Wirecard: Österreich prüft Entzug der Staatsbürgerschaft von Jan Marsalek | ABC-Z

Das österreichische Innenministerium prüft, dem flüchtigen Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Anlass sind Medienberichte, die seinen Aufenthalt in Moskau und mögliche Aktivitäten für den russischen Inlandsgeheimdienst FSB dokumentieren.
Nach Angaben des Ministeriums erfolgt die Prüfung in enger Abstimmung mit der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Grundlage ist das österreichische Staatsbürgerschaftsgesetz, das einen Entzug vorsieht, wenn eine Person im Dienst eines fremden Staates handelt und dadurch die Interessen oder das Ansehen Österreichs schädigt. Auch Spionagetätigkeiten fallen darunter.
Medien veröffentlichen mutmaßlich aktuelle Aufnahmen
Recherchen von Spiegel, ZDF, dem österreichischen Standard, PBS und der russischen Plattform The Insider hatten Mitte September Hinweise veröffentlicht, wonach sich der 45-Jährige in der russischen Hauptstadt aufhält und dort für den Inlandsgeheimdienst FSB arbeitet. Die Medien veröffentlichten aktuelle Fotos, die Marsalek auf dem Weg in die FSB-Zentrale zeigen sollen. Zwischen Januar und November 2024 sei sein Handy mehr als 300-mal in unmittelbarer Nähe des Gebäudes an der Lubjanka geortet worden, berichtete das ZDF. Quellen in Moskau hätten seine Tätigkeit für den Geheimdienst bestätigt.
Marsalek soll sich mehrerer Alias-Identitäten bedienen, darunter ein russischer Pass auf den Namen Alexander Michailowitsch Nelidow. Den Recherchen zufolge reiste er unter dieser Identität in die Ostukraine und in das von Russland besetzte Mariupol.
Ermittlungen wegen bandenmäßigen Betrugs
Die Staatsanwaltschaft München ermittelt seit Jahren gegen Marsalek wegen bandenmäßigen Betrugs und besonders schwerer Untreue. Der 45-Jährige war 2010 in den Vorstand von Wirecard aufgestiegen und für das Asiengeschäft verantwortlich. Nach der Insolvenz des Unternehmens im Juni 2020 tauchte er unter.
Wirecard
meldete im Juni 2020 Insolvenz an, nachdem der Vorstand für die
Existenz von 1,9 Milliarden Dollar auf philippinischen Treuhandkonten
keinen Nachweis hatte erbringen können. Der Fall gilt als einer der
größten Finanzskandale der Bundesrepublik. Bereits im März 2024 hatten Spiegel, ZDF, Standard und The Insider berichtet, dass Marsalek seit Jahren für russische Geheimdienste tätig sei.





















