Holocaust-Überlebende stirbt im Alter von 103 Jahren | ABC-Z

Berlin. Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist tot. Sie starb am Freitag, wie die Margot Friedländer Stiftung mitteilte.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 103 Jahren, wie die Margot Friedländer Stiftung mitteilte. Friedländer war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die USA ausgewandert. 2010 kehrte sie nach Jahrzehnten im Exil nach Deutschland zurück.
Als Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Berlin engagierte sich Friedländer für „unermüdlich für Versöhnung und Erinnerung“, wie es in einer Mitteilung der Stiftung heißt. Besonders die junge Generation lag ihr am Herzen. Immer hatte Friedländer die Verteidigung der Demokratie angemahnt, zuletzt am 7. Mai 2025, im Berliner Rathaus: „Für Euch. Seid Menschen. Das ist es, was ich Euch bitte zu tun: Seid Menschen!“
„Deutschland verliert eine bedeutende Stimme der Zeitgeschichte“
Bekannt wurde ihre Geschichte durch einen Dokumentarfilm und ihre Memoiren. Sie bekam für ihren Einsatz viele Preise und viel Anerkennung – bis hin zum Besuch von US-Präsident Joe Biden, bei dem sie im Schloss Bellevue mit dabei war.
Mehrfach erhielt sie hohe Auszeichnungen für ihr Engagement, etwa das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Noch vor wenigen Wochen wurde Friedländer mit dem Sonderpreis des Westfälischen Friedens geehrt.
„Mit ihrem Tod verliert Deutschland eine bedeutende Stimme der Zeitgeschichte“, teilt die Margot Friedländer Stiftung mit. Unermüdlich habe sie für „Toleranz und Menschlichkeit, sowie gegen Demokratiefeindlichkeit“ und Antisemitismus eingestanden.
Friedländer bei der Verleihung der Urkunde für die „Berlinerin des Jahres“, im März 2024.
© FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini
Margot Friedländer wurde 1921 in eine jüdische Familie geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sie selbst konnte dank vieler Helfer zunächst untertauchen, wurde dann aber gefasst und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte, so wie ihr späterer Mann, mit dem sie schließlich nach Amerika ging.
Hass war ihr fremd
Aus Friedländers direkter Familie überlebte niemand außer ihr den Holocaust. Dennoch zog sie mit fast 88, nach dem Tod ihres Mannes, wieder zurück in ihre Heimat, nach Berlin. In das Land der Täter. „Hass ist mir fremd“, sagte sie einmal.
Sie bekam in ihrer alten Heimat viel Anerkennung – eine liebenswerte, rüstige alte Dame, die so eindrucksvoll erzählen konnte. Ein Preis für Schüler-Projekte zum Holocaust und zur heutigen Erinnerungskultur trägt ihren Namen. Im Juni 2018 – mit 96 Jahren – wurde sie Berliner Ehrenbürgerin, zu ihrem 100. Geburtstag erschienen ein Interviewbuch und ein Bildband.
Im Herbst 2023 widmete das ZDF ihr ein Dokudrama – da lag die Pogrom-Nacht von 1938 85 Jahre zurück. Noch im Alter von 102 Jahren war sie zu Gast bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Im April 2025 trat sie als Festrednerin beim Bundespresseball am Brandenburger Tor auf.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Friedländer sprach vor Schülern und bei offiziellen Gedenkfeiern, darunter noch mit 100 Jahren im EU-Parlament in Brüssel. 2011 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Eine ihrer Botschaften war: „Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen.“
pcl/mit dpa