Auszeichnung: ZEIT-Autor Malte Henk erhält Egon-Erwin-Kisch-Preis für Reportage | ABC-Z

Für eine Reportage über die Gedenkstätte in Buchenwald hat der ZEIT-Autor Malte Henk den stern-Preis 2025 gewonnen. Er erhielt den Egon-Erwin-Kisch-Preis für den Text Wie weit weg ist Buchenwald?. Henk setzte sich damit gegen Texte der stern-Autoren Nico Schnurr und Dominik Stawski sowie Thorsten Schmitz von der Süddeutschen Zeitung durch.
Mit der Reportage habe Henk “die unsägliche Geschichte des Konzentrationslagers mitten hinein in unsere aufgewühlten Zeiten geholt”, begründete die Jury ihre Entscheidung. Neben der alltäglichen Normalität des Gedenkens beschreibe Henk das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Henks Text sei “eine Reportage gerade für die heutige Zeit, in der die leisen Zwischentöne in Gefahr sind, gar nicht mehr gehört zu werden”.
Die Auszeichnung für die beste Dokumentation erhielten die Journalisten Düzen Tekkal und David Körzdörfer für den Film Bêmal – Heimatlos. 10 Jahre Völkermord an den Jesiden (ARD-Mediathek). In
ihrem Film schildern sie die Schicksale von vier Geschwisterpaaren, die
dem Genozid an der religiösen Minderheit im Nordirak nach großen
Verlusten und grauenhaftem Leid entfliehen konnten.
Die Reporterinnen Isabell Beer und Isabel Ströh zeichnete die
Jury in der Kategorie Investigation aus. Für das Funk-Format STRG_F hatten sie ein Vergewaltigernetzwerk auf Telegram
aufgedeckt. Mehr als 70.000 User tauschen sich dort darüber aus, wie sie
Frauen betäuben und ihnen sexualisierte Gewalt antun können. “Das
Ausmaß des Missbrauchs macht fassungslos, war so bislang nicht bekannt –
und rief zahlreiche Reaktionen hervor”, urteilte die Jury.
In
der Kategorie Lokal gewannen Journalistinnen und Journalisten der Augsburger Allgemeinen. Mit ihrer Berichterstattung über die
Justizvollzugsanstalt Gablingen haben sie “gravierende Missstände
enthüllt und beispielhaft gezeigt, was lokaler Journalismus leisten
kann”, lobte die Jury.
Zur Fotogeschichte des Jahres wählte die Jury die Reportage Sie
machen das Land kaputt des Schweizer Fotografen Dominic Nahr von der Neuen
Zürcher Zeitung. Sie befasst sich mit dem Krieg rivalisierender schiitischer und
sunnitischer Milizen im Jemen.
Seit 2005 verleihen das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr und das von Henri Nannen (1913–1996) gegründete Magazin stern als Stifter den Preis. Er gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen für Medienschaffende in Deutschland.
Seit dem Jahr 2022 wird die Auszeichnung als stern-Preis vergeben. Hintergrund ist die Debatte über die Rolle des stern-Gründers Nannen im Nationalsozialismus. Recherchen eines TV-Senders hatten Nannen eine wichtige Rolle bei der Konzeption von antisemitischen Propagandaflugblättern zugeschrieben. In den Karikaturen und Hetzschriften wurden Jüdinnen und Juden als Verantwortliche des Krieges dargestellt. Die Forschung über die Vergangenheit Henri Nannens dauert an.