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Weichs: Lernen im grünen Klassenzimmer – Dachau | ABC-Z

Jeder Opa, jede Oma kann noch erzählen, wie sie als Kinder durch Wald und Wiese streiften und auf Bäume kletterten. Heute dagegen findet Kindheit vor allem drinnen statt, daheim und in Tagesstätten. Draußen, das sind meist Gärten und Spielplätze. Längst ist das kein Stadtphänomen mehr, auch auf dem Land kommen die Kinder kaum noch raus. Brigitte Dornstädter findet das schlimm. Für die Kinder und für die Natur; deshalb ist die 70-Jährige aktiv geworden und hat in ihrer Funktion als Vorsitzende des Weichser Gartenbauvereins das Projekt „grünes Klassenzimmer“ initiiert.

„Ich wohne seit 20 Jahren in Weichs, mit all den Zugezogenen ist es ein Schlafdorf geworden. Die Eltern arbeiten, und die Kinder gehen zum Teil bis 17 Uhr in die Kita. Und keiner hat Zeit, in die Natur zu gehen“, so ihre Beobachtungen.

Das grüne Klassenzimmer soll deshalb ein Anlaufpunkt sein, vor allem für Schulen. Wiewohl ein nur  3600-Seelen-Dorf, hat Weichs gleich zwei am Ort, die Grundschule und die Erzbischöfliche Realschule. Als Unterrichtsthema nennt Dornstädter das Moor, das inzwischen in jedem Lehrplan steht. Mit dem Weichser Moos habe man ein Naturschutzgebiet vor der Haustüre, „das kennt bloß kaum noch jemand hier“, sagt sie. Erste Gespräche mit den Schulen hätten gezeigt, „sie sind sehr interessiert“.

An einem leicht zum Regnerischen neigenden Freitagvormittag waren Dornstädter und vier weitere Freiwillige, fast alle vom Gartenbauverein, an einer Wegkreuzung am Rande des Weichser Mooses zugange. Ein Landschaftsbauer am Ort hat einen Kleinbagger geliehen, auf dem sitzt jetzt Simon Kammermeier. An ihn hat sich Brigitte Dornstädter zuerst gewandt, als ihre Idee konkret geworden war, und fand sofort einen Mitstreiter. Kammermeier ist Weichser Ortsvorsitzender des Bundes Naturschutz, sitzt für die SPD im Gemeinderat und ist Landschaftsarchitekt.

Brigitte Dornstädter ist die Vorsitzende des Weichser Vereins für Gartenbau und Landschaftspflege. Sie gab den Anstoß zum grünen Klassenzimmer. (Foto: Alexandra Vettori)

Ungewöhnlich findet Brigitte Dornstädter ihr Engagement für Natur und Naturbildung als Gartenbauvereins-Vorsitzende nicht. „Wir haben ja auch die Landschaftspflege im Namen“, sagt sie mit einem Lächeln. Nachdem Simon Kammermeier die Pläne für die drei Infotafeln zum Weichser Moos samt der hölzernen Sitzwürfel fertig hatte, gingen sie ins Rathaus. „Der ganze Gemeinderat hat zugestimmt“, schildert Dornstädter, dazu stellte die Gemeinde ein passendes Grundstück am Weicher Moos zur Verfügung, von den Schulen fußläufig zu erreichen. „Die einzige Auflage war: Der Bauhof macht aber nix“, erzählt sie lachend.

Als es um die Frage ging, welche Infos auf die Tafeln sollen, seien sie auf Cyrus Mahmoudi gekommen, den Dachauer Kreisvorsitzenden des Landesbunds für Vogelschutz. Er ist von Beruf Grafiker und war ebenfalls gleich dabei. Da er nebenbei noch ein versierter Hobbyfotograf und ständig auf Vogelbeobachtung unterwegs ist, konnte er auch lebensnahe Fotos beisteuern.

Einen Wermutstropfen gibt es aber doch. Die ursprünglich zugesagten Fördermittel nach Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR) des bayerischen Umweltministeriums flossen doch nicht. Somit stand die ohnehin nur aus Materialkosten bestehende Finanzierung auf der Kippe. Gerettet haben das grüne Klassenzimmer schließlich die Sparkassenstiftung und private Spender.

Simon Kammermeier betont, für den Bund Naturschutz Weichs sei die Zusammenarbeit wichtig. „Wir leiden an Nachwuchsmangel, da müssen wir die Kräfte bündeln.“ Außerdem fügt er an, „ist es was Gutes: In der Welt geht es drunter und drüber – wir pflanzen Bäume“. Die Einweihung des grünen Klassenzimmers findet am Donnerstag, 19. September, statt.

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