Die goldene Stunde – Kunstprojekt an der Charité gibt Rätsel auf | ABC-Z

Kunst am Bau im öffentlichen Raum ermöglicht einer breiten Öffentlichkeit eine ästhetische Erfahrung und Auseinandersetzung mit Kunst. Werden Gebäude, Straßen oder Plätze mit öffentlichen Mitteln (also Steuergeldern) gebaut oder gestaltet, dann sind gemäß der Anweisung des Landes Berlin Mittel für Kunst am Bau bereitzustellen.
Die Höhe der bereitzustellenden Mittel berechnet sich nach Prozentanteilen. Bei Investitionen von unter einer Million Euro sollen zwei Prozent oder mindestens 3.750 Euro und bei Investitionen von über einer Million Euro sollen ein Prozent oder mindestens 10.000 Euro für Kunst am Bau ausgegeben werden. Die Werke sollen dabei einen Bezug zur Architektur und zur Funktion des Bauwerkes herstellen.
So besteht das Kunstwerk an der Charité im Berliner Bezirk Mitte gleich aus zwei Teilen.
Auf dem ersten Blick sieht man eine Uhr ohne Ziffern. Blickt man genauer, dann fehlen auch die Zeiger. Es ist keine Uhr, sondern eine goldene Sonne, die da an einer Wand gegenüber dem Bettenhaus der Charité in der Luisenstraße im Berliner Bezirk-Mitte hängt?
Es ist beides, vor allem ein Kunstwerk von Renate Wolff. Die Künstlerin, die Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat, lebt und arbeitet in Berlin und gewann mit ihrem Projekt „Die goldene Stunde“ 2017 den 1. Preis im Kunstwettbewerb für das Bettenhochhaus des Charité Universitätskrankenhauses.
Der Begriff „die goldene Stunde“ kommt aus der Medizin und ist der Fachbegriff für den Zeitraum, in der Patienten in der Notfallmedizin gerettet werden können.

Das Kunstwerk hat zwei Teile. Mit einem Durchmesser von achteinhalb Metern wurde an der Brandwand das goldene Ziffernblatt ohne Stunden- und Minutenstrichen installiert und im Innenhof des Hauses komplettiert ein Ziffernblatt in gleicher Größe nur in umgekehrter Weise das Projekt.
Das Kunstwerk steht allerdings in der Kritik. Die gold-glänzende Uhr soll 450.000 Euro gekostet haben, statt der ausgelobten Summe von 280.000 Euro. Für den Steuerzahlerbund ein Ärgernis, obwohl bei öffentlichen Bauten in Berlin ein Prozent der Gesamtkosten für Kunst am Bau ausgegeben werden muss.
Damit soll die Verschönerung des öffentlichen Raums und die Förderung von Künstlern vorangetrieben werden.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt