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Schutzwald in Bad Tölz-Wolfratshausen: Seine Pflege ist eine Daueraufgabe – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Die Bundesstraße 11 am Nordwestufer des Walchensees zählt zu den meistbefahrenen Strecken im Ausflugsverkehr des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen. Zugleich ist die wichtige Transitroute unterhalb der mit 35 bis 60 Prozent Gefälle sehr steilen Hänge des Fahrenbergs besonders lawinen-, muren- und steinschlaggefährdet. Vor diesen alpinen Gefahren sichern annähernd 1000 Schutzvorrichtungen, von Gleitschneezäunen bis zu Stahlschneebrücken, die Straße ab. Das dafür zuständige Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat diese Infrastruktur erst im Jahr 2024 für eine halbe Million Euro umfangreich sanieren lassen.

Gleichzeitig ist der Fahrenberg eines von 24 sogenannten Schutzwaldsanierungsgebieten im Landkreis. Um die Bedeutung zu verstehen, heißt es erst einmal ein wenig auszuholen. Im gesamten bayerischen Alpenraum gibt es etwa 260 000 Hektar Wald. Knapp 56 Prozent davon sind nach dem bayerischen Waldgesetz (BayWaldG) als Schutzwälder definiert. Das heißt, dass dort ein möglichst intakter, dichter Baumbestand darunter liegende Tallagen gegen Lawinen, abstürzendes Geröll oder Sturzfluten absichern soll. Seit die Staatsregierung im Jahr 1986 das erste Programm zur Schutzwaldsanierung auflegte, ist die Pflege dieser Gebiete zur Daueraufgabe geworden.

Allein am Fahrenberg wurden mehr als 650 000 Pflanzen gesetzt

Allein am Fahrenberg seien seit den 1990er-Jahren circa 653 000 Pflanzen gesetzt worden, berichtet Udo Endres. Er leitet die Murnauer Fachstelle für Schutzwaldmanagement des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Weilheim. In dieser Funktion ist Endres mit zwei Mitarbeitern für die Schutzwälder in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach zuständig.

Das Sanierungsgebiet am Fahrenberg umfasst 217 Hektar. Die konkreten Aufforstungsmaßnahmen finden auf sechs dafür definierten Flächen statt, wie Endres erklärt. „Wir planen die Sanierungsmaßnahmen und beantragen die finanziellen Mittel dafür“, beschreibt er die Hauptaufgabe der Fachstellen, von denen es drei im bayerischen Alpenraum gibt. Die Arbeiten auszuführen haben die jeweiligen Forstbetriebe.

Zehn Prozent der Schutzwälder seien in ihrer Funktion beeinträchtigt

Knapp zehn Prozent der definierten Schutzwälder sind laut Endres in ihrer Funktion beeinträchtigt. Wo der Baumbestand lichter geworden ist, würden Setzlinge gepflanzt, je nach Standort Fichten, Tannen, Lärchen, Vogel- und Mehlbeerbäume sowie Bergahorn, sagt der Fachstellenleiter. Sein Fazit fällt gemischt aus. „Es gibt Teilbereiche, die entwickeln sich sehr gut“, sagt Endres. Gleichzeitig seien die Wachstumsbedingungen im Gebirge besonders herausfordernd. Pflanzen entwickelten sich viel langsamer als im Flachland. „Die Sanierungen sind eine Aufgabe, die dauerhaft angegangen werden muss“, bilanziert er deshalb.

Mit fortschreitendem Klimawandel steigt auch die Gefahr starker Niederschläge. Gerade in den Nordstaulagen am Alpenrand können besonders große Menge abregnen. An Berghängen, an denen es einen intakten Baumbestand gibt, kann der Untergrund viel Niederschlag aufsaugen. Wo Waldboden dagegen fehlt, stürzt das Regenwasser ungehindert zu Tal, es kann dabei Mutterboden mitreißen und somit gefährliche Muren entstehen lassen. „Ohne Schutzwald schauen die Abflussspitzen ganz anders aus“, sagt Endres.

Am Falkenberg am Sylvensteinsee müssen die Lücken im Baumbestand gefüllt werden, um den Hang zu sichern. (Foto: Fachstelle für Schutzwaldmanagement Murnau/oh)

Sanierungsgebiete gibt es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen etwa am Grammersberg, oberhalb der Mautstraße zwischen Wallgau und Vorderriß, weiter entlang der Bundesstraße 307 am Sylvensteinspeicher Richtung Österreich, in der Jachenau, bei Kochel am See oder oberhalb des Lenggrieser Ortsteils Fleck. „Knapp 1300 Hektar haben wir saniert“, so Endres. Gerade für junge Baumsetzlinge könne allerdings auch Wildverbiss problematisch werden. Besonders gefährdet seien etwa Tannen, weswegen es entscheidend sei, möglichst unterschiedliche Baumarten zu pflanzen, sagt Endres. Für einen intakten Wald gelte es den Wildbestand in Zusammenarbeit mit den Jägern zu regulieren. „Das Wild gehört zum Lebensraum in den Bergen dazu. Zum Problem wird es erst dann, wenn es zu viel wird.“

Ausreichend Regen ist vor allem in der Frühjahrszeit wichtig, damit sich die Jungbäume gut entwickeln. „Wir hoffen, dass wir jetzt Niederschläge bekommen“, wünscht sich daher der Leiter des Tölzer Forstbetriebs, Robert Krebs. Die lang andauernde Trockenphase seit Jahresbeginn sei weniger problematisch. „Die Pflanzen waren noch in der Winterruhe“, so Krebs.

Sollten Niederschläge im Frühjahr jedoch weiter ausbleiben, hilft wohl nur, nachzupflanzen. Denn sonst drohe der Boden zu degenerieren, sagt Fachstellenleiter Endres – was „Teufelskreis“ auslösen könne.

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