Neuer Linearbeschleuniger zur effizienten Krebstherapie |ABC-Z

Um Krebs effektiver und damit schonender zu bestrahlen, hat das Markus-Krankenhaus seinen onkologischen Schwerpunkt um einen Linearbeschleuniger ergänzt. Das Gerät namens Ethos Hypersight sei das erste seiner Art in Hessen, das auf Künstliche Intelligenz setze, sagt Michael Keller, Geschäftsführer der Agaplesion Frankfurter Diakonie Kliniken, zu denen das Markus-Krankenhaus gehört. Damit könne bei Bedarf ein Bestrahlungsplan täglich neu angepasst werden – ohne großen Aufwand.
Viele Tumore, etwa im Unterleib, wachsen in Organen, die beweglich sind, weil sie dem Druck eines gefüllten Magens oder Darms ausweichen müssen. Dadurch kann die Geschwulst jeden Tag etwas anders gelagert sein. Der Ethos Hypersight soll, wie schon der Name sagt, einen besonders genauen Blick auf den Krebs ermöglichen: Er macht ihn im Bild sichtbar und lässt dann die Künstliche Intelligenz einen Bestrahlungsplan erstellen. Ein Facharzt und ein Medizinphysiker müssen diesen Plan immer zu zweit begutachten, bevor die Maschine den Tumor mit ionisierender Strahlung bekämpft.
Das neue Gerät kann sogar die Zahl der Behandlungen insgesamt verringern, weil die Strahlen viel präziser dirigiert werden können. Die einzelne Dosis werde dabei erhöht, erläutert Daniela Schulz-Ertner, Chefärztin der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie. Doch weil der Fokus genauer gesetzt werden könne, würden Schäden am umliegenden gesunden Gewebe minimiert. Das Risiko von Nebenwirkungen werde daher trotz der stärkeren Dosis nicht erhöht. Auch bei inoperablen Tumoren in Kopf und Hals oder Weichteilsarkomen, die durch die Bestrahlung verkleinert werden sollen, werde das umliegende Gewebe besser als bisher geschont.
Weiterer Ausbau der Onkologie geplant
Falls die Radiotherapie täglich neu auf einen Tumor eingestellt werden muss, weil sich dessen Lage ändert, dauert eine Behandlung zwischen 20 und 30 Minuten, so Schulz-Ertner. In den meisten Fällen, wenn der Tumor klar lokalisierbar sei, müssten die Patienten nur fünf bis zehn Minuten auf der Bestrahlungsliege verbringen. Sie fährt nicht in eine beklemmend enge Röhre, sondern wird in einen Gerätekreis geschoben, von dem aus die Bestrahlung beginnt.
Von der neuen Technik werden zunächst vor allem Patienten mit Prostatakarzinomen, Harnblasentumoren und Enddarmkarzinomen profitieren, doch das Anwendungsgebiet werde stetig ausgeweitet, kündigt die Chefärztin an. Seit etwa zwei Monaten ist das Gerät der Firma Varian im Markus-Krankenhaus schon im Einsatz, 45 Patienten wurden bisher damit behandelt, die meisten von ihnen hatten Prostatakrebs. Im Team von Daniela Schulz-Ertner ist auch eine Oberärztin, die bereits andernorts Erfahrung mit dem Gerät sammeln konnte. Davon profitiert nun die gesamte Abteilung.
Für rund 20 Millionen Euro hat sich Agaplesion auch einen Anbau mit strahlensicherem Bunker für das neue Gerät geleistet. Die beiden vorhandenen Linearbeschleuniger sollen in den nächsten zwei Jahren gegen modernere Geräte von Varian ausgetauscht werden, die weitere Bestrahlungsoptionen, etwa für den Kopf, bieten. „Mit der Investition in diese innovative Technologie bauen wir unseren onkologischen Schwerpunkt am Agaplesion Markus Krankenhaus weiter aus und bieten auch Patienten aus anderen Krankenhäusern diesen hohen Behandlungsstandard“, sagt Geschäftsführer Michael Keller.