Stil

Giorgio Armani: Abschied mit einem Lächeln | ABC-Z

Im Innenhof des Museums steht ein Meer aus Kerzen, aus den Lautsprechern klingt ruhige Klaviermusik, die Menschen sprechen leise. Es ist alles anders am Sonntag, dem letzten Abend der Mailänder Modewoche. Die sonst so überhitzte Stimmung der Modemenschen ist gedämpft. Es ist der Abend, an dem in der Pinacoteca di Brera die letzte Schau von Giorgio Armani gezeigt wird, der am 4. September in Mailand gestorben ist.

Auf den Einladungen stand der Hinweis: Black Tie. Männer sollten im Smoking und Frauen in Abendgarderobe erscheinen. Gut möglich, dass Armani das schon geplant hatte. Er überließ die Dinge nicht gerne dem Zufall – und eigentlich sollte es der Abend werden, an dem die Marke ihr 50. Jubiläum feiern würde. Stattdessen hieß es: Abschied nehmen. Und das nicht nur für die Modewelt. Angereist waren zahlreiche Stars, mit denen Armani zum Teil über Jahrzehnte hinweg eng verbunden war. Richard Gere etwa, der 1980 in dem Film „American Gigolo“ die Anzüge von Armani mit den weich fallenden Schultern trug und damit den Mailänder Designer nur fünf Jahre nach seiner Firmengründung international bekannt machte.

Defilee mit zurückhaltender Klaviermusik

Armani erkannte früh das Potential von Hollywood, verstand es, Freundschaften aufzubauen, und war der Erste, der in seiner Boutique am Rodeo Drive in Beverly Hills eine VIP-Umkleidekabine einrichtete. Stars wie Jodie Foster, Renée Zellweger und Cate Blanchett trugen seine Kleider, als sie ihre Oscars entgegennahmen. Blanchett, die seit mehr als einem Jahrzehnt zudem das Gesicht von Armanis Parfum Sì ist, war auch nach Mailand gekommen, um dem Modemacher die letzte Ehre zu erweisen, genauso wie Glenn Close, Lauren Hutton, Spike Lee und Samuel L. Jackson, der nach Armanis Tod auf Instagram geschrieben hatte: „Danke, Mr. Giorgio Armani, für Deine unzähligen Jahre der Freundschaft, Zusammenarbeit und Hingabe an Dein visionäres Handwerk. Möge Gott Dich segnen, während Du in den ewigen Frieden aufgenommen wirst.“

Es ist die letzte Kollektion, an der Giorgio Armani noch mitgewirkt hat.Helmut Fricke

Es wurde ein emotionaler Abend. Ein Pianist begleitete das Defilee mit zurückhaltender Klaviermusik am Flügel. Die Models, Männer wie Frauen, schritten langsam den Kreuzgang im Innenhof ab. Einige lächelten, so wie es sich der Designer immer gewünscht hatte, als Gegenbewegung zu der gängigen Coolness auf den anderen Laufstegen. Die Kollektion für Frühjahr und Sommer 2026, an der Armani noch persönlich mitgearbeitet hatte, bevor ihn im Juni sein Gesundheitszustand zwang, die Arbeit niederzulegen, war klassisch Armani. Inspiriert von der Mittelmeerinsel Pantelleria dominierten frische Blautöne, aber auch der Farbton Greige, den Armani erfunden hatte, weil er „warm und doch großstädtisch, dezent und doch nicht vorhersehbar“ sei. Zu sehen waren seine fließenden Kleider, die lässig informellen Jacken und die bequemen Pluderhosen. Am Ende des Defilees gab es Stille – gefolgt von Ovationen, die Armanis Nichte Silvana Armani gemeinsam mit Leo Dell’Orco entgegennahm, der seit Jahrzehnten Armanis engster Mitarbeiter war und im Testament auch als einer der Erben vermerkt ist.

Und dann gab es doch noch Party mit lauter Musik und viel Champagner. Die Gäste flanierten durch die Räume der Pinacoteca, in der noch bis zum 11. Januar die Ausstellung „Giorgio Armani: Milano per amore“ zu sehen ist. 150 Kleidungsstücke, die Armani in einem halben Jahrhundert entworfen hat, drapiert an Puppen zwischen weltberühmten Gemälden von Piero della Francesca und Raffael. Noch am Abend wurden die Pressemeldungen zur Schau verschickt. Business as usual. Im Unternehmen ist man sich sicher, dass es auch nach dem Tod des Designers mit der Marke Giorgio Armani, zu der auch eine Homecollection, ein Kaufhaus, Restaurants und Hotels gehören, weitergehen wird. Wie und unter welchen Umständen, das wird sich nach diesem Abend zeigen.

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