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Merz wird 70 – und geht noch lange nicht in Rente | ABC-Z

Stand: 11.11.2025 10:32 Uhr

In dem Alter, in dem andere in Rente gehen, hat Merz seine politische Karriere noch einmal so richtig gestartet. Er könnte ein bequemeres Leben haben – daran denkt er momentan aber nicht.

Dass muss man auch erst einmal schaffen: Donald Trump vor Neid erblassen lassen. Aber tatsächlich: Als Friedrich Merz im August in Washington war, bewunderte Trump seinen Teint.

Mit 70 hat man eben noch Bräune. Während andere in Merz’ Alter rentnern, darf er endlich regieren. Ans Aufhören denkt Merz nicht im Entferntesten, 70 hin oder her. Schließlich halte er auch mit Jüngeren noch gut mit, ließ er wissen.

Und ja: Markus Söder ist jünger, Hendrik Wüst noch jünger – beide mussten Merz den Vortritt zur Kanzlerkandidatur und dann ins Kanzleramt lassen. Aber das ist ein anderes Thema.

Lebenstraum verwirklicht?

Merz hält jedenfalls mit. Kein Kanzler, keine Kanzlerin war im Amt älter als er – von Adenauer abgesehen. Rente mit 63? Lächerlich für Merz. In dem Alter kandidiert er für den CDU-Parteivorsitz – sein erster Versuch.

Rente mit 67? Von wegen. Da ist Merz Oppositionsführer und voller Angriffslust. Und heute mit 70 ist er endlich da, wo er sich selbst seit vielen Jahren sieht: im Kanzleramt. Lebenstraum verwirklicht. Oder etwa nicht?

Im Podcast Hotel Matze sagte Merz: “Für mich ist Politik nie Selbstverwirklichung gewesen oder Befriedigung von eigenem Machtgefühl.” So viel Selbstlosigkeit – mit 70 und wohl auch darüber hinaus. Vorausgesetzt, die Koalition hält.

Vom Rentnerleben im Sauerland will Merz jedenfalls noch nichts wissen. Auch wenn er sagt, er könne sich ein durchaus bequemeres und angenehmeres Leben machen, als er es derzeit habe.

Es soll besser laufen als bei Scholz

Aber warum sollte man es sich angenehm und bequem machen, wenn es auch unbequem geht? Morgen kommt der Sachverständigenrat und wird Unangenehmes zur wirtschaftlichen Lage sagen, Donnerstag unbequeme Fragen beim Handelskongress, und überhaupt diese ständigen Zickereien in der Koalition. Wahrlich extrem unkomfortabel.

So hatte sich Merz seine Kanzlerschaft bestimmt auch nicht vorgestellt. Im Gegenteil, es soll doch besser laufen als bei Olaf Scholz und mindestens so gut wie bei Angela Merkel zu ihren besten Zeiten.

Apropos Merkel: Friedrichs Parteifreundin wird heute bei den Feierlichkeiten im Bundestag nicht dabei sein. Sie hat Termine im Ausland. Aber schreiben will sie ihm, handschriftlich gratulieren. Vermutlich alles Gute wünschen, ihm persönlich, aber auch für die CDU und das Land. Und für das Land macht Merz das ja alles – wie wir jetzt wissen – auch im hohen Alter noch.

Kohl hat 16 Jahre regiert, Merkel auch. Ob Merz das auch anstrebt? In 16 Jahren wäre er 86. Es ist nicht anzunehmen, dass er so lange weitermachen will.

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