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Die 25.000-Euro-Frage: Neue Realitäten an den Finanzmärkten | ABC-Z


Die 25.000-Euro-Frage

Neue Realitäten an den Finanzmärkten

Die Welt steht vor einer geopolitischen Neuordnung. Das zeichnet sich schon länger ab, nicht erst seit Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump. Das betrifft auch die Finanzmärkte.

Um ihre Weltmachtstellung nicht zu verlieren, versuchen die USA, China mit Handelsbeschränkungen und Zöllen auf Distanz zu halten – bislang jedoch ohne erkennbaren Erfolg. Im Gegenteil: Die Länder der fast schon in Vergessenheit geratenen BRICS-Plus-Vereinigung haben wieder zueinandergefunden. Parallel dazu nutzt Russland die Gunst der Stunde, um Land- und Machtgewinne zu erzielen.

Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.

Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.

Das Einfrieren russischer Auslandsvermögen in Höhe von rund 300 Milliarden US-Dollar nach dem Angriff auf die Ukraine hat die Länder, die nicht zum “Freundeskreis der USA” zählen, aufgeschreckt. Seitdem investieren vor allem die Notenbanken der Schwellenländer ihre Währungsreserven lieber in Gold als im US-Dollar beziehungsweise in US-Staatsanleihen. Auch die Schweiz profitiert, wo die Renditen der fünfjährigen Staatsanleihen durch deren Kursanstieg zuletzt sogar wieder in den negativen Bereich gerutscht sind.

Misstrauen gegenüber den USA nimmt zu

Die Abkehr vom US-Dollar und von US-Assets insgesamt hat sich seit dem von Trump verursachten Zoll-Chaos im Frühjahr dieses Jahres verstärkt. In der Folge schwächte sich der US-Dollar gegenüber dem Euro um rund zehn Prozent ab – obwohl amerikanische Staatsanleihen rund zwei Prozentpunkte höher notieren als deutsche Bundesanleihen. An den Aktienmärkten zeigt sich ein ähnliches Bild: Nach vielen Jahren der Outperformance sind US-Aktien plötzlich nicht mehr so stark gefragt und hinken in den Performance-Tabellen hinterher.

US-Aktien waren seit der Finanzmarktkrise 2008 die klaren Favoriten: Der S&P 500 legte in dieser Zeit in Euro und inklusive der Dividenden um sagenhafte 650 Prozent zu. Der Dax und der Stoxx 600 schafften in derselben Zeit nur ein vergleichsweise bescheidenes Plus von 200 Prozent. Die Aktienmärkte der Schwellenländer stiegen seit 2008 sogar nur um 90 Prozent.

Die Outperformance der US-Aktien hatte ihre Gründe in der globalen Marktführerschaft des Landes in vielen wichtigen Wirtschaftssektoren, beispielsweise in den Bereichen Technologie und Finanzen. Hinzu kam ein stark wachsender großer Heimatmarkt, der den US-Konzernen ein höheres Gewinnwachstum bescherte. Die KI-Entwicklung des chinesischen Unternehmens DeepSeek lässt jedoch Zweifel an der Führerschaft der US-Technologiegiganten aufkommen und hat schlagartig zu einem Bewertungsabschlag geführt. Ein erstes Warnzeichen.

Dollar-Abwertung angepeilt

Trump sieht die Währungsmanipulationen und die unfaire Besteuerungspraxis vieler Länder als wesentliche Gründe für das große Handelsdefizit der USA. Als Reaktion darauf strebt er einen schwächeren US-Dollar (bevorzugt durch deutlich niedrigere Zinsen) sowie eine höhere Besteuerung ausländischer Investoren und Unternehmen an. Letzteres soll im Rahmen seines aktuellen großen Gesetzesvorhabens umgesetzt werden und sieht für die betroffenen Ausländer jährlich steigende Steuersätze bis auf 20 Prozent nach vier Jahren vor.

Dabei handelt es sich um ein heikles Unterfangen, denn die USA benötigen zur Refinanzierung ihrer hohen Staatsschulden ausländische Investoren. Finanzwirtschaftlich ist das Wahnsinn, denn eigentlich müsste Trump Anreize für den Kauf von US-Staatsanleihen schaffen.

In den zurückliegenden zehn bis 15 Jahren waren Investments in den MSCI-Welt-ETF für Anleger sehr lukrativ. Aufgrund der guten Entwicklung von US-Aktien ist deren Anteil im Weltindex jedoch auf mehr als 70 Prozent gestiegen. Allein die Gewichtung der Magnificent-7-Aktien ist höher als die von China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan zusammen. Die erhoffte Diversifikation im Portfolio ist somit nur noch eingeschränkt gegeben. Daher bauen immer mehr Investoren ihre Depots um.

Anlagegelder, die nicht mehr überwiegend in den US-Markt fließen, werden nun in Europa und in Schwellenländern investiert. Aufgrund der geringeren Marktgröße haben sie dort einen spürbar positiven Einfluss auf die Kurse. In Bezug auf die Emerging Markets kommt hinzu, dass diese Märkte in Phasen eines schwachen US-Dollars in der Regel gut laufen.

Gleichzeitig sind dort und in Europa die Bewertungen bei weitem nicht so ausgereizt wie in den USA. Deshalb dürfte sich auch die Outperformance der Aktienmärkte außerhalb der USA noch länger fortsetzen. Ganz sollte man der Wall Street den Rücken aber nicht kehren. Die Vielzahl der Unternehmen mit besonders starken Marktpositionen ist dort einfach zu groß. Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung der schieren Marktgröße, denn Großanleger, die täglich mehrere Milliarden bewegen müssen, bevorzugen hochliquide Märkte. Es ist nicht verwunderlich, dass gerade die großen US-Tech-Konzerne die Erholung am US-Markt in den vergangenen Wochen angeführt haben.

Die 25.000 Euro-Frage

Anleger, die einen langfristigen realen Werterhalt anstreben, kommen um eine Gewichtung von Aktien von mindestens 50 Prozent kaum herum. Der MSCI-Welt-ETF mit seiner hohen US-Gewichtung ist hierfür jedoch nicht mehr ideal. Besser ist eine direkte Verteilung auf die einzelnen Regionen, sodass vor allem Europa und die Schwellenländer neben US-Aktien einen größeren Platz im Depot einnehmen. Ein fünf- bis zehnprozentiger Anteil Gold bleibt ein Muss, auch wenn das Edelmetall kurzfristig wahrscheinlich etwas zu schnell gestiegen ist.

Bei Anleihen sollte man auf Währungswetten verzichten und stattdessen in Euro-Bonds mit mittleren Laufzeiten investieren. Lange Laufzeiten von mehr als zehn Jahren bieten bei 2,5 Prozent Zinsen kein faires Chance-Risiko-Verhältnis, wenn man bedenkt, dass die Inflation ein möglicher Ausweg aus dem Staatsschuldenproblem sein könnte.

Marco Herrmann ist seit 1992 für renommierte Banken und Fondsgesellschaften tätig. Seit 2010 verantwortet er als Geschäftsführer die Anlagestrategie der FIDUKA.

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und zur Nutzung durch den Empfänger. Sie stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung seitens oder im Auftrag der FIDUKA zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder Investmentfonds dar. Die in der vorliegenden Publikation enthaltenen Informationen wurden aus Quellen zusammengetragen, die als zuverlässig gelten. Die FIDUKA gibt jedoch keine Gewähr hinsichtlich deren Zuverlässigkeit und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung dieser Information ergeben.

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