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Freizeitbetreuung: Wenn die Ferien Eltern vor Probleme stellen | ABC-Z

Betreuung in der Ferienzeit

Wenn die Ferien Eltern vor Probleme stellen


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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 21.07.2025 | Carsten Krippahl | Bild: imago images/C.Ender

Über 70 Ferientage haben Schüler im Jahr, Eltern in der Regel aber nur 30 Urlaubstage. Das stellt viele Eltern bei der Ferienbetreuung vor Probleme. Alleinerziehende und finanziell schlechter gestellte Familien sind besonders betroffen.

Viele Eltern können davon ein Lied singen: Bei begehrten Ferienangeboten für die Kinder muss man sich auch mal um Mitternacht einloggen, um neu freigeschaltete Angebote für die kommenden Ferien zu buchen. First come, first serve – mit etwas Glück und Geduld kommt man an die begehrten Plätze im Zirkus-, Fußball- oder Sommer-Camp.

Vorausgesetzt, man kann sie sich leisten. Denn viele – gerade kommerzielle – Angebote kosten gerne einmal mehrere Hundert Euro für wenige Tage.

Lückenhafte Betreuung

Nachdem in der vergangenen Woche der Streit um den Zeitrahmen der Sommerferien zwischen den Bundesländern lauter wurde, melden sich die Elternvertreter zu Wort. “Obwohl die Ferien ein fester Bestandteil des Schuljahres sind, fehlen vielerorts verlässliche Betreuungsangebote”, sagte die stellvertretende Vositzende des Bundeselternrats, Aline Sommer-Noack. Diese Lücken würden oft durch engagierte Eltern, Ehrenamtliche und Träger kompensiert. Eine dauerhafte Lösung könne das nicht sein.

Auch der viel diskutierte Zeitpunkt der Ferien spiele dabei eine Rolle. In einigen Bundesländern beginnen die Sommerferien Ende Juni, in anderen erst Anfang August. “Diese Ungleichzeitigkeit sorgt für Spannungen bei der Urlaubsplanung, bei Ferienfreizeiten und bundesweiten Angeboten”, so Sommer-Noack.

Umfrage betont Belastung

Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Sozialverbands Deutschland (SoVD) fühlen sich viele Eltern bei der Ferienbetreuung ihrer Kinder alleingelassen. Demnach nutzt etwa die Hälfte der Eltern über 50 Prozent ihres Jahresurlaubs für die Kinderbetreuung. Mehr als ein Drittel gab an, über 75 Prozent ihres Urlaubs für die Betreuung einzusetzen.

“Eltern schätzen gemeinsame Zeit mit ihren Kindern”, sagt die SoVD-Vorsitzende Michaele Engelmeier. “Doch sie darf nicht zur alleinigen Lösung für Betreuungslücken werden.” Der Sozialverband fordert deshalb Investitionen in die Ferien- und Ganztagsbetreuung. Diese müsse “kostenfrei, qualitativ hochwertig und wohnortnah” sein.

Elternvertreter sehen Lücken vor allem für ältere Kinder

Sowohl der Landeselternausschuss Berlin (LEA) als auch der Landeselternrat Brandenburg (LER) bewerten die Betreuungssituation für Grundschulkinder grundsätzlich als ausreichend. In Berlin sehen die Elternvertreter:innen aktuell keinen Ausbaubedarf, da alle Kinder durch schulische Angebote versorgt seien. In beiden Ländern besteht für Grundschulkinder ein Anspruch auf Ferienbetreuung – meist über den Hort oder den offenen Ganztag. Für ältere Kinder gilt das nicht.

Auch in Brandenburg funktioniere die Betreuung im Regelfall – mit einer wichtigen Ausnahme: Kinder mit Behinderung, insbesondere an Förderschulen, würden bei der Betreuung oft vergessen. “Bei diesen ist Hort und damit auch Ferienbetreuung nicht auskömmlich finanziert, was dazu führt, dass Familien, die es ohnehin schwer im Leben haben, schwer benachteiligt werden”, sagt Ulrike Mauersberger, die Sprecherin des LER.

Beide betonen die Bedeutung außerschulischer Ferienangebote – für ältere Schulkinder und besonders für sozial benachteiligte Familien.

Jugendverbände unter Kostendruck

In Berlin und Brandenburg bemühen sich Jugendverbände, Träger und Ehrenamtliche, trotz steigender Kosten ein breites Ferienangebot aufrechtzuerhalten. Viele Angebote stehen allen Kindern offen – nicht nur Vereinsmitgliedern. Doch steigende Kosten machen es den Trägern und Verbänden schwer.

“Das Land Berlin hat im Jugendfördergesetz des Ausbau der Ferienreisen beschlossen – und gleichzeitig die Förderungen dieser Reisen gekürzt”, kritisiert der Landesjugendring Berlin. Viele Angebote würden durch Eigenmittel, Spenden oder solidarische Modelle gestützt, was allerdings die Preissteigerungen in der Regel nicht auffangen könne. Dadurch verschärfe sich die Situation gerade für Familien mit geringem Einkommen. In Berlin hat der Landesjugendring mit anderen Organisationen den Berliner Sommerferienkalender [sommerferienkalender-berlin.de] ins Leben gerufen, in dem nicht-kommerzielle – und teilweise kostenlose – Angebote aufgelistet werden.

Auch in Brandenburg werden die Ferienprogramme vor allem durch das ehrenamtliche Engagement der Jugendverbände getragen, heißt es vom dortigen Landesjugendring. Die Nachfrage sei auch hier sehr hoch. Besonders hervorgehoben wird das Programm “Ferien:Miteinander”, das kostenlose Ferienplätze für geflüchtete Kinder vermittelt.

Schülerausschuss: Kooperation zwischen Schulen und Jugendeinrichtungen nötig

Der Landesschülerausschuss Berlin fordert eine engere Zusammenarbeit von Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen, um zusätzliche Ferienangebote zu schaffen.

Außerdem sollten Eltern und Kinder besser auf die bestehenden Angebote aufmerksam gemacht werden. “Viele Familien wissen beispielsweise nicht, dass der Super-Ferien-Pass gegen eine einmalige Gebühr den kostenfreien Zugang zu zahlreichen Berliner Schwimmbädern und kulturellen Einrichtungen ermöglicht”, sagt der Vorsitzende des LSA, Orcun Ilter. Damit könnte auch für Kinder aus benachteiligten Familien ein besserer Zugang geschaffen werden.

Der Super-Ferien-Pass [familienportal.berlin.de] ist ein Angebot der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Für eine einmalige Gebühr von neun Euro gibt es freien Eintritt in zahlreiche Einrichtungen – etwa in Schwimmbäder oder Zoos.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 21.07.2025, 19:50


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