Studie der FIFPRO: Gewerkschaft fordert Urlaub und freie Tage für Fußballer | ABC-Z

Die hohen Belastungen von Spitzenfußballern rufen erneut eine große Gewerkschaft auf den Plan. Die FIFPRO stellt konkrete Forderungen auf, etwa mindestens vier Wochen Urlaub und einen freien Tag pro Woche.
Seit vielen Jahren wird über die immer höheren Belastungen im Profifußball geklagt, gerade über die von Topspielern, die mit ihren Klubs lange in internationalen Wettbewerben vertreten sind und mit ihren Nationalmannschaften bei großen Turnieren.
Die Spielergewerkschaft FIFPRO, die weltweit tätig ist und mehr als 60.000 Profifußballer vertritt, leitete nun aus ihrer Studie Forderungen ab, die sie am Donnerstag (13.06.2025) veröffentlichte.
Studie nach dem Delphi-Verfahren
Die Studie wurde nach dem Delphi-Verfahren mithilfe von 70 Experten aus Medizin und Leistungsdiagnostik durchgeführt. Das Delphi-Verfahren sieht mehrfache Umfragen unter den Teilnehmern vor. Die Ergebnisse der einzelnen Umfragerunden werden den Teilnehmern mitgeteilt. Zum Ende werden Ableitungen gebildet, auf die sich möglichst alle verständigen können.
Die von der FIFPRO befragten Experten kamen nach drei Umfragerunden auf folgende zwölf Forderungen für Profifußballer:
- Mindestens vier Wochen Pause zwischen den Spielzeiten ohne ein Training und eine Reise mit Club oder Nationalmannschaft. Es soll auch keine Medientermine in diesem Urlaub geben.
- In dieser Pause soll den Spielern zwei Wochen völlige Ruhe garantiert werden, also kein Kontakt zu Club oder Nationalmannschaft.
- Nach dem vierwöchigen Urlaub soll die Vorbereitungszeit bis zum ersten Pflichtspiel auch mindestens vier Wochen betragen.
- Optional sollen die Klubs den Spielern in der vierwöchigen Pause ein Monitoring anbieten, etwa in Form eines Trainings- und Wellnessprogramms.
- Zwischen zwei Einsätzen sollen mindestens zwei Tage Pause zur Regeneration liegen. (die FIFPRO definiert einen Einsatz als Spiel mit mindestens 45 Minuten Einsatzzeit)
- Ein verletzter Spieler muss zwingend von einem Mediziner des eigenen Klubs wieder für einsatzbereit erklärt werden. Er kann sich also nicht selber fit melden.
- Spieler sollten in jeder Woche einen freien Tag haben.
- Während der Saison soll es mindestens eine Woche Urlaub geben. Analog zur langen Pause soll es in dieser Zeit keine Reisen, kein Training und keine Medienaktivitäten geben.
- Beim Erstellen des Kalenders sollte die durch das Reisen entstandene Müdigkeit und die Belastung duch Jetlags berücksichtigt werden.
- Nach einem Langstreckenflug sollte ein Spieler eine Ruhepause bekommen. Beispiel: südamerikanische oder asiatische Profis, die erst donnerstags wieder nach Europa zurückkehren, sollten nicht für ein Spiel am Freitag berücksichtigt werden.
- Für Spieler unter 18 Jahren sollen spezielle Leitlinien entwickelt werden, die eine Überlastung in jungen Jahren verhindern.
- Für Spieler unter 21 Jahren soll es weitere Untersuchungen geben, ob auch für sie spezielle Leitlinien entwickelt werden sollen.
FIFPRO und FIFA über Kreuz
Auch wenn die FIFPRO sehr viele und auch sehr prominente Profis vertritt, dürfte es sehr schwierig werden, die Forderungen umzusetzen. Das Verhältnis zum Weltverband FIFA, der den Kalender weitestgehend bestimmt, ist abgekühlt.
Dazu trägt auch eine rechtliche Auseinandersetzung bei, mit der Ligenverbände und Gewerkschaften ein Mitsprachrecht bei der Erstellung des Kalenders erzwingen wollen.
Realität weit von der Wunschvorstellung entfernt
Wie weit die Realität von den Forderungen der FIFPRO entfernt ist, zeigen etliche Profis von Paris Saint-Germain, etwa die drei Portugiesen Vitinha, Nuno Mendes und João Neves. Sie haben in der Ligue 1, in der sie wieder Meister wurden, 34 Spieltage zu bestreiten. Den nationalen Pokal gewannen sie auch, außerdem die Champions League.
Vier Tage nach dem Finale in München gegen Inter Mailand traf das Trio im Halbfinale der Nations League mit Portugal auf Deutschland. Wiederum vier Tage später und zum dritten Mal nacheinander innerhalb einer guten Woche stand dann das Finale der Nations League gegen Spanien an.
Andere Zeitzonen, andere klimatische Bedingungen
Während viele Profis Fotos aus ihren Urlauben bei Instagram posten, fliegt PSG – wie auch die deutschen Bundesligisten FC Bayern und Borussia Dortmund – in die USA. In ganz anderen Zeitzonen und unter anderen klimatischen Bedingungen wird dort am Samstag (14.06.2025, Ortszeit) die Klub-WM beginnen.
PSG bekommt es zum Auftakt mit Atlético zu tun. Bei den Madrilenen spielt Julián Álvarez, der schon auf deutlich mehr als 50 Wettbewerbsspiele in dieser Saison kommt. Álvarez ist Argentinier und hat stets Langstreckenflüge vor sich, wenn er zu den Qualifikationsspielen des Titelverteidigers für die WM 2026 nach Südamerika reist.
Vier Wochen zwischen Finale der Klub-WM und DFB-Pokal
Sollte ein Bundesligist das Finale der Klub-WM erreichen- liegen zwischen jenem Spiel und dem Supercup sowie der ersten Runde im DFB-Pokal gerade mal mal knapp vier Wochen, also eine Spanne, die von Experten als notwendige Urlaubszeit angesehen wird.
Als wegen der aufgeblähten Champions League und Klub-WM im Spätsommer 2024 die Diskussionen um Belastungen von Spitzenfußballern lauter wurden, sagte der spanische Europameister Rodri, dass zur Not mal über einen Streik nachgedacht werden müsse. Kurz danach riss dem Mittelfeldspieler von Manchester City ein Kreuzband.
Ein Zusammenhang zwischen Belastung und Verletzung ist häufig nicht nachzuweisen. Die Studien eines Versicherungsunternehmens haben allerdings ergeben, dass die Zahl der Verletzungen in den vergangenen drei Jahren stets gestiegen sind.