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Tönnies: Wieso das Kartellamt eine Schlachthof-Fusion verbietet – Wirtschaft | ABC-Z

Die Premium Food Group, wie der Fleischkonzern Tönnies seit Januar heißt, ist bereits Deutschlands größter Schweineschlachter und Wursthersteller. Das Unternehmen aus dem ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück ist sogar vor der Oetker-Gruppe umsatzstärkster Lebensmittelproduzent der Republik. Durch die Übernahme von süddeutschen Rinderschlachthöfen wäre Premium Food auch Nummer eins bei Rindern geworden. Doch das Bundeskartellamt untersagte am Donnerstag den im vergangenen September angekündigten Kauf: Die Marktmacht des von der Familie Tönnies kontrollierten Konzerns wäre ansonsten zu groß geworden, heißt es zur Begründung.

Premium Food wollte dem niederländischen Rivalen Vion drei Rinder-Schlachthöfe und einen Zerlegebetrieb abkaufen sowie zwei Fabriken, die Häute verarbeiten. Ein Preis wurde nicht genannt. Vion möchte sich nach einem jahrelangen Niedergang aus dem schwierigen deutschen Markt zurückziehen. Firmenchefin Tjarda Klimp sagt, das Unternehmen werde nun die Begründung des „Bundeskartellamts analysieren und die besten nächsten Schritte festlegen“. Die Niederländer betonen, dass die deutsche Landesgesellschaft profitabel sei und sich die Entscheidung nicht aufs Tagesgeschäft der hiesigen Schlachthöfe auswirke.

Premium Food bezeichnet das Verbot „als harten Schlag für die Landwirtinnen und Landwirte in Süddeutschland, die seit Monaten auf eine klare Zukunftsentscheidung gehofft haben“. Wie Vion will Premium Food die Begründung der Bonner Behörde prüfen und danach „über mögliche Rechtsbehelfe“ entscheiden. Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber äußert sich ebenfalls enttäuscht: „Dieser Schritt ist für mich absolut nicht nachvollziehbar“, sagt die CSU-Politikerin. Die Übernahme der Standorte durch Premium Food wäre wichtig gewesen, um nach einem Rückzug von Vion ausreichende Schlachtkapazitäten für Bayerns Bauern und kurze Wege für die Tiere zu sichern.

Hintergrund für Vions geplanten Abschied ist die schwierige Lage der Branche in Deutschland: Die Bundesbürger essen weniger Fleisch, Bauern halten weniger Tiere, es wird weniger geschlachtet. Am stärksten ist der Rückgang bei Schweinen, aber bei Rindern schrumpfen die Mengen ebenso. Deswegen sind Schlachthöfe hierzulande schlecht ausgelastet. Manche Betriebe schließen, Vion möchte sich komplett zurückziehen, der dänische Rivale Danish Crown hat sein Geschäft in Deutschland verkleinert. Auch Premium Food musste in Schweine-Schlachthöfen Schichten streichen.

Das Kartellamt befürchtet Nachteile für Verbraucher

Bislang schlachtet Premium Food mehr als 7000 Rinder pro Woche. Der Kauf hätte die Menge um 30 bis 40 Prozent gesteigert sowie den Gesamtumsatz des Konzerns um zehn Prozent. In einem SZ-Interview nannte Mitgesellschafter und Manager Max Tönnies Rindfleisch einen „strategischen Wachstumsmarkt, wo wir weiter investieren werden“.

Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamts, begründet das Verbot damit, dass der Erwerb die Marktposition des Unternehmens „zum Nachteil der Landwirtinnen und Landwirte und der verbleibenden kleineren Wettbewerber in den betroffenen Regionen bedenklich verstärkt“ hätte. Der Machtzuwachs von Premium Food hätte sogar bundesweit Nachteile für Abnehmer von Schlachtprodukten zur Folge gehabt, sagt Mundt – also letztlich für die Verbraucher.

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