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Prostitution boomt in München zur Bauma – “Hütte ist voll”, sagen Betreiber | ABC-Z

München – “Perfekt entspannen nach der Bauma” steht in gelben Lettern auf dem Werbebanner. Darunter sind drei spärlich bekleidete Frauen in Bauarbeiterkleidung zu sehen. Damit wirbt der Leierkasten, das älteste und bekannteste Bordell Münchens, auf seiner Webseite.

München: Bordelle locken Bauma-Besucher

Wie bei Großveranstaltungen üblich – und vor allem bei denen, wo mehrheitlich Männer anreisen – gibt es vor Ort eine gestiegene Nachfrage im Rotlichtgewerbe, erzählt Kolja Nolte vom Bundesverband erotische und Dienstleistungen e.V. (BesD). Das ziehe auch Prostituierte an, denn “die Frauen sind ja nicht blöd, die wollen was verdienen”, so Nolte.

Die zuständige Behörde für das Prostitutionsgewerbe ist in München das Kreisverwaltungsreferat (KVR). Dort bestätigt man der AZ, dass zur Bauma vermehrt Anreisen von “Prostituierten aus anderen Bundesländern und dem europäischen Ausland” registriert werden. Die Zahl, der sich in München befindlichen Prostituierten habe sich um “etwa 50 Prozent” erhöht. Bei der letzten Zählung im Jahr 2023 stellte das Statistische Landesamt Bayern 1729 gemeldete Prostituierte in München fest.

Bei vielen stehen Großevents wie Messen, aber auch Sportveranstaltungen oder Volksfeste fest im Terminkalender, sagt Kolja Nolte. Dennoch könne man aber nicht pauschal von einer Zunahme an Freiern wegen Großveranstaltungen sprechen. Bei der EM 2024 sei damals auch ein großer Anstieg erwartet worden. Doch der sei minimal gewesen, so Nolte.

Männerlastige Messe: Wegen der Bauma kommen viele Prostituierte nach München

Bei Messen komme es auf verschiedene Faktoren an: das Thema und “die Männerlastigkeit”. Nolte, der selbst Sexarbeiter in Berlin ist, erzählt, dass viele Prostituierte aus ganz Deutschland nach München anreisen – und das nicht nur, wenn Wiesn oder Bauma ist. Denn hier lasse sich deutlich mehr Geld verdienen. Laut dem Erotikportal Erobella war München im Jahr 2024 beim Stundenpreis die dritt-teuerste Stadt.

Der Geschäftsführer des Leierkastens, der nur Deniz genannt werden möchte, erzählt der AZ, das weithin bekannte Bordell an der Ingolstädter Straße erlebe während der Bauma ein “ganz anderes Klientel, eine ganz andere Atmosphäre”. Besonders auffällig sei, wie viele Geschäftsleute in das Bordell kommen. “Wir sind hier definitiv mehr im Champagnerbereich als sonst”, so Deniz. Die Männer kommen in Gruppen, feiern einen erfolgreichen Geschäftsabschluss. Auch der Umsatz für ihn sei höher, denn da gehe es um “Millionenabschlüsse”.

Nicht umsonst hat er ein Werbebanner auf der Website des Bordells an die Bauma-Besucher gerichtet: “Hör mal wer da hämmert” (sic!), steht da. Es sei vergleichbar mit einem verkaufsoffenen Sonntag oder mit längeren Öffnungszeiten, von einem regelrechten Andrang merke er nichts, fürs Geschäft lohne es sich aber definitiv.

“Hütte ist voll”: Prostituierte aus ganz Deutschland kommen nach München wegen der Bauma

Auch eine andere Bordellbetreiberin erzählt der AZ, dass sie die Bauma in ihrer Arbeit deutlich merke. “Die Hütte ist voll, es reisen extrem viele Mädels an”, erzählt die Frau, die anonym bleiben möchte. Ihre “Mädels” kämen aus Berlin, Hamburg, Stuttgart, manche aus Österreich.

Sie betreibt ein Domina-Studio sowie die Monaco Residenz, ein sogenanntes Laufhaus. Bei zweiterem werden Zimmer an Prostituierte vermietet, in denen diese dann selbstständig ihre Leistungen anbieten. Dort seien aktuell alle 19 Zimmer belegt. “Wie bei der Wiesn”, so die Inhaberin.

Täglich kommen Geschäftsleute zu ihr, viel mehr als sonst. Sie tragen Anzug, kommen auch hier in Gruppen – sind jedoch meistens nicht betrunken. Das sei der Unterschied der Bauma zu anderen Großevents.

Das erzählt auch Kolja Nolte vom BesD. Beim Fußball oder auch zur Wiesnzeit seien die Freier oft zu betrunken, sie schaffen es nicht bis ins Bordell, erzählt er.

KVR kontrolliert engmaschig, auch “ob es den Frauen gut geht”

Wie viele Prostituierte aktuell tatsächlich in der Stadt sind, ist schwer abzuschätzen. Es gebe immer eine gewisse Dunkelziffer, berichtet Kolja Nolte vom BesD. Auch wenn sich seit 2017 Prostituierte bei den Behörden registrieren lassen müssen, verzichten viele aus praktischen Gründen darauf. Weil damit Kosten verbunden seien oder weil Prostitution abseits von Gewerbestätten de facto selten kontrolliert werde.

Anders in den Münchner Bordellen: Das KVR berichtet, man habe zuletzt am Donnerstag mit “zwei Teams Prostitutionsstätten kontrolliert”. Auch sonst gebe es bei ihm regelmäßige und engmaschige Kontrollen, berichtet der Geschäftsführer des Leierkastens. Dabei werden Ausweise und Genehmigungen geprüft, aber auch, “ob es den Frauen gut geht”.

Während der Bauma gebe es ein, zwei zusätzliche Kontrollen, erklärt auch die Betreiberin von Monaco Residenz. Probleme gebe es dabei aber keine, “meine Mädels kennen sich aus.” 

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