Stil

Außen krustig, innen cremig – Stil | ABC-Z

Bei der seltsamen Gattung namens Mensch neigen vor allem einige Männchen dazu, sich selbst grob zu überschätzen. Sie gockeln herum, plustern sich auf, schwafeln im Brustton der Überzeugung dummes Zeug daher – und manche haben mit dieser hohlen Angeberei sogar Erfolg. Sie zaubern aus heißer Luft Bitcoins oder lassen sich sogar zum US-Präsidenten wählen, in Einzelfällen beides gleichzeitig. Der Homo sapiens gilt als der schlaueste aller Menschenaffen, aber man kann auch daran zweifeln.

In der Tier- und Pflanzenwelt ist es aber nicht immer so, dass die Männchen die größten Angeber sind und damit auch noch durchkommen. Die Gottesanbeterin reißt ihrem Partner nach der Paarung den Kopf ab und frisst ihn. Die Männchen der australischen Breitfuß-Beutelmaus haben in der Paarungszeit bis zu 14 Stunden lang Sex mit allen Weibchen, die sie finden können – und fallen dann tot um. Anschließend werden sie von Artgenossinnen verzehrt. Mahlzeit! So, und wie kriegt man nach dieser makabren Vorrede jetzt die Kurve zu köstlichen Zucchiniblüten?

Bei den Zucchini, verwandt mit Melone, Gurke und Kürbis, bilden die Pflanzen männliche und weibliche Blüten aus. Wenn die männlichen Blüten die weiblichen mit ihrem Pollen bestäubt haben, verwelken sie und fallen ab. Sie haben ihre biologische Pflicht erfüllt. Das ist aus Sicht der Pflanze sinnvoll, alles andere wäre Ressourcenverschwendung, aber auch schade. Man muss keine Gottesanbeterin sein, um auf die Idee zu kommen, die hübschen Dinger aufzuessen, bevor sie vergammeln. Denn Zucchiniblüten sind eine Delikatesse – ob frittiert oder gebacken, gefüllt oder pur.

Am besten schmecken sie aus dem eigenen Garten

Im Juni zeigen Zucchini und Kürbisse die ersten Blüten. Die männlichen Exemplare erkennt man an den längeren, behaarten Blütenstielen, die weiblichen am Fruchtknoten unter den Blütenblättern am kürzeren Stängel. In Italien findet man während der Saison von Mai bis Juli in Supermärkten fertig vorbereitete Zucchiniblüten, in Deutschland kann man sie auf Märkten, in gut sortieren Gemüse– und Bioläden kaufen. Am besten sind sie natürlich frisch aus dem Garten.

Zucchini sind kalorienarm (15 Kalorien pro 100 Gramm), zudem eine gute Quelle für Folsäure, Mangan, Kalium und Vitamin A. Die orange-grünen Blütenblätter sehen nicht nur dekorativ aus, sie enthalten auch Beta-Karotin und Vitamin C. Der Geschmack der rohen Zucchiniblüte ist so subtil, dass er sich kaum beschreiben lässt. Er erinnert leicht an Kürbis, ist aber süßlicher und blumiger.

Die Kalorienarmut lässt sich auf raffinierte Weise ausgleichen, indem man die Blüten mit Ricotta und Parmesan füllt, paniert und in reichlich Öl ausbäckt. Man kann sie auch zu einer Frittata schichten und mit anderem Gemüse, Eiern und Käse in der Pfanne backen. Zucchiniblüten sind allerdings sehr empfindlich. Frisch gepflückte Blüten muss man vorsichtig mit den Fingerspitzen öffnen, unter kaltem Wasser abspülen, gut auf Schmutz und Insekten untersuchen und dann auf Küchenpapier oder einem Geschirrtuch trocknen lassen.

Für die Füllung Ricotta und Parmesan cremig rühren, mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Mischung mit einem Spritzbeutel oder mit Teelöffeln in die Blüten füllen, Blätter zudrehen und in Mehl wälzen. Anschließend in heißem Öl schwimmend ausbacken. Sobald sich eine zarte Kruste an der Außenseite der Blüten bildet und sie goldbraun sind, aus der Pfanne nehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Am Stängel nehmen und nach Art der Gottesanbeterin in einem Happs essen.

Das braucht man dazu

Als Vorspeise für vier Personen:

– 10 frische Zucchiniblüten

– 250 g Ricotta

– 50 g Parmesan

– Salz

– Pfeffer

– frisch geriebene Muskatnuss

– 50 g Mehl

– Pflanzenöl (zum Beispiel Raps oder Sonnenblume)

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