RFS-Miliz übernimmt Großstadt – Hunderttausenden droht der Tod | ABC-Z

Im Sudan hat die paramilitärische Gruppe RSF die letzte von der Regierung kontrollierte Großstadt im Südwesten des Landes eingenommen. Die Armee bestätigte am Montag, sich aus der Stadt El Fascher mit rund 300.000 Zivilisten zurückgezogen zu haben. Die Miliz hatte bereits am Sonntag zuerst die Einnahme des Armeepostens und dann der gesamten Stadt verkündet.
El Fascher war die letzte Stadt unter Regierungskontrolle in der Region Darfur, die in dem seit zweieinhalb Jahren andauernden Konflikt fast vollständig von der Miliz eingenommen worden ist. Helfer bezeichnen die Situation der Zivilisten als humanitäre Katastrophe.
Die Stadt wird bereits seit anderthalb Jahren von den RSF-Milizen belagert. Die Kämpfer errichteten einen Erdwall um die Stadt, daher können die Menschen nicht fliehen und haben auch keinen Zugang zu Lebensmitteln, schrieb Tom Fletcher, Leiter des UN-Nothilfebüros auf X.
Nach Angaben des Sudanesischen Ärztewerks sollen die Kämpfer zudem Krankenhäuser, medizinische Einrichtungen und Apotheken geplündert und zerstört haben. Dabei handelte es sich um die wenigen Teile der Gesundheitsinfrastruktur, die trotz des langwierigen Konflikts noch funktionstüchtig gewesen seien, hieß es. Das Ärztenetzwerk sprach von „abscheulichen Verbrechen, die einem Massenmord gleichkommen.“
Gewalttaten, Tötungen, Folter, Vergewaltigungen drohen
Es wird befürchtet, dass mit der Einnahme der Stadt durch die Paramiliz schwere Gewalttaten, Tötungen, Folter und Vergewaltigungen sowie ethnische Säuberungen wie in den zuvor eingenommenen Teilen Darfurs drohen.
Das Auswärtige Amt in Berlin zeigt sich „erschüttert“ über Berichte vom Vorgehen der Miliz. „Kämpfer der RSF sind tief in die Stadt vorgedrungen und töten wahllos Zivilisten“, erklärte das Auswärtige Amt am Montagabend im Onlinedienst X. „Das muss sofort aufhören.“
Die RSF-Miliz habe „öffentlich zugesagt, Zivilisten zu schützen“, erklärte das Auswärtige Amt. „Sie werden sich für diese Taten verantworten müssen.“
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Wir sind erschüttert über die Berichte aus El Fasher, Sudan. Kämpfer der RSF sind tief in die Stadt vorgedrungen und töten wahllos Zivilisten. Das muss sofort aufhören. Die RSF haben öffentlich zugesagt, Zivilisten zu schützen. Sie werden sich für diese Taten verantworten müssen.
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) 27. Oktober 2025
Bürgerkrieg im Sudan: Zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht
Seit April 2023 herrscht im Sudan ein Bürgerkrieg zwischen den Regierungstruppen von De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, haben die RSF ihre Kontrolle über Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Dem Land droht eine dauerhafte Spaltung. RSF-Anführer Dagalo wurde bereits im August in der Stadt Nyala als Chef einer Parallelregierung vereidigt.
Der sudanesische Armeechef General Abdel Fattah al-Burhan sagte am 27. Oktober, dass „die Armee sich aus El-Fasher zurückgezogen hat“, nachdem bekannt gegeben worden war, dass die Stadt von der paramilitärischen Gruppe RSF eingenommen wurde.
© AFP | EBRAHIM HAMID
Die UN werten die Lage im Sudan als derzeit größte humanitäre Krise der Welt. 150.000 Menschen sind bei den Kämpfen bislang gestorben. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, leiden Hunger.
UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einer „schrecklichen Eskalation des Konflikts“ im Sudan. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk warnte vor der wachsenden Gefahr von „ethnisch motivierten Verstößen und Gräueltaten“ in El Fascher. Türks Büro erklärte, es habe „mehrere alarmierende Berichte“ über Taten der RSF-Miliz erhalten, darunter über „standrechtliche Hinrichtungen“.
Laut dem International Rescue Committee (IRC) leben viele der geflüchteten Familien in überfüllten, provisorischen Unterkünften. Der Zugang zu sauberem Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung ist stark eingeschränkt. Da die Strukturen vor Ort überlastet sind, kann vielen Menschen nicht geholfen werden.
jst/sh/afp/dpa

















