Stil

Trendwende in der Mode: Skinny Pants sind zurück – Stil | ABC-Z

Für sie: Zurück zur Frau

Gerade hatten wir es uns in den weiten Hosen der vergangenen Jahre so richtig bequem gemacht, da passiert dies: die Modenschauen für den nächsten Herbst propagieren alles, was körpernah ist, auch die Unterteile. Einerseits ist das ein Schock, weil sich die Rückwärtsbewegung auf dem Laufsteg auf unheimliche Art mit der aktuellen politischen deckt: Neben dem Kriegswahnsinn scheint der Zeitgeist sich ja auch für moderne Gendertheorien nicht mehr zu interessieren. Wirklich alles, was gerade passiert, erinnert an längst vergangene Zeiten, in denen Frauen wehrlos hohe Absätze und enge Kleider trugen, während die Männer hinaus in die Schlacht zogen, auf welchem Feld auch immer. Aber da dies hier nur eine kleine, unwichtige Modekolumne ist, können wir ja ehrlich sein: Die Befreiung der Frau aus der asexuellen, hemdsärmeligen Oversize-Uniform kommt gerade recht. Das Verstecken in Zeltmode muss ein Ende haben, denn fast hatte man ja vergessen, wer man eigentlich ist: eine Frau!

(Foto: Marni)

Dieser aktuelle Sommerlook von Marni ist ein gutes Beispiel dafür, wie man wieder zu sich selbst finden kann, ohne die feministischen Prinzipien aufzugeben: Zigarettenhose, enger Blazer, aber keine behindernden High Heels, weil man zwar die weite Hose, nicht aber die existenzsichernde Arbeitseinstellung in die Tonne werfen kann. Für alle, die jetzt schon stöhnen, weil Skinny Pants bei ihnen ungeahnte Kurven schlagen: Mode ist eben noch nie ein Gleichmacher gewesen. Aber sie sorgt immer für Gerechtigkeit. In diesem Fall mit dem engen Pencil Skirt, in dem die Dünnen hoffnungslos untergehen.

Für ihn: Weiter als Mann

Man braucht einen fein eingestellten Stil-Seismographen, um die aktuellen Ausschläge der Hosenmode genau zu deuten. Und um anschließend noch die Verzögerung zu kalkulieren, die dabei zwischen Laufstegvisionen und Fußgängerzonenrealität liegt. In Letzterer ist ja immer noch viel schwingendes Beinkleid unterwegs, nach dem Vorbild der Damen haben sich auch die Herren zuletzt in weite Hosen gestürzt – oder wurden von ihren Genz-Z-Kindern in ebensolche genötigt. Eine wohltuende Mode, denn kaum eine Silhouette war in diesem Jahrtausend unvorteilhafter als jene vom muskulösen Mann in einer viel zu engen Jeans, wo jede Kniebeule und jedes Wadenrund durchdrückten. Also, der großzügige Hosenschnitt ist optisch, anatomisch und historisch eigentlich die richtige Wahl für die Herrengarderobe, auch der lange erwarteten Rückkehr von Hosenträgern stünde damit nichts mehr im Weg.

(Foto: Hermès)

Nun aber schwingt das Pendel wieder zurück. Bei Hermès etwa gab es zwar auf dem Sommer-Defilee noch weit ausscherende Hosenbeine zu sehen, die klassische Karottenform war aber auch wieder dabei. Sprich, die Sache wird spätestens ab dem kommenden Skinny-Winter wieder kompliziert: Die einen tragen dann immer noch enge Hosen und die anderen eben schon wieder, und dazwischen sind die armen Irren, die glauben, sie lägen mit weiten Hosenbeinen im Zeitgeist. Nur gut, dass der Durchschnittsmann sowieso seit zwanzig Jahren die gleiche Hosenform trägt. Er weiß, es ist wie mit seinem Aktienportfolio: Mal liegt man damit zufällig richtig und wirkt wie ein Profi, mal ist man eine Saison lang komplett auf dem falschen Dampfer.

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