Wie können Hühner bunte Eier legen? | ABC-Z

Frau Klenkert, was ist Ihre Lieblings­farbe?

Sie sind Landwirtin und haben auf Ihrem Hof in Ettleben in Unterfranken Hühner, die bunte Eier legen. Sind auch grüne dabei?

Ja, es geht von Olivgrün, wirklich fast NATO-Grün, bis ins Betongrau. Es gibt dunkelrote bis schokobraune Eier. Einige Hennen legen Eier, die schon in Richtung Lila und Rosa gehen. Natürlich gibt es auch das klassische bräunliche Ei. Es sind die unterschiedlichsten Schattierungen, eigentlich ist alles dabei.

Wieso legen Ihre Hennen bunte Eier?

Das liegt an der Rasse, es ist also genetisch. Von den Araucana-Hühnern aus Südamerika kommen die blaugrün­lichen Eier, das dunkle schokobraune bis rötliche Ei kommt vom französischen Marans-Huhn. Dann gibt es noch die sogenannten Olivleger, das sind Kreuzungen aus einem Marans- und einem Araucana-Huhn. Die Rasse Cream Legbar legt pastellblaue, bläulich grüne bis graue Eier. Auf un­serem Hof haben wir sechs verschiedene Hühnerrassen. Einige sind mittlerweile miteinander gekreuzt, deswegen ent­stehen auch immer neue Farben, so wie Rosa und Lila oder Olivgrün.

Und wie wird das Ei dann bunt?

Ganz vereinfacht erklärt: In der Leber oder in der Galle, je nachdem, um welchen Farbstoff es sich handelt, werden unter anderem die roten Blutkörperchen abgebaut. Die dort entstandenen Blutabbauprodukte gelangen in den Eileiter und sorgen beim Legeprozess für die entsprechende Farbe. Das Ei wird so­zusagen beim Legen mit der Farbe überzogen. Eigentlich ist die Schale weiß, das sieht man bei den grünen Eiern besonders. Wenn man die aufschlägt, kann man von innen die weiße Schale sehen. Wenn ein Ei ganz frisch gelegt ist, kann man die Farbe sogar fast abwischen. Die trocknet aber in Sekunden.

Legt eine Henne immer die gleiche ­Farbe?

Ja, schon ziemlich. Sie können in Nuancen zwar immer ein bisschen variieren, aber im Grunde bleibt die Farbe gleich.

Das heißt, Sie können die Henne am Ei erkennen?

Kann man die Farbe der Eier auch beeinflussen?

Bei der Schalenfarbe geht das nur durch Kreuzung der Rassen. Mit Fütterung kann man das Eidotter ein bisschen beeinflussen, sodass es ein bisschen gelber wird.

Schmecken die Eier auch anders als konventionelle Eier?

Das würde ich jetzt nicht von der Farbe abhängig machen. Der Geschmack ist eher auf Haltung und Fütterung zurückzuführen. Das hat nicht unbedingt etwas mit der Rasse zu tun.

Wieso haben Sie sich gerade diese ­besonderen Hühner angeschafft?

Mein Freund Alex hat schon als Kind Geflügel gezüchtet, zusammen mit ­seinem Opa, der auch im Rassegeflügel­verein immer sehr aktiv war. Alex hat sich schon früh dafür begeistert, er hat damals sogar Preise gewonnen. Es war einfach sein Hobby. Als wir uns kennen­gelernt haben, hatte er zwar noch ein paar Hühner, aber nur für den Eigen­bedarf. Aber ich fand Hühner schon ­immer super. Wir sind eigentlich ein Bullenmastbetrieb und hatten nicht wirklich etwas mit Hühnern am Hut. Aber dann haben wir uns doch noch welche angeschafft. Auch weil wir uns für unseren Hofladen neben dem Rindfleisch ein paar weitere Produkte gewünscht haben. Ein klassisches Hybridhuhn, das nur Eier legt und nach einem Jahr „ausrangiert“ wird, wollten wir aber nicht. Wir dachten an ein Zweit­nutzungshuhn, das man auch noch anders nutzen kann, zum Beispiel als Suppenhuhn. Auch die Bruderhähne dieser Rassen kann man aufgrund des höheren Fleischansatzes noch gut verwerten.

Haben Sie diese speziellen Rassen auch wegen der farbigen Eier aus­gesucht?

Klar. Wir wollten uns ein bisschen von der Masse abheben. Die Hühner sind optisch ein bunter Haufen. Dass die Eier dann auch so unterschiedliche Farben haben, fand ich super. So ein olivgrünes Ei ist einfach toll anzuschauen. Wenn man das zum Frühstück kocht, traut man sich gar nicht, das Ei aufzuschlagen. Es ist eigentlich viel zu schön.

Glauben Sie, dass die Farbe der Eier die Beziehung der Kunden zum Ei ver­ändert?

Ich denke schon. Es kommen auch wirklich viele Kunden nur wegen unserer Eier in den Hofladen. Nicht nur an ­Ostern, sondern das ganze Jahr über.

Müssen Sie Kunden ab und zu erklären, dass Sie die Eier nicht heimlich mit Lebens­mittel­farbe bepinselt haben? Oder glauben das alle sofort?

Also mittlerweile wissen sie es eigentlich alle.

Färben Sie an Ostern denn überhaupt noch Eier?

Nein, das mache ich gar nicht mehr.

Und wie essen Sie Ihr Ei am liebsten?

Am liebsten als Spiegelei.