Geopolitik

Angriff am Holocaust-Mahnmal: Attacke mit Stichwaffe in Berlin – Mutmaßlicher Täter soll Asylbewerber sein | ABC-Z

In Berlin hat ein Mann einen 30-jährigen Spanier im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals mit einer Stichwaffe angegriffen. Das Opfer wurde schwer verletzt. Später nahm die Polizei einen Verdächtigen fest. Der Angreifer ist syrischer Herkunft und lebte in einer Geflüchtetenunterkunft in Leipzig.

Den Berliner Polizisten bot sich am Freitagabend ein schauriges Bild: Ein Mann mit Blut an den Händen schritt über die Straße, rund drei Stunden nach einer schweren Attacke im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals. Das sei für die Kräfte der ausschlaggebende Moment gewesen, um sofort zuzugreifen, schildert Polizeisprecher Florian Nath.

Der Mann soll gegen 18 Uhr einen 30 Jahre alten Touristen aus Spanien schwer, aber nicht lebensbedrohlich verletzt haben. Das Opfer habe mehrere Stiche in den Oberkörper erlitten. Die Tatwaffe wurde aber zunächst nicht gefunden. Das Opfer sei in einem stabilen Zustand, teilte die Polizei mit.

Der mutmaßliche Täter sei zu Boden gebracht und gefesselt worden, so der Polizeisprecher. „Der Festgenommene ist den Kräften sofort aufgefallen, weil er hier über die Straße geschritten ist.“ Die Polizei hatte mit einem Großaufgebot nach dem Mann gesucht. Anfangs hieß es, er sei auf der Flucht. Nach Informationen von WELT aus Sicherheitskreisen ist der Tatverdächtige Syrer und Asylbewerber aus Leipzig.

Auch die Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage hin, dass der Verdächtige ein 19 Jahre alter anerkannter Geflüchteter ist. Es soll bereits Untersuchungen in seiner Unterkunft in Leipzig gegeben haben. Er soll Wassim al M. heißen.

Wie der „Tagesspiegel“ berichtete, kehrte der Verdächtige offenbar von sich aus an den Tatort zurück. Die Einsatzkräfte hätten den Verdächtigen dann gegen 20.45 Uhr festgenommen. M. habe keine gültigen Ausweispapiere vorweisen können und sich schweigend festnehmen lassen, hieß es weiter. Auffällig war, dass der junge Mann nur leicht bekleidet war.

Am Samstag soll Wassim al M. einem Haftrichter vorgeführt werden. Das Motiv für den Angriff ist noch unklar. Das Landeskriminalamt 8, zuständig für islamistischen Terror, sei vorsorglich in die Ermittlungen eingebunden worden, erklärte Polizeisprecher Florian Nath am Abend. Zu dem Zeitpunkt war die Nationalität und der Name des Mannes noch unklar. Nach WELT-Informationen aus Sicherheitskreisen prüfen die Ermittler ein mögliches islamistisches Motiv. Der syrische Tatverdächtige soll seinem Opfer völlig unvermittelt in den Hals gestochen haben.

Nach Angaben der Polizei verweigerte M. am Freitag die Aussage. „Die Person wird in ein Polizeigewahrsam gebracht und wird von den Ermittlern weiter vernommen“, sagte Nath weiter. „Wir haben absolut keine Ahnung, was das Motiv für die Tat war.“ Laut dem „Tagesspiegel“ wurde am Tatort ein Klappmesser gefunden, ob es sich dabei um die Tatwaffe handelt, ist noch unklar. „Bild“ wiederum meldet, dass der mutmaßliche Täter noch bei seiner Festnahme ein Messer dabei hatte.

Die Kriminalpolizei befrage Zeugen, zahlreiche Beamte seien im Einsatz, hieß es weiter. Eine Verbindung zwischen dem Verdächtigen und dem Opfer laut Polizei zunächst nicht erkennbar. Der Spanier hielt sich demnach zu Besuch in Berlin auf.

„Wir haben mehrere Beweismittel gefunden“, sagte Nath. Die würden jetzt untersucht. Auch nach der Festnahme ging die Suche am Tatort weiter. „Wir suchen jetzt hier weiter nach Beweismitteln“, so Nath. „Das ist ein relativ großes Areal. Deshalb haben wir auch den Polizeihubschrauber hinzugezogen, um alles auszuleuchten.“ Auch Hunde suchten nach Spuren.

Ausschau gehalten wird Nath zufolge insbesondere nach Kleidungsstücken. Es sei auch nach möglichen Personen gesucht worden, die vielleicht von dem Tatverdächtigen angegriffen worden sein könnten. Gefunden habe man bisher aber niemanden, hieß es am späten Abend.

Rettungskräfte betreuten am Abend mehrere Menschen, die Zeugen der Tat wurden, wie die Polizei weiter mitteilte. Einige von ihnen standen unter Schock und wurden betreut. Drei Feuerwehrwagen sowie ein Dutzend Polizeifahrzeuge waren im Einsatz. Auch eine Feuerwehrleiter wurde ausgefahren, um von oben das Mahnmal auszuleuchten.

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin-Mitte befindet sich nahe dem Brandenburger Tor und dem Potsdamer Platz. Das im Jahr 2005 vom Bund errichtete Denkmal für die ermordeten Juden Europas besteht aus mehr als 2700 Beton-Stelen. Gegenüber dem Denkmal liegt auch die US-Botschaft.

dpa/AFP/sebe/sam/krott/jr/ad

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"