Wirtschaft

USA: US-Notenbank senkt erstmals im laufenden Jahr Leitzins | ABC-Z

Infolge eines schwachen Arbeitsmarktes hat die US-Notenbank Fed den Leitzins erstmals im laufenden Jahr gesenkt. Er wurde um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent heruntergesetzt. 

Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten elf für eine Senkung um einen Zinsschritt, also 0,25 Prozentpunkte. Nur der Trump-Vertraute Stephen Miran, der erst zu Beginn der Woche als
Übergangslösung im Fed-Vorstand bestätigt wurde, sprach sich für eine
größere Senkung von einem halben Prozentpunkt aus. US-Präsident Donald Trump hatte Zentralbank-Chef Jerome Powell wiederholt zu starken Zinssenkungen aufgefordert.

Zugleich rechnet die Zentralbank wieder mit einem höheren
Wirtschaftswachstum als zuletzt. Für dieses Jahr geht die Fed von einem
Plus von 1,6 Prozent aus. Bei der vorigen Prognose im Juni hatte sie die
Konjunkturerwartung noch auf 1,4 Prozent gesenkt.

Schwächelnder Arbeitsmarkt

Mit der Zinssenkung versucht der Zentralbankrat der Fed eine Kompromisslösung für die erhöhten Risiken auf dem Arbeitsmarkt bei zugleich steigender Inflation zu finden. Niedrigere Zinsen machen Kredite für Firmen und Verbraucher tendenziell billiger. Mehr Geld im Umlauf kann wiederum die Wirtschaft ankurbeln und dadurch Arbeitsplätze schaffen. Die US-Arbeitsmarktzahlen waren zuletzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zudem wurde das Beschäftigungswachstum in den zwölf Monaten bis März 2025 um insgesamt 911.000 Jobs nach unten korrigiert. 

Eine Zinssenkung verringert zudem die Attraktivität des US-Dollars – internationale Währungen wie der Euro werden im Vergleich aufgewertet, was den Export von US-Produkten begünstigt. Nach Plänen des Trump-Vertrauten Stephen Miran sollen niedrige Zinsen zum einen den Welthandel zugunsten der USA ausrichten und die US-Schuldenlast zugleich reduziert werden. 

Zuletzt entsandte Trump Miran in das Direktorium der Notenbank, um eine
vakant gewordene Stelle zu besetzen. Der
beurlaubte Wirtschaftsberater Trumps konnte nach seiner
Bestätigung durch den Senat im Eilverfahren erstmals über
den Leitzins mit abstimmen.

Berufungsgericht erklärt Entlassung von Lisa Cook für ungültig

Für Aufsehen sorgte zuletzt zudem die versuchte Entlassung der Fed-Gouverneurin Lisa Cook. Ihr wird vorgeworfen, vor Jahren falsche Angaben bei Anträgen für zwei private Hypothekenkredite gemacht zu haben, um bessere Konditionen zu erhalten. Am Dienstag erklärte ein US-Berufungsgericht den Schritt jedoch für ungültig. Grundsätzlich dürfe der Präsident ein Mitglied des Fed-Gouverneurrats
zwar entlassen – jedoch nur aus “triftigen Gründen”, wie etwa
Fehlverhalten oder Pflichtvernachlässigung im Amt. Eine Entlassung aufgrund politischer Differenzen oder möglicher Verhaltensweisen vor der Amtszeit sei jedoch kein zulässiger Entlassungsgrund. Künftig könnte der Fall vom Obersten Gerichtshof der USA verhandelt werden.

Unterdessen führt die US-Regierung Gespräche mit Kandidaten für die Nachfolge Powells, dessen Amtszeit im
Mai 2026 endet. Der ehemalige Fed-Notenbanker James Bullard teilte mit,
er habe in der vergangenen Woche mit US-Finanzminister Scott Bessent und
dessen Team über den Fed-Vorsitz und andere Themen gesprochen. Unter
den richtigen Bedingungen sei er sehr an dem Posten interessiert, sagte
er.

Die Fed ist die weltweit
wichtige Zentralbank der USA und hat zum Ziel, die Finanzstabilität der
Vereinigten Staaten zu garantieren. 

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