoppelt war. Oder der Schmerz einer jungen Mutter, die weiß, dass sie ihre Kinder nicht als Erwachsene sehen wird.

Das Hospiz in Germering ist im Mai 2022 eröffnet worden. (Foto: Johannes Simon)

Jan erzählte diese und andere Beispiele, um seine Arbeit und die seiner Helferinnen und Helfer plastisch und den Zuhörern nachvollziehbar zu machen. Palliativ Care sei mehr als Medizin, sagte er. Mit dem Verabreichen von Präparaten, die die körperlichen Schmerzen lindern, sei es nicht getan. Sterbebegleiter müssten vor allem zuhören können. Und sie müssen umgehen können mit den Ängsten, Nöten und Fragen derer, die dem Tod nahe sind. Schlagworte wie „professionelle Distanz“ würden dabei nicht helfen, sagte Jan: „Wir gehen als der Mensch, der wir sind.“ Man müsse sich berühren lassen von dem, was man erlebe und erfahre, um die Arbeit als Sterbebegleiter machen zu können.

Er selbst habe eine „Schublade“ voll von Geschichten und den dazu gehörenden Gefühlen in sich, sagte Jan. Diese Erfahrungen machen ihn aber nicht traurig oder depressiv. An den Gefühlen, die er für die von ihm begleiteten Menschen besitze, erkenne er das eigene Menschsein.

Damit sprach Jan nicht nur für sich und das Palliativ-Team, sondern ebenso für die ehrenamtlichen Sterbebegleiter des Hospizvereins. Diese gehen zu den Schwerstkranken nach Hause – und seit der Eröffnung des stationären Hospizes unterstützen sie dort auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Würdevolles und selbstbestimmtes Leben

Sahner betonte in seiner Rede das Miteinander. Palliativbetreuung sei Gemeinschaftsaufgabe, sagte der Vorsitzende des Hospizvereins. Dessen Aufgabe liege darin, Schwerstkranken ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben bis zuletzt zu ermöglichen.

Altoberbürgermeister Peter Braun gehört zu den Gründern des Vereins und leitete diesen 22 Jahre lang. Er zeigte sich erfreut darüber, dass die Hospizidee in Germering auf fruchtbaren Boden gefallen sei. Den Vorsitz des Hospizvereins nannte er dasjenige Ehrenamt, das ihn am meisten ausgefüllt habe und auf das er am liebsten zurückblicke.

Zum Ausklang der würdigen Feier spielte schließlich Gerold Huber. Der Pianist, der viel mit bekannten Sängerinnen und Sängern zusammenarbeitet, hatte zwei Stücke von Schubert und Brahms vorbereitet. Für Schuberts letzte Klavierarbeit habe er sich entschieden, weil diese ein Stück zwischen Diesseits und Jenseits sei, sagte Huber. Er kontrastierte diese Wahl mit dem ersten Klavierstück von Brahms, das er als „sehr lebensbejahendes“ Werk kennzeichnete. Mit der Auswahl traf er gut, was Jan zuvor über die Hospizarbeit in Worten sagte.

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